Ein Feldbahn-Paradies

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In der Zeit bis etwa 1970 spielten kompakte, aber leistungsfähige Schmalspurbahnen eine wichtige Rolle bei Militär, Industrie und Landwirtschaft. In der Region Picardie lässt der „P’tit Train de la Haute Somme“ diese längst vergangene Epoche wieder aufleben.

Der Norden Frankreichs gehört nicht zu den beliebtesten Ferienregionen des Hexagons, ist aber sehr wohl eine Reise wert.

Der „P’tit Train de la Haute Somme“ ist über die Autobahn (Richtung Metz-Reims-Amiens, Autobahn A29, Ausfahrt 53 „Gare TGV“) in gut vier Stunden von Luxemburg aus zu erreichen. Details über die Betriebstage und den Einsatz der Dampfloks findet man auf der Website.

Am Sonntag, 16. September findet aus Anlass der Journées du Patrimoine ein Tag der offenen Tür statt. Zum Abschluss der Saison wird am 30. September ein Dampffestival organisiert.
Web: www.appeva.org

Ab 1916 war die Region an der Somme Schauplatz einer der furchtbarsten Schlachten des Ersten Weltkrieges. Überall erinnern hier Friedhöfe und Mahnmale an diese entsetzliche Katastrophe mit über einer Million Gefallenen und Verletzten.
Nach dem Krieg wurden in der Picardie indes aus Schlachtfeldern recht schnell wieder Zuckerrübenäcker. Einige der ausgedehnten militärischen Feldbahnnetze (Spurweite 60 cm) erlebten daraufhin eine zweite Karriere im Dienst der lokalen Rübenbauern und Raffinerien.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass erstaunlich viel Feldbahn-Material aus dem Ersten Weltkrieg der Nachwelt erhalten blieb.

Die Museumsbahn „P’tit Train de la Haute Somme“ – auch bekannt unter der Bezeichnung CFCD, „Chemin de fer Froissy-Cappy-Dompierre“ – hält die Erinnerung an diese „chemins de fer portables“ wach.
Diese Museumsbahn ist im Département Somme (80) auf halbem Wege zwischen St-Quentin und Amiens gelegen. Die heute sieben Kilometer lange Strecke wurde 1916 zur Vorbereitung der Somme-Offensive verlegt. Sie ist bautechnisch interessant, da die 50 Meter Höhendifferenz zwischen dem Somme-Kanal und der Ebene von Santerre mittels zweier Spitzkehren bewältigt werden: einer etwa in den Anden durchaus gängigen, aber in Europa extrem seltenen Lösung.

Sehenswertes Museum
In Froissy, Heimatbahnhof der CFCD, informiert ein mit über 20 Loks und 25 Waggons bestücktes Museum die Besucher über die Geschichte und Funktionsweise der Feldbahnen. Ein Bistrot mit leichter Restauration sowie ein Buch- und Souvenirshop sind hier ebenfalls zu finden.

Der Verein APPEVA, Träger des „P’tit Train“, veröffentlicht übrigens auch die Eisenbahnzeitschrift Voie Etroite, die einen äußerst interessanten Einblick in die weltweite Szene der Schmalspur-, Touristik- Industrie- und Trambahnen bietet.

Zurzeit restauriert die CFCD eine technikgeschichtlich wertvolle Dampflok, die 1925 von der Stettiner Vulcan-Werft für die „Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahnen“ gebaut worden war. Für dieses Projekt sammelt die CFCD auch Spenden: Mehr dazu unter http://appeva.perso.neuf.fr/cfcd2.htm .
Auch in der Umgebung des „P’tit Train“ gibt es einiges zu entdecken, wie etwa die Kathedrale von Amiens oder das „Historial de la Grande Guerre“ in Péronne. Unterwegs lohnt z.B. die Festungsstadt Laon einen Besuch.