KunsteckeSeltsame Blumen, Blüten und andere Motive: Damien Deroubaix & Guests bei Nosbaum Reding

Kunstecke / Seltsame Blumen, Blüten und andere Motive: Damien Deroubaix & Guests bei Nosbaum Reding
Damien Deroubaix, „Norway in September“, 2023, Öl und Collage auf Leinwand, 200 x 150 cm Foto: Valerie Archeno

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Damien Deroubaix hat für seine neue Ausstellung in Luxemburg sechs Künstler eingeladen. Blumen und Blüten stehen diesmal im Mittelpunkt der Schau. Doch diese Blumen sind nicht dem natürlichen Vorbild nachgeahmt, sie entpuppen sich eher als seltsame Gebilde. Die Expo läuft bis zum 2. März in der Galerie Nosbaum Reding.

Mit der Ausstellung „Picasso et moi“ 2016 im Mudam hat der Künstler zahlreiche Kunstfreunde irritiert, wagte er sich doch an ein Meisterwerk der Kunstgeschichte heran, das die politische Komponente des bekannten Meisters der abstrahierenden Kunst wie kein zweites Bild repräsentiert. Für Damien Deroubaix war seine ambitiöse Auseinandersetzung mit Picasso eine längst fällige Hommage, hat das 1937 von Picasso geschaffene Werk „Guernica“ doch anlässlich einer in seiner Schülerzeit in Arles besuchten Expo das Interesse des jungen Franzosen an der bildenden Kunst geweckt. In einem Gespräch mit Markus Pigram gesteht er, dass „Guernica“ ihn bis heute nicht losgelassen hat, er diese Begeisterung und Beeinflussung seines Werdeganges in einer breit gefächerten Schau mit eigener Guernica-Interpretation und anderen Werken verankern musste.

Deroubaix, 1972 in Lille geboren, verbrachte seine Schulzeit in Frankreich, studierte in Lyon, wechselte später zeitweise nach Karlsruhe. Er beschäftigte sich eingehend mit Kunstgeschichte, studierte verschiedene Meister und Vorbilder mehrerer Kunstbewegungen ausführlich und verinnerlichte einige Maler so sehr, dass er sie später auch schon mal in Arbeiten künstlerisch zitierte.

Von Kunstgeschichte geprägt

Als Maler, Bildhauer und Holzbearbeiter ist Deroubaix mittlerweile weltweit bekannt. Im Laufe der Jahre offenbarte er eine ausgeprägte Vorliebe für gewisse Stile deutscher Malerei, sodass ein bekannter Experte ihn einst als den „deutschnahesten“ Maler Frankreichs bezeichnete, dies auch wegen seiner Farbpalette, die sich eher in düsteren Schattierungen denn in grellen und freundlichen Tönen bewegt. Das ergibt sich sowohl aus Deroubaixs’ allgemeinen Kunstverständnis als auch seiner Art und Weise, seine Bilder zu gestalten, Themen und Formen mit Symbolen und Verweisen aus vergangenen Zeiten anzureichern, um immer wieder Bezug auf historische Geschehnisse zu nehmen, selbst um aktuelle düstere Ereignisse anzugehen. Er mag es nicht, diese frontal zu fokussieren.

Durch die Kunstgeschichte wandernd greift er kleine und bedeutende Momente auf, zitiert diese in seinen Arbeiten und greift gestandene Formen auf, um diesen über deren augenscheinliche Darstellung hinaus neue, eigenartige Bedeutungen einzuflößen, sie völlig losgelöst von ihrem herkömmlichen Verständnis frei und anders zu interpretieren. Seine Arbeiten sind gespickt mit derartigen Parallelen und Anspielungen, auch wenn der Betrachter dies nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennen kann. Seine Bilder wirken oft eher wie dahin geworfen, sind in der Tat aber gekonnt und gedacht aufgebaut, sodass ein französischer Kenner ihm gar einen „pyramidalen“ Aufbau seiner Bilder unterstellte.

Deroubaix gibt denn auch zu, er überlasse nichts dem Zufall. Er durchdenkt seine Werke sehr sorgsam und zögert selbst nicht, ungenutzte Elemente bei der Schaffung eines Bildes mittels Collage-Technik gar in ein anderes, neues, passenderes Werk einzuarbeiten. Der Künstler setzt in seinen Arbeiten öfters die Collage-Technik ein, weil er neben Ölfarbe auf Leinen mal gerne schnell auf Papier malt, um die so festgehaltenen Momente leichter in eine Gesamtkomposition einfließen zu lassen. Dies ist auch bei einigen Arbeiten der nun gezeigten Auswahl der Fall.

Deroubaix stellt seine Bilder seit 1998 aus und hat nicht nur Werke im Mudam, sondern auch in vielen renommierten Museen, etwa MOMA in New York oder Pompidou in Paris. Bei seiner dritten Expo in der Galerie Nosbaum Reding präsentiert er 15 Arbeiten (sieben Skulpturen und acht Gemälde) und zeigt 20 Bilder von seinen Gästen, sechs von der jungen talentierten Französin Clémence Mauger, drei spezielle Pflanzendarstellungen von Fritz Bornstück, zwei Papierarbeiten von Camille Fischer, drei Zeichnungen von Jan R. Faust (1969 als Yannick Demmerle in Frankreich geboren), zwei Drucke auf Holz von Yannick Vey, ein Print von Irini Karayannopoulou, ein Bild des in der Galerie gut bekannten Manuel Ocampo und einen Druck Nr. 22/50 mit einem Osterblumen-Motiv von David Hockney (Preis auf Nachfrage). Deroubaix hat einigen von seinen Freunden einen Galerie-Platz an seiner Seite geboten. Mal sehen, wie diese teils relativ jungen Künstler, vorwiegend aus Frankreich, mit ihren ureigenen Blumen-Interpretationen unterschiedlicher Faktur ankommen.

Blumen und ihre Deutungen

Die Holzarbeiten von Deroubaix, teilweise mit anderen Materialien kombiniert, ergänzen die Naturfarbe des Materials durch schwarze Einfärbungen und drücken trotz Ornamente eher Nachdenkliches aus einer anderen Welt aus. Mit „Live after Death/Tournesols“, „Norway in September“, „Wunder der Natur“, „Sans titre“ und „Iris“, alles rezente Bilder, hat der Künstler keine freundlichen Stillleben mit lieblichen Blumenbildern kreiert, vielmehr gilt es, diese genau anzuschauen, um in den Blumen, Blättern, Vasen, Töpfen und Hintergründen jene Indizien herauszufiltern, die diesen eigenartigen Blumengewächsen eine tiefgreifende Bedeutung verleihen.

Bei den Gemälden „Golgatha“, „Guest for fire“ und „Lucid Fairytale“ variiert das Thema und der Künstler verdeutlicht seine Absichten, auch wenn selbst diese seinem Hang, gerne völlig „apokalyptische“ Inszenierungen in Bildern umzusetzen, nicht ganz entsprechen, so lassen sie keinen Zweifel an seiner kritischen Grundeinstellung. Diese im Detail zu entschlüsseln, überlassen wir gerne den Besuchern einer Ausstellung, die einmal mehr seinen freien Umgang mit gesellschaftlichen Fragen des Alltags, rückblendende Blicke in trostlose Momente der Vergangenheit und freie, künstlerisch umgesetzte Gedankenspiele für die Zukunft artikuliert.

Info

„Damien Deroubaix & Guests“: Fritz Bornstück, Jan R. Faust, David Hockney, Clémence Mauger, Manuel Ocampo, Yannick Yey in Nosbaum Reding bis zum 2. März 2024.