Kaltnasse Tage wie jetzt im Spätherbst und lange Abendstunden: Zu allen Zeiten haben solche äußeren Bedingungen Menschen mit ihrer Sehnsucht nach Wärme und Licht zusammengeführt. Passend zur Jahreszeit knüpft das Lëtzebuerg City Museum an diese Beobachtung an und präsentiert Facetten des Eisenkunstgusses, der ab dem 16. Jahrhundert in Form von Ofen-, Taken- und Kaminplatten zum Wohlbefinden beitrug.
Von Martina Kaub
Das Knacken und Knistern von brennenden Holzscheiten im Kamin, ein herabhängender Kupferkessel, ein Spinnrad und barock anmutende Stühle entwerfen im hinteren Teil der Ausstellung das Bild einer „guten Stube“ oder „Stuff“. In Verbindung mit einer Audio-Installation, die die Stimme einer „Geschichtenerzählerin“ wiedergibt, wird die romantisierende Vorstellung eines gemütlichen Winterabends vergangener Zeit evoziert.
Ganz anders der Eindruck am Ausgangspunkt der Ausstellung. Dem Besucher öffnet sich ein tunnelartiger Raum, der in rot-gelbes, „feuriges“ Licht getaucht ist. Er vernimmt hier metallische Geräusche, die ihn atmosphärisch in eine Industrieanlage versetzen. Ein Dokumentarfilm, Anfang der 1920er-Jahre von Gustave Labruyère gedreht, um die Standorte und die Produktion der Arbed-Stahlhütten weltweit zu promoten, vermittelt den Prozess der Stahlerzeugung in einer 1997 restaurierten Fassung.
Im Gegensatz zu dieser industriellen Großanlage konnten andere Eisenhütten nur einfache Eisenbarren aus Guss herstellen, die zur Weiterverarbeitung an Gießereien geliefert wurden. Eine letzte „Massel“ aus dem Hochofen von Fischbach, 1857 gegossen, zeugt von diesem Produktionsbereich.
Im weiteren Verlauf zeichnen ausführliche Erklär- und Bildtafeln sowohl historische, topografische und geologische Gegebenheiten der heutigen Großregion als auch die zur Eisenproduktion erforderlichen Grundvoraussetzungen und -bedingungen nach. Der Besucher erfährt zum Beispiel, dass Eisenerz in drei mineralischen Formen und in verfestigten Boden- und Gesteinsschichten, aber auch in Sedimentschichten ehemaliger Gewässer vorkommt. Gefördert wurde es zunächst im Tagebau, später auch in Minengängen. Weitere benötigte Rohstoffe waren Kalk als Zutat im Ofen, um unerwünschte Bestandteile zu binden, und Holzkohle als Brennstoff.
Abbildungen archäologischer Funde früher Hütten des 15. und 16. Jahrhunderts zeigen beispielsweise Gebäudereste des Hochofens von Buré-la-Forge aus dem Jahr 1838, wo Eisenerz aus Saint-Pancré verhüttet wurde. Vor der Öffnung für die Luftzuführung wölbt sich auch hier ein tunnelartiger Vorbau. Beschrieben und in einer Videoinstallation gezeigt wird nun die Herstellung der Takenplatten. Abgeleitet wird der Begriff vom Lateinischen „tegere“, das für „(be-)decken“ steht. Es handelt sich um gusseiserne Platten, deren eine dekorierte Seite in die Stube blickte, während die rohe Rückseite in Richtung Küche gedreht war. Auf diese Weise wurde die Wärme des offenen Feuers in der Küche zur Stube geleitet.
Eine eigenständige Kunstform
In Luxemburg, Lothringen und der Eifel befanden sich in Bauern- und Stadthäusern auch Takenschränke („Takeschaf“), flache Schränke, die im Inneren eine Takenplatte enthielt. Basierend auf dem gleichen Prinzip war die Wandnische auf der Stubenseite häufig als Wärmeschrank eingerichtet, in dem Lebensmittel vor Feuchtigkeit und Kälte geschützt wurden. Individuelle Gestaltungswünsche und Finanzkraft entschieden über die jeweilige Ausführung. Für das Dekor wurde die Schmelze in eine mittels Ton- oder Holzfiguren hergestellte Sandform oder in geschnitzte Holzmodeln gegossen. Ausgeführt von Kunsthandwerkern und Künstlern konnte so die eigenständige Kunstform des Eisenkunstgusses entstehen.
Die präsentierten Platten unterscheiden sich bezüglich ihrer Themen, Motivgestaltung, Detailgenauigkeit und Ornamentik, aber auch Größe und Form. Die Bildersprache ist häufig christlicher Kunst entlehnt, aber auch profaner und politischer Ikonografie. Heraldische Motive auf Kaminplatten repräsentieren etwa die Reichsabtei Echternach, 1728-1751 unter Abt Grégoire Schouppe; das 1685 gegossene Wappen Frankreichs war der Festungskaserne von Longwy zugedacht.
Für die Darstellung der „Pax Aurea“ („Goldener Frieden“) als anzustrebendes Ziel der Politik kommt vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges und seinem Ende 1648 ein staatlicher Hoheitsträger als Auftraggeber in Betracht. Die Form eines Triptychons hat die „Opferung Isaaks“ (um 1600), vermutlich aus Eisenschmitt/Vulkaneifel stammend, erhalten; die Art der Darstellung ist eindeutig an malerischen Vorbildern orientiert und sehr detailgenau.
Auch die Platten der „Heiligen Familie“ von 1696, wahrscheinlich in Ardenner Hütten gegossen, zeugen von großem künstlerischem Anspruch und Können. Maria und Josef, dieser eine Lilie als Zeichen der Reinheit und Jungfräulichkeit Marias tragend, halten das Jesuskind in ihrer Mitte an den Händen. Über ihnen schwebt Gottvater in einer Wolke, aus der die Taube als Symbol des Heiligen Geistes hervortritt.
Andere Mariendarstellungen zeigen den Bildtypus der „Mondsichelmadonna“ (um 1700) oder, im Fall der „Luxemburger Madonna“ (um 1700, Ardennen), die „Himmelskönigin“ mit Zepter und dem gekrönten Jesuskind im Arm.
Zuletzt erwähnt sei aus der griechischen Geschichte Alexander der Große sowie aus der klassischen Mythologie die römische Göttin Ceres (griechisch: Demeter) (um 1700). Die Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums der Feldfrüchte trägt auf dem Kopf einen aus Kornähren geflochtenen Kranz, in der rechten Hand hält sie Rebenlaub, in der linken das Füllhorn mit Früchten. Weitere Attribute sind Trauben, Mohnkapseln und Hülsenfrüchte, die ihre Gestalt in symmetrischer Anordnung umrahmen.
Zusammenfassend ist festzustellen: Ob als Teil des Hausrats oder Statussymbol, Hoheitszeichen oder Finalprogramm, die Taken- oder Kaminplatten waren je nach Komplexität der Bildsprache mehr oder weniger dekorative Wärmespeicher – in den ausgestellten Werken auf jeden Fall bemerkenswerte Kunstobjekte.
Info
Schwaarz Konscht. L’imagerie des taques de cheminée, 16e-19e siècles.
Die Ausstellung ist noch bis zum 28.6.2020 zu sehen.
De Maart
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