Blickte man auf die Tarife – bis zu 30 Euro Eintrittsgebühren an der Abendkasse –, wusste man auf Anhieb, wem dieser Abend gewidmet war. Nicht dem Troublemaker, sondern einzig und allein Luxemburgs prominenten Überfliegern. Die einzigen „Troublemaker“ vor Ort waren die von der „Stëmm vun der Strooss“ und die kochten eine deftige Suppe für die Bürgermeister dieses Landes.
Sehen und gesehen werden
Sehen und gesehen werden, lautete der Leitsatz an diesem Abend. Ein Smalltalk hier, ein anderer da. Und über allem thront Thierry van Werveke als Massenware. Thierry als Buch, Thierry als Shirt, Thierry als DVD, Thierry als Tonträger, gar Thierry als Stecknadel: die Vermarktung dieser „Kultperson“ scheint keine Grenzen zu kennen. In Thierry scheint nun auch Luxemburg seinen Jim Morrison gefunden zu haben. Für alle Ewigkeit!
Und was den musikalischen Aspekt betrifft, mag ich aus dem Mund einer mir unbekannten Person zitieren: „Blickt man auf das Line-up, muss man sich unweigerlich die Frage stellen: Wie viele von ihnen haben Thierry van Werveke persönlich gekannt?“ Vermutlich weniger als die Hälfte. Doch rein musikalisch betrachtet, war es zugegebenermaßen ein angenehmer Abend.
Luxemburgs Musiker ließen sich nicht zweimal bitten, an dieser Galaveranstaltung teilzunehmen. Die Liste war schier endlos: Serge Tonnar, Daniel Balthasar, Raquel Barreira, David Moreira, Claudine Muno, Gollo Steffen und das unglaublich spielfreudige „Chicago Family Orchestra“ mit hochkarätigen Musikern wie beispielsweise Paulo Simoes, Ernie Hammes oder Al Ginter sind nur einige Namen, die hierzulande wahrlich kein unbeschriebenes Blatt sind und die sich am Samstagabend durch zahllose Kapitel Luxemburger Musikgeschichte sangen.
Unentbehrliche Sozialarbeit
Durch den Abend moderierten Désirée Nosbusch und Marc Limpach, kündigten die Stars des Abends an und gewährten Einblicke in die Arbeit der „Fondation Thierry van Werveke“, die gezielt junge Troublemaker unterstützt und ihnen ermöglicht, sich erneut in die Gesellschaft einzugliedern, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln und sich ein Leben voller Zukunftsperspektiven aufzubauen. Und gerade diese unentbehrliche Sozialarbeit schätzen wir so ungemein. Doch der Samstagabend hatte rein gar nichts damit zu tun. Es war nichts anderes als pures Marketing, unpersönlich und ohne nennenswertes Highlight.
Und so schwelgen wir lieber in Erinnerungen – wie in jenen des ersten Benefiz-Konzerts in der Escher Kulturfabrik. Das war ein denkwürdiger Abend – authentisch, aufopfernd und wertschätzend.
De Maart

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