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Sie gehen weiter, die ambi tionierten Kulturprojekte zwischen dem rumänischen Sibiu und Luxemburg. Auch nach 2007. Die „Casa Luxemburg“ in Sibiu war rappelvoll, als dort am vergangenen Mittwoch die erste „Antenne“ des Instituts der „Itinéraires culturels européens du Conseil de l’Europe“ feierlich eingeweiht wurde.

Von unserer Redakteurin
Janinia Strötgen, z.Z. Sibiu

Im Jahr 1984 entstand im „Conseil de l’Europe“ die Idee, Europa anhand von kulturellen Wanderwegen zu erschließen. Das Ziel war klar: die Förderung des Bewusstseins einer gemeinsamen kulturellen Identität Europas. Dass Europa nicht nur an Verhandlungstischen in einigen Großstädten stattfinden kann, leuchtet jedem ein, ein wirkliches Näherkommen der Bevölkerungen ist jedoch ein langer, vor allem kultureller Weg, der von engagierten Menschen mühsam geebnet werden muss.

Eine dieser Personen ist Erna Hennicot-Schoepges. Sie ist Präsidentin des Instituts der „Itinéraires culturels européens“, das seit 1997 seinen Sitz in Luxemburg – zuerst im „Tour Jacob“, dann in der Abtei Neumünster – hat. Gemeinsam mit Kulturministerin Octavie Modert, Regierungsrat Guy Dockendorff und Michel Thomas-Penette, Direktor der „Itinéraires“, war sie nach Sibiu gereist, um dort mit den rumänischen Vertretern die erste Zweigstelle der „Itinéraires culturels européens“ einzuweihen.

Sichtbare Spuren

„All jene, die nicht ihre Geschichte und ihr kulturelles Erbe kennen, können auch in der Zukunft kaum Projekte erfolgreich realisieren“, beschrieb der rumänische Generalsekretär der Kultur, Vasile Timis, treffend die Motivation der Initiative. Er zeigte sich erfreut darüber, dass die erste Antenne des Instituts ausgerechnet in Sibiu eingeweiht wurde. Die Entscheidung, die erste Zweigstelle im rumänischen Sibiu einzurichten, ist kein Zufall, sondern beruht auf einer langen Tradition.

Der erste Kontakt zwischen Luxemburg und Transsylvanien entstand bereits im 12. und 13. Jahrhundert, als eine Gemeinschaft aus dem Moselgebiet nach Transsylvanien auswanderte. Noch heute sind die Spuren nicht zu übersehen. Zwar sind sie eine sehr kleine Minderheit, doch ihre Kultur und Sprache sind überproportional präsent. Sicherlich einer der Gründe, warum auch in den letzten Jahrzehnten der Kontakt zwischen Sibiu und Luxemburg so stark intensiviert wurde. Die Kooperationen gipfelten im Jahr 2007, als die beiden Städte gemeinsam „Europäische Kulturhauptstadt“ waren.

Transsylvanien ist heute vor allem wegen der zahlreichen Kirchenburgen, die mit Hilfe der Einwanderer im 12. und 13. Jahrhundert gebaut wurden, um das Gebiet gegen feindliche Übergriffe zu schützen, ein touristisches Anlaufziel. Neben der Ausdehnung der Arbeit der „Itinéraires culturels européens“ im südöstlichen Europa, ist die Aufgabe der Zweigstelle in Sibiu deshalb auch, einen Wanderweg zu erschließen, der die verschiedenen Kirchenburgen miteinander verbindet. Der Weg, um die Anforderungen zu erfüllen, damit der „Itinéraire“ offiziell vom „Conseil de l’Europe“ anerkannt wird, ist ein langer. Bis heute gibt es 29 solcher Wanderwege in ganz Europa. Zahlreiche weitere sind in Planung. Einer davon ist der in Transsylvanien. Die konzeptuelle und methodische Arbeit, diesen Wanderweg zu realisieren, wird vor allem von Luxemburg aus gemacht. Um die Gegend allerdings zu erschließen und für Touristen attraktiv zu machen, bedarf es vor allem der Unterstützung zahlreicher lokaler Initiativen und Einrichtungen. Hierfür wurde die rumänische Nichtregierungsorganisation „Mioritics“ mit ins Boot geholt.

Grenzen überwinden

Die Initiative des Instituts der „Itinéraires culturels européens“ ist vor allem deshalb eine gute Sache, weil sie das große Konstrukt Europa von Diplomatentreffen wieder zurück in die Bevölkerung holen möchte. Der Kontakt von Mensch zu Mensch stehe im Vordergrund, denn nur dadurch könnten die „Grenzen in den Köpfen“ allmählich verschwinden, wie Erna Hennicot-Schoepges immer wieder betonte. Dass die Kommunikation und die Werbung für diese neue Art von Tourismus noch nicht ausreichend entwickelt sind, ist an sich schade.

Denn ebenso wie dem gemeinsamen kulturellen Erbe Europas mehr Sichtbarkeit verliehen werden muss, kann auch die Arbeit des Instituts nur auf fruchtbaren Boden fallen, wenn die Bevölkerung über das Angebot ausreichend informiert wird.

Aber dafür sind wir, die Presse, ja da. Und weil es bei dem gerade neu entstehenden Wanderweg nicht nur um die Besichtigung der Kirchenburgen in Transsylvanien geht, sondern vor allem auch darum, rumänische Realität und Dorfalltag zu erleben, werden wir Journalisten uns nun, nach dem offiziellen Brimborium um die Einweihung der Filiale, in das Abenteuer stürzen, das rumänische Hinterland zu erkunden. Von Kirchenburg zu Kirchenburg, mit Zwischenstopps und Übernachtungen in Dörfern, in denen es weder Internet noch Handyverbindungen gibt. Wenn wir bis dahin wieder in der digitalisierten Welt angekommen sein sollten, können Sie in unserer Dienstagsausgabe mehr über diese Erfahrungen lesen.

www.culture-routes.lu