Emile Hengen
Parallel, doch in entgegengesetzter Richtung, verlaufen auch die Werdegänge von zwei einzigartigen Musikgruppen, die zumindest die europäische Independent-Szene nachhaltig geprägt haben: The Notwist und Efterklang. Erstere, Ende der 80er Jahre von den Gebrüdern Acher gegründet, durchlebte, rein musikalisch betrachtet, eine Metamorphose, die selbst Gregor Samsa vor Neid erblassen lässt. Denn was im Jahr 1989 in Weilheim seinen Anfang nahm und nach ohrenbetäubendem, schrägem Trash-Metal klang, ist heute, rund 20 Jahre später, Deutschlands Indie-Perle schlechthin – ein hochrangiger Botschafter, der mit einer unglaublich unverfrorenen Leichtigkeit, wie wir sie sonst nur von Jonny Greenwood kennen, den Geniestreich „Neon Golden“ (City Slang 2002) eingespielt hat, der selbst heute noch als Meilenstein in der Elektroakustik gilt.
Das Tor zur Welt
Nicht weniger bekannt sind Efterklang, die glatt als Isländer durchgehen könnten, wüsste man nicht, dass ihre eindrucksvolle Karriere im Jahr 2000 in Kopenhagen, unweit von der autonomen Wohnsiedlung „Christiania“ – nicht nur für Efterklang das Tor zur Welt – begonnen hat. Diese vier Troubadours haben mit der Platte „Tripper“ (The Leaf Label 2004) eine der wohl gefühlsbetontesten Opern des 21. Jahrhunderts komponiert, die sich vor allem durch eins auszeichnet: ihre überraschend sparsame Instrumentierung, die die Herzen der Liebhaber von Ambient und „Minimal Art“ höher schlagen lässt.
Doch in den darauf folgenden Jahren haben Efterklang immer mehr Gefallen an der E-Gitarre gefunden. Ihr letzter Wurf „Magic Chairs“ (4ad 2010) klingt poppiger als jeder Song von David Bowie. Wo The Notwist angefangen hat, scheinen Efterklang hin zu wollen – und umgekehrt. Doch bleibt zu hoffen, dass die Dänen, ehe sie dem Headbanging unterliegen, die Notbremse ziehen. Zurzeit befinden sie sich erneut auf mehrwöchiger Europatour, um auf den angesagtesten Sommerfestivals aufzutreten.
Doch am Sonntagabend legen sie einen exquisiten Zwischenstopp im „Exit 07“ ein, laut Marc Hauser, Programmveranstalter des Kulturzentrums, neben dem Auftritt der US-amerikanischen Soundtüftler „Tussle“ am anstehenden 27. August und der groß angesetzten Plattenbörse Ende des Monats eines der großen Highlights der diesjährigen Auflage der „Congés annulés“, deren Philosophie der Konzertveranstalter, der auf seinen Strandurlaub im Monat August um der Musik willen freiwillig verzichtet, wie folgt zusammenfasst: „Concerts, découvertes et autres activités font des ’congés annulés’ un mois d’août à valeur ajoutée pour les curieux qui ne partent pas en vacances!“. Und alle, die das Land nicht verlassen haben, sollten seiner Einladung Folge leisten und sich auf eine ungemein spannende Entdeckungsreise ins „Exit 07 begeben, sich überraschen lassen von den außergewöhnlichen Klängen einzigartiger Bands. Denn blind vertrauen, das können wir ihm.
Congés annulés
Konzerttermine
• Am 16. August:
Showcase mit Birdbones
(Aternative Rock)
• Am 19. August:
Konzert von Brach
(Hip Hop/Elektro)
• Am 21. August:
Showcase mit Artaban
(Elektro)
• Am 27. August:
Konzert von Tussle (USA) und Publicist (USA)
(Elektro/Indie)
• Am 29. August:
Plattenbörse
Detaillierte Informationen
unter www.exit07.lu
Efterklang
Exit 07
Bis zum 29. August
CarréRotondes
1, rue de l’Aciérie
L-1112 Luxembourg
Tel.: (+352) 26 62 20 07
www.efterklang.net
www.exit07.lu
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können