Noch bluesjung

Noch bluesjung
9.12.2011: Big Pete Pearson (Foto: Ralph Thein)

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Heute Abend feiert der Blues Club Lëtzbuerg mit einem Jubiläumskonzert seinen 20. Geburtstag. Wir unterhielten uns mit seinem Präsidenten Claude Hastert.

Im November 1997 fand das erste Konzert des Blues Club Lëtzebuerg statt. Mehr als 200 Konzerte hat der Club in seinen 20 Jahren organisiert. Wir unterhielten uns mit seinem Präsidenten.

Wie kam es zu der Gründung des Blues Club?

Anstatt immer ins Ausland zu fahren, wollten wir die Gruppen nach Luxemburg holen und jene vorstellen, die nicht so bekannt sind. Damals hatte allerdings keiner von uns erwartet, dass die Sache 20 Jahre überdauern würde.

Wer waren die Gründer?

Vier Freunde, die die Initiative ergriffen: Vic Degrelle, Ben Boulanger, Roland Trierweiler und ich. Wir waren Schulkameraden – wenn man einen Club aus der Taufe hebt, ist es auch besser, das mit Leuten zu tun, die sich gut kennen. Im ersten Vorstand waren dann acht oder neun Personen, darunter auch Ralf Thein, neben mir der Einzige aus der Gründerzeit, der noch mit dabei ist. Wir hatten es in den Zeitungen angekündigt und nach Tüntingen, wo die Gründungsversammlung am 9. Oktober 1997 stattfand, kamen auch einige Leute. Sofort nach der Versammlung fand eine Jam-Session von luxemburgischen Musikern statt. Das erste Konzert vom Blues Club, mit Larry Garner, fand bereits im Sang a Klang statt. Das zweite war mit Anson Funderburgh, der auch auf unserem Jubiläumskonzert am Freitag spielen wird.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit Blues Club und Sang a Klang? Ihr beide gehört ja mittlerweile irgendwie zusammen.

Ich kannte Fernand Theato, die Person, die sich um den Sang a Klang kümmerte, persönlich. Er war einer meiner Arbeitskollegen auf der Gemeinde. Fernand ist schon verstorben, aber wir haben die gute Beziehung zu den Betreibern des Saals beibehalten. Und der Sang a Klang – das muss man einfach so sagen – bekam erst durch uns den Bekanntheitsgrad, den er heute hat. Es gibt amerikanische Künstler, denen beim Namen Luxemburg als erstes „Sang a Klang“ einfällt. Einmal wichen wir wegen Bauarbeiten in der Straße ins Beggener Kulturzentrum aus, hatten dann aber weniger Besucher. Ich war vorige Woche beim Lucerne-Blues-Festival, dort waren Musiker, die auch schon in Luxemburg spielten, und die erinnerten sich alle an den Sang a Klang. Das blieb bei denen hängen.

Wie viele Bands hat der Blues Club bis dato nach Luxemburg eingeladen?

Mehr als 200, würde ich sagen.

Die Hauptbands sind ja stets aus dem Ausland. Warum keine luxemburgischen?

Nun, die luxemburgischen Bands spielen viel in den Cafés, die kann man sich ja dort anhören. Wenn wir ein Konzert organisieren, müssen wir den Saal mieten, eine Anlage hinsetzen. Die Kosten bekämen wir aber nie gedeckt, da sich die Leute ja zu Recht fragen würden: „Wofür soll ich 15 Euro bezahlen, wenn ich die Band am nächsten Tag gratis im Liquid hören kann?“ Aber wir organisieren die Blues Challenge, da wird sich ja auf luxemburgische Gruppen beschränkt. Das ist eine Geste von uns, denn da zahlen wir drauf.

Hat sich die luxemburgische Bluesszene direkt oder indirekt durch den Blues Club in den letzten 20 Jahren geändert?

Ich weiß nicht, ob sie sich durch uns geändert hat, aber man kann feststellen, dass mehr Konzertveranstalter Blueskonzerte organisieren. Ich denke da an Tetingen, Differdingen. Ob das nun wegen uns ist, weiß ich nicht. Im Allgemeinen muss man sagen, dass die Bluesszene attraktiver wurde.

Das stimmt, früher musste man nach Freudenburg (Saarland) fahren, um ein gutes Blueskonzert zu hören.

Genau. Auch wir sind früher stets nach Freudenburg in den Ducsaal zu Konzerten gefahren, bis wir uns einmal gesagt haben: „Was der Manni (Betreiber des Ducsaal) kann, das können wir auch.“ Damals, vor mehr als 25 Jahren, schlug ich ihm vor, „Omar & The Howlers“ einzuladen. Ich beteiligte mich zur Hälfte daran, weil ich sie einmal live sehen wollte. Nach dem Konzert kam uns die Idee, etwas Ähnliches in Luxemburg zu organisieren.

Sehen Sie eine Entwicklung in den letzten 20 Jahren in der Bluesmusik selbst?

Selbstverständlich. Ein sehr wichtiger Faktor, was den Blues in Luxemburg angeht, ist die „Bluesschoul“ in Differdingen. Man darf nicht vergessen, dass dank ihr der Blues in Luxemburg eine Zukunft hat. Im Rahmen des letzten Blues Contest (das Tageblatt berichtete) sind Schüler der Bluesschule aufgetreten. Da sah man, welches Potenzial in der luxemburgischen Szene steckt. Über die Zukunft des Blues hierzulande braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Auch der Blues entwickelt sich …

Ja, da ist die große Diskussion um den Crossover, da ist z.B. Mike Zito (spielte am 30.4.2010 im Sang a Klang, d.Red.), ein Musiker, der auch mit anderen Richtungen experimentiert, aber trotzdem immer noch Bluesmusiker bleibt. Wir haben manchmal Diskussionen rund um die Engagements, ob dies oder das noch Blues ist oder nicht. Aber in unseren Statuten steht, dass wir „le blues et les musiques qu’il inspire“ fördern. Und wir sehen das auch nicht so eng.

Auf Blues-Festivals wird ja auch immer mehr Crossover geboten.

Genau, manchmal wundert man sich, warum sich einige Events noch Blues-Festival nennen. Wir versuchen aber, dass das, was wir organisieren, noch Blues ist und nicht völlig „entartet“. Wir wollen nicht, dass die Leute nachher sagen, unsere Konzerte hätten nichts mit Blues zu tun.

Wie viele Mitglieder hat der Club?

Um die 320. Die Mitgliederzahl ist quasi konstant, seit unserem Bestehen pendelt sie um die 300. Das ist natürlich wichtig für uns, ohne die Mitglieder könnten wir nicht leben. Wir informieren sie mit unserem Faltblatt „Blues News“, das wir in einer Auflage von 4.000 Stück drucken, über Neuigkeiten in der Szene.

Wenn Sie freie Auswahl hätten, welchen Künstler würden Sie einladen?

Dazu muss ich eines sagen: Ich habe jahrelang seit Bestehen des Clubs davon geträumt, „Lil’ Ed Williams and the Blues Imperials“ einzuladen. Vor zwei Jahren waren sie dann bei uns und ich war enttäuscht, dass so wenig Leute gekommen sind. Ich hatte mir zwar meinen Traum erfüllt, aber das, was man selbst mag, entspricht nicht immer dem Geschmack der anderen Leute. Was man aber trotzdem sagen muss, ist, dass viele Menschen uns vertrauen – nach dem Motto: „Ich kenne die Band, die auftritt, zwar nicht, aber ich komme trotzdem, weil ich weiß, dass es gut ist. Es gibt natürlich auch Leute, die auf den Namen schauen. Wir bekommen ebenfalls Echo aus dem Ausland, z.B. bezüglich „Lil’ Ed Williams“. Wir wurden gefragt, wie wir es fertiggebracht hatten, solche Leute in unseren Saal zu holen, in den doch nur 250 Leute hineinpassen.

Wie haben Sie es denn fertiggebracht?

Nun, in 20 Jahren baut man schon gute Verbindungen auf. Worüber ich mich noch richtig freuen würde, wäre ein Auftritt von Rick Estrin, den ich fantastisch finde. Es gibt noch andere amerikanische Musiker, die fast nicht zu bezahlen sind, weil sie nicht oft nach Europa kommen. Träume eben. Aber das mit Rick Estrin, das müssten wir schon noch hinbekommen.

Können Sie noch etwas zu den Gruppen sagen, die heute Abend bei der Geburtstagsfeier auftreten?

Wir versuchen, die Spannweite des Blues aufzuzeigen. Low Society ist eine junge, freche Band, die aggressiven Blues spielt. Sie zeigt, was die neue Richtung des Blues sein kann. Danach spielt Anson Funderburgh, der schon seit 40 Jahren, die er mittlerweile im Geschäft ist, die gleiche Musik macht, aber immer noch gut beim Publikum ankommt. Ich habe ihn gerade in Luzern gesehen und ich kann Ihnen sagen, da bekommt man immer noch Gänsehaut.