Oz Perkins ist ein Drehbuchautor und Regisseur, der für viele als eine neue und erfolgsversprechende Stimme des zeitgenössischen Horrorfilms gelten darf. Sein Regiedebüt gab er 2015 mit dem psychologischen Horrorfilm „The Blackcoat’s Daughter“, der für seine dichte Atmosphäre und starke schauspielerische Leistung gelobt wurde. Sein zweiter Film, „I Am the Pretty Thing That Lives in the House“ (2016), vertieft sich in Themen wie Angst und Isolation. Darauf folgte „Gretel & Hansel“ (2020), eine Neuinterpretation des klassischen grimmschen Märchens, das sich durch seine düstere, atmosphärische Erzählweise und feministische Note auszeichnet. Der Film legt einen starken Fokus auf die psychologischen Aspekte der Charaktere und die Beziehung zwischen den Geschwistern, während er gleichzeitig mit Themen wie Erwachsenwerden und der Konfrontation mit dem Unheilvollen spielt.
Es ist auffällig, wie sehr Perkins in diesen Filmen eine Idee des spirituellen Bösen verfolgt. In „The Blackcoat’s Daughter“ ist die Tochter faktisch die Tochter des Teufels, ebenso wie in „Gretel & Hansel“ die Hexe tatsächlich existiert. Sein letzter Film „Longlegs“ setzte Nicolas Cage in die Hauptrolle und ist ein eher unausgeglichener Hybridfilm zwischen Thriller und Horror, der seine innere Welt überaus ernst nahm, am Ende aber nicht alle internalisierten Logiken transparent machte. Perkins nimmt das paranormale Böse an, stellt es nicht in Frage – es ist diese innere affirmative Logik des Übernatürlichen, die die Filme von Perkins verbindet.
Ein Familientrauma?
In „The Monkey“ behält er eine innere Logik bei, die er wie eine Spielregel fest appliziert, dabei aber einem komödiantischen Ton einen weitaus umfangreicheren Stellenwert beimisst: Als Kinder entdecken die Zwillingsbrüder Hal und Bill (in einer Doppelrolle: Christian Convery) einen Spielzeugaffen. Wenn man ihn mit einem Schlüssel aufzieht, beginnt der Affe, mit zwei Drumsticks zu einer fröhlichen Melodie zu trommeln. Allerdings: Jedes Mal, wenn der Affe spielt, stirbt in der Nähe ein Mensch auf grausame Weise. Traumatisiert von diesen schrecklichen Erlebnissen, werfen die beiden Jungen den Affen schließlich in einen tiefen Brunnen. Jahre später, als Erwachsene, haben Hal und Bill (ebenfalls in einer Doppelrolle: Theo James), die ohnehin ein angespanntes Verhältnis zueinander hatten, den Kontakt abgebrochen. Doch 25 Jahre nach der Beseitigung des Affen beginnt in der Kleinstadt Casco erneut eine Serie mysteriöser und blutiger Todesfälle. Hal, zusammen mit seinem entfremdeten Sohn Petey (Colin O’Brien), macht sich auf den Weg nach Casco, um das Rätsel hinter diesen tragischen Ereignissen zu lösen.
In „The Monkey“ besteht eine deutliche Nähe zu dem Frühwerk von Peter Jackson, dem Splatter-Aspekt des Horrors gilt auch hier ein zentrales Augenmerk, ohne dabei aber die persiflierenden Hiebe auf die Psychoanalyse mitzuformulieren. So vorhersehbar „Longlegs“ war, so erwartbar und redundant sind die Schockmomente in „The Monkey“, der im Gegensatz zum Vorgängerfilm den düsteren Pessimismus des Serienmörderstoffes durch die Monotonalität des immergleichen Gags aufhebt: Es spritzt viel Blut in diesem Film, immer origineller fallen die Tötungsszenarien aus. Dass diese schnell erwartbare Sterbeserie in „The Monkey“ an Spannungsbogen verliert, liegt womöglich zuvorderst an seiner stofflichen Basis: Dem Film liegt eine vierzigseitige Kurzgeschichte von Stephen King zugrunde, die hier um etliche Todesfälle erweitert wurde. Um den Horror als Ausdruck eines Familientraumas zu lesen, reicht die inhaltliche Tiefe in „The Monkey“ nicht aus. Anstatt das Genre in seiner Vielschichtigkeit zu nutzen, verbindet Perkins viel eher dessen Oberflächenreize mit den humorvollen Affekten der Komödie.
De Maart
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