
Am 28. Januar fand im Kammermusiksaal das Release-Konzert zur Debüt-CD von Arthur Stockel, dem jungen Soloklarinettisten des Luxembourg Philharmonic, statt. Auf dieser CD spielt Stockel die beiden Klarinettenkonzerte sowie das Quintett für Klarinette und Streichquartett von Carl Maria von Weber. Begleitet wird der Klarinettist vom Luxembourg Philharmonic unter der Leitung von Leo McFall und dem Quatuor Hanson. Im Rahmen des von den „Frënn vun de Lëtzebuerger Philharmoniker“ organisierten Konzert spielte Arthur Stockel dann auch zusammen mit dem Quatuor Hanson das Weber-Quintett, davor zudem das Quintett KV 581 von W. A. Mozart – übrigens das allererste Klarinettenquintett der Musikgeschichte – und die Fantasiestücke op. 73 von Robert Schumann in der Bearbeitung für Klarinette und Streichquartett von Harold Seletzky (2007). Stockel erwies sich in diesem Konzert als absoluter Stilist, als fantastischer Techniker und subtiler Feingeist. Vor allem die musikantischen Elemente sind ihm in allen drei Werken wichtig und die wunderbare und niemals aufdringliche Virtuosität veredelt die immer ausgewogenen und mitreißenden Interpretationen. Ihm zur Seite stand das Quatuor Hanson, das ebenso frisch und dynamisch wie virtuos und dialogfreudig agierte. Doch kommen wir zur CD-Besprechung:
Der Gesang der Klarinette
Wenn das Klarinettenkonzert auch nicht ganz vorne auf der Beliebtheitsskala der Konzertpodien steht, so ist die Gattung doch schon seit der Barockzeit extrem produktiv und gerade im 20. und 21. Jahrhundert werden so viele Klarinettenkonzerte geschrieben wie nie zuvor. Die bekanntesten und beliebtesten sind neben denen von Franz Krommer, Antonio Rosetti und W. A. Mozart wohl jene von Carl Maria von Weber. Und diese beiden Klarinettenkonzerte hat Arthur Stockel auf seinem Debütalbum eingespielt.
Hier, wo Musiker wie Sabine Meyer, Walter Boeykens, Jörg Widmann oder Eduard Brunner Aufnahmegeschichte geschrieben haben, erweist sich Stockel als ebenso genialer wie dynamischer Interpret, der die internationale Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Ganz im Gegenteil: Artur Stockels Interpretationen sind sehr individuell und auch sehr gesanglich angelegt, sodass sie sich wohltuend von denen anderer Interpreten abheben. Der Klarinettist erweist sich als ein absoluter Meister in Sachen Gestaltungsfreudigkeit, Spieltechnik und Farbpalette. Der volle Ton seines Instruments ist zu herausragenden Klangspielereien fähig, mal keck, mal nachdenklich, aber immer warm und immer leuchtend. Stockel folgt den melodischen Linien und spielt sie so, wie ein Sänger ein Lied interpretiert. Immer mit konsequenter Logik, narrativ und innerer Spannung. Die Musik erklingt somit in jedem Moment lebendig und virtuos, aber immer ohne Effekte und akrobatische Kapriolen.

Stockels ausgeglichene Interpretationen werden von Luxembourg Philharmonic wunderbar unterstützt. Die hervorragende Klangtechnik zeigt ein sehr offenes, fließendes und vor allem atmendes Orchesterspiel, in dem sich der Solist quasi grenzenlos austoben kann. Und es sind gerade diese Leichtigkeit, diese spürbare Improvisationslust und dieser kohärente Dialog mit dem Orchester, die diese Aufnahmen so besonders machen. Der junge britische Dirigent Leo McFall spornt das Orchester zu einer Höchstleistung an und die Musiker, die froh zu sein scheinen, sich auch einmal in diesem „klassischen“ Repertoire zu beweisen, folgen dem Dirigenten mit Engagement und Präzision.
Ein ganz besonderer Leckerbissen ist das Klarinettenquintett op. 34, bei dem Stockels Partner das französische Quatuor Hanson ist. Im Gegensatz zu dem vollsymphonischen und runden Klang der beiden Klarinettenkonzerte wird hier ganz anders musiziert. Die einzelnen Stimmen werden sehr klar herausgearbeitet und alle Musiker arbeiten sehr solistisch. Das Quatuor Hanson zeigt sich dabei als ein exzellentes und klanglich vielschichtiges Ensemble, das mit frischen und innovativen Ideen neue Perspektiven der Interpretation aufzeigt. Auch Stockels Spiel wirkt hier noch wendiger, verspielter und akzentuierter. Das ist Kammermusik auf allerhöchstem Niveau. Dank der wirklich herausragenden Interpretationen, einer satten Spieldauer von 71 Minuten und einem herrlichen Klang ist dieses Album rundum zu empfehlen. Zudem empfiehlt sich der Soloklarinettist des Luxembourg Philharmonic als ein Interpret internationalen Ranges.
Das dynamisierende Klavier
Einen Tag später ließ uns Sir Andras Schiff an seiner aufregenden Auslegung der Mozart-Klavierkonzerte teilhaben. Auf dem Programm standen die späten Konzerte Nr. 24 & 25 sowie die Symphonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“ von Joseph Haydn. Solist und Orchester zeigten sich an diesem Abend besonders spielfreudig und dem gut gelaunten Sir Andras Schiff gelangen in Personalunion von Dirigent und Solist drei makellose Interpretationen. Und diese überraschten diesmal nicht durch einen reflektierend-feingliedrigen Stil, wie man ihn ja eigentlich von Schiff erwartet, sondern vielmehr durch ein absolut virtuoses, augenzwinkerndes und energiegeladenes Musizieren.

Der Pianist bot dem Publikum ein in allen Hinsichten atemberaubendes Spiel, das mal einen kecken, mal einen dramatischen Mozart in den Vordergrund stellte und in den beiden langsamen Sätzen wunderschön und tief empfunden wirkte. Ein Hochgenuss waren die Kadenzen, in denen sich Schiff wieder einmal als beeindruckender Stilist und perfekter Mozart-Interpret bewies. Exzellent war dann auch das Zusammenspiel mit der Cappella Andrea Barca, die mit viel Raumgefühl, einem federnden Klang und markanten Akzenten immer wieder für Freude sorgte. Fast noch besser als die beiden Mozart-Konzerte gelang Schiff und seiner Cappella die Interpretation von Joseph Haydns Paukenschlag-Symphonie, die vor der Pause gespielt wurde. Perfektes Timing, perfekte Tempi, eine ebenso klug gestaffelte wie mitreißende Dynamik, und das alles in einem kernigen und konturreichen Klanggewand. Das war ein Haydn der Extraklasse, der wie auch die beiden Mozart-Konzerte vom Publikum gebührend gefeiert wurde.
De Maart
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