Robert Brandy, Jahrgang 1946, Studien in Luxemburg und Aix-en-Provence, ist seit 1972 künstlerisch aktiv. Er ist ein Urgestein der heimischen Kunstszene. Mit unzähligen Soloausstellungen und Beteiligungen an Kollektivexpos, national wie international, hat er sich auch außerhalb der Landesgrenzen einen Namen gemacht. Seine Werke sind sowohl national als auch international in Privatsammlungen und musealen Kollektionen vertreten. Das Nationalmuseum widmete ihm rezent eine bedeutende Hommage, in der seine künstlerische Laufbahn nachgezeichnet wurde. Zahllose Presseartikel, Dokumentarfilme und Bücher sind ihm gewidmet, doch das Referenzwerk schlechthin, ihn und seine Kunst betreffend, bleibt „Robert Brandy – Peintures 1971-2001“ von Bernard Noël, mit Beiträgen von Claude Lorent und Jean Sorrente.
Der freien, lyrisch geprägten Malerei treu geblieben
Letzterer hat denn auch die Einleitung zu dieser Schau unter dem Titel „Robert Brandy et l’art de peindre“ verfasst. In der Tat, allen Entwicklungen in der bildenden Kunst zum Trotz ist Brandy schlicht und ergreifend Maler geblieben. Seine Vorliebe für stilvolle Autos, etwa Austin Healey Frogeye, hat ihm ganz persönliche kunstvolle Ansichten seiner Objekte der Begierde auf Leinwand entlockt, auch hat er zeitweise mit der imaginären Figur Bolitho Blane künstlerisch kokettiert und Mitte der 80er-Jahre „Rahmengebilde“ vorwiegend aus Holz geschaffen, doch seine Vorliebe zur Malerei mit Pinsel, Spachtel und Bürste hat ihn immer wieder und stets mit großer Leidenschaft zurück an die Leinwand getrieben. Wie viele Bilder er in all den Jahren gemalt hat, wissen wir nicht, doch in der Galerie Ceysson & Bénétière auf Wandhaff präsentiert er knapp 53 Gemälde in unterschiedlichen Formaten aus den letzten Jahren.

Brandy arbeitet professionell. Thematisch hat er sich konsequent erneuert, meist ist er der informellen Art jedoch treu geblieben. Auch haben die in der Kunstgeschichte gesammelten Einflüsse, die einzelne Kritiker immer wieder gerne ausmachen wollen, nur flüchtig sein Tribut gezollt, Brandy ist bei der freien, lyrisch geprägten Malerei geblieben, hat diese auf seine Weise variiert. Seine Farbpalette hat sich von hellen bis weislichen Tönen über gelb-bräunliche Konstellationen bis ins sanfte oder auch mal saftige Grün mit manchmal bläulichen Akzenten stets der von ihm gesetzten Thematik angepasst. Schwarz hat bei ihm nicht immer eine Rolle gespielt, doch in den vergangenen Jahren hat er diese Farbe in seinem breit gestisch geführten Duktus verstärkt eingesetzt. Die Kompositionen der letzten Jahre sind von breiten, schwarzen Linienfiguren geprägt, größtenteils zentral gesetzt, und nach allen vier Seiten ausschweifend wirken diese Elemente gar wie lose Kreuze, dann wieder wie offene und geplatzte Knoten, aber stets den Aufbau des Bildes bestimmend.
Kräftige Geste in Schwarz
Seine Vorliebe für das Format 150×200 bietet ihm ausreichend Raum für farblich variierte Hintergründe, die dominant gelblich oder auch vielfarbig in der Bildtiefe wirken. In seinen ähnlich gestalteten Kompositionen auf Hochformat ausgerichteter Leinwand erscheinen die kräftigen oben beschriebenen schwarzen Bildsegmente noch kondensierter, sodass Brandy diese Werke nicht mit „Sans Titre“ wie Erstere, sondern beispielsweise mit „Black over Blue green – PO124“ oder „Black over orange – PO623“ identifiziert.
Dem Titel der aktuellen Ausstellung entsprechend zeigt er eine Reihe mit Bildern, die er mit „Open landscape“ auszeichnet, Arbeiten, die sich auf die farbliche Wiedergabe von Stimmungen konzentrieren, wobei er auch mal mit dem Stift Strukturen einfügt, die ganz dezent häuserähnliche Umrisse erkennen lassen. Andere Bilder wiederum folgen einem eigenen Kompositionsdrang, ohne sich deutlich in eine Serie einzufügen. Sie verkörpern halt die „offene Landschaft“.
Wie aufgeklappte Bücher
Zu den Überraschungen dieser Expo gehören die in Rahmen gefassten Werke, die wie aufgeklappte Bücher mit mittig angesetzten in den Raum reichenden Blattfetzen mal horizontal, mal vertikal ausgerichtet sind. „Ohne Titel“ heißen diese Arbeiten kleineren Ausmaßes, die jedoch durch ihre malerisch-materielle Dichtheit und Farbenfroheit positive Botschaften und Referenzen an den Büchern inhärente Inhalte ausstrahlen.
Es sind diese Exponate, die einmal mehr zeigen, dass der Künstler, obwohl er zu seiner traditionell ausgerichteten Leinwand-Malerei steht, seiner Kunst einmal mehr ansehnliche Erneuerung einzuflößen in der Lage ist. Trotz Präferenz für die Leinwand und das Papier zeigen diese innovativen Werke, dass Brandy sich nicht scheut, andere „supports“ einzusetzen, diese geschickt zu handhaben. Dass er dies erneut für diese Ausstellung getan hat, leuchtet ein, da bekanntlich in dieser Galerie die französischen Künstler der Bewegung „supports-surfaces“, die derzeit auch im Nationalmuseum auf Fischmarkt geehrt werden, großgeschrieben werden. Brandys offene Landschaft artikuliert sich heuer um eine farblich sorgsam abgesteckte Kompositionen, die seine Malkunst einmal mehr deutlich unterstreicht.
Infos
Robert Brandy „Open Landscape“ in Calerie Ceysson & Bénétière, Wandhaff
Von Mittwoch bis Samstag zwischen 12.00 und 18.00 Uhr
Noch bis zum 21. Dezember 2024
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können