Samstag15. November 2025

Demaart De Maart

Kino„The Old Oak“ von Ken Loach

Kino / „The Old Oak“ von Ken Loach
Ein totes Haustier als Katalysator eines Sinneswandels einer Hauptfigur grenzt schon arg an der dramaturgischen Grenze zum Kitsch Foto: Joss Barratt, Sixteen Films

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Fast könnte man meinen, „The Old Oak“ wäre der Titel eines Dokumentarfilms über Ken Loach. In vielerlei Hinsicht ist der Brite nämlich diese alte Eiche: Er ist nicht aus der Landschaft wegzudenken, bewegt sich (ideologisch) keinen Millimeter und ist … na ja, alt. Der zweifach mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Filmemacher ist immerhin schon 86 und war auch diesmal wieder im Wettbewerb in Cannes.

„The Old Oak“ ist der Ort, um den die Handlung und seine Figuren oszillieren. TJ Ballantyne ist der Wirt dieser Kneipe, die ihre besten Zeiten hinter sich hat. Eigentlich spiegelt sie die kleine Stadt im Norden Englands wider. Seit die Kohleminen in den 1980ern dichtgemacht haben, dümpelt alles und jeder vor sich hin. Dass dann syrische Flüchtlinge in leeren Reihenhäusern Dächer über ihren Köpfen finden, stößt bei den Mitbewohnern auf wenig Begeisterung. Doch TJ und die junge syrische Fotografin Yara begegnen sich freundschaftlich und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen – und bringen die beiden Gemeinschaften vielleicht zueinander.

Fast eine Parodie

Man kann von Ken Loachs Spätwerk halten, was man will, aber seitdem die konservativen Tories auf der Insel an der Macht sind, schien der Regisseur wie beflügelt. Von Wut, Unverständnis gegenüber der Verhältnisse und Empathie als Reaktion. „The Old Oak“ ist jedoch bei Weitem der schwächste dieser Filme. Vor allem, weil es im Kern fast eine Parodie eines Loach-Films ist. Dieser Vorwurf muss nicht nur einem Ästheten wie Wes Anderson gelten. Wie auch schon bei „I, Daniel Blake“ oder „Sorry We Missed You“ verkommen seine Figuren oft zu Schablonen, die für die politische Message herhalten müssen. Die Wut Loachs hinter den ersten aufgezählten Filmen rechtfertigte oft die Mittel. Man denke dabei an die Szene in der Lebensmittelbank im „Palme d’Or“-Film oder an das Ende des Streifens über die Gig-Wirtschaft. Solche Szenen gibt es in diesem Film jetzt keine. Es liegt wohl im Auge des Betrachters, ob man den versöhnlichen Ton in diesem Fall akzeptiert oder nicht. Loachs emphatische „We’re in it together“-Haltung ist von Grund auf ehrlich, aber ein totes Haustier als Katalysator eines Sinneswandels einer Hauptfigur grenzt schon arg an der dramaturgischen Grenze zum Kitsch.

„The Old Oak“ von Ken Loach, mit u.a. Dave Turner und Ebla Mari. Zu sehen im Ciné Utopia.