Kino„The Lord of the Rings“ zurück auf der Leinwand: Bildgewaltiges Filmerlebnis

Kino / „The Lord of the Rings“ zurück auf der Leinwand: Bildgewaltiges Filmerlebnis
Die um die Jahrtausendwende erschienene „The Lord of the Rings“-Trilogie gilt immer noch als eines der größten und ehrgeizigsten Filmprojekte, die je in Angriff genommen wurden  

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Die Faszination für die Fantasy-Filmreihe ist ungebrochen. Kinepolis zeigt die Filme in ihrer Langfassung am 2. Dezember im Komplex Kirchberg.

Dass sich ausgerechnet der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, ein Autodidakt, der Realspielverfilmung von J.R.R. Tolkiens Klassiker der modernen Fantasyliteratur „The Lord of the Rings“ annehmen sollte, galt Ende der Neunziger als waghalsiges Unterfangen, war der damals Mittdreißiger doch bekannt geworden durch seine aberwitzigen und derben Low-Budget-Horrorfilme „Bad Taste“ (1987) und „Braindead“ (1992). Dass sich die Filmtrilogie aber neben der literarischen Vorlage als Klassiker der Filmgeschichte etablieren konnte, scheint heute selbstverständlich.

Neben Star Wars als Vertreter der Science-Fantasy gilt das Franchise als ein Meilenstein des Fantasy-Genres, das eine ungemein große Fangemeinde seit dem Erscheinen der Bücher in den Fünfzigerjahren entwickelt hat. Die um die Jahrtausendwende erschienenen drei Teile „The Fellowship of the Ring“ (2001), „The Two Towers“ (2002) und „The Return of The King“ (2003) gelten immer noch als eines der größten und ehrgeizigsten Filmprojekte, die je in Angriff genommen wurden. Mit einem Budget von 281 Millionen Dollar (das entspricht heute in etwa 500 Millionen Dollar) setzte die Produktionsfirma New Line Cinema vor mehr als zwanzig Jahren alles auf eine Karte.

Bahnbrechende Innovationen

Die Leitlinien dieses ungemein kommerziellen Erfolges sind nunmehr unschwer auszumachen. Da gibt es zum einen die damals bahnbrechenden Innovationen im Bereich der digitalen Abbildungen des Films: Das Motion-Capture-Verfahren, mit dem schauspielerische Gestaltungsmittel auf eine digitale Figur übertragen werden konnten, war wegweisend: James Camerons „Avatar“ (2009, 2022) wäre ohne diese filmtechnologischen Errungenschaften undenkbar. Die visuellen Effekte sind indes nie Selbstzweck, sie harmonieren vielmehr mit den praktischen – den Miniaturbauten, den Prostetics, dem Make-up, die sich in die Gesamtkulisse der Landschaft Neuseelands einschreiben. Ferner werden diese Bilder zur Schaffung einer auf Superlativen beruhenden Immersion durch eine eingängige Filmmusik des kanadischen Komponisten Howard Shore untermalt, die auf dem Prinzip der Leitmotivtechnik beruht. Die aufwändige Kostümarbeit und das detailverliebte Produktionsdesign runden dieses ungemein sinnliche Filmerlebnis ab. In diesem Sinne und ganz im Gegensatz zu Tolkien überwiegt bei Jackson mithin eine optimistische Note, die um die Themen der Hoffnung, des Muts, der Resilienz, der Kameradschaft entwickelt wurde, um so ein massenmediales Filmereignis zu schaffen.

Ohnehin ist das fantastische Erzählen im Film nahezu so alt wie der Film selbst – „The Lord of the Rings“ trifft ein Moment, das der filmischen Kunstform immer schon inhärent war: Mit Filmen wie Georges MéIiès‘ „Voyage dans la lune“ (1902), einer Pionierleistung des frühen Stummfilms, wurde bereits ein Jahrhundert zuvor mit einer Weltraumfahrt zum immersiven Filmerleben eingeladen. Es ging damals weniger darum, eine Geschichte zu erzählen, als vielmehr darum, das Publikum mit noch nie gesehenen Bildern zu überwältigen. Peter Jacksons Filme schreiben sich in diese Tradition ein: Es geht auch ihm letztlich darum, das Publikum immer mehr durch ein ungemein effektvolles Steigerungsprinzip der Schauwerte ins Staunen zu versetzen, weil das große Imaginationsvermögen Tolkiens auf der Leinwand verwirklicht wird. „The Lord of the Rings“ bekundet in jeder seiner sorgsam komponierten Einstellungen die liebevolle Hingabe zum fantastischen Erzählen und zum Kino – dem Medium, dem es tatsächlich möglich ist, andere Welten aufzumachen.