Dienstag21. Oktober 2025

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Marketing für ein liebenswertes Paar

Marketing für ein liebenswertes Paar
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Das Vorhaben der Ausstellung über die Kunstsammlung von König Wilhelm II. der Niederlande ist nicht neu. Fünf Jahre lang haben die Experten aus den Niederlanden, aus Russland und Luxemburg daran geplant.

Sie haben die nach der unglücklichen Versteigerung in alle Winde verstreuten Kunstwerke wieder zusammengetragen und in ihren historischen und anekdotischen Kontext gesetzt. Einer dieser Experten ist Gabriele Diana Grawe, die für die Sammlungen der Villa Vauban zuständig ist.

KÖNIGLICHE SAMMELLUST MEHR ERFAHREN

Die Ausstellung „Königliche Sammellust“ ist noch bis zum 12. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr (freitags bis 21 Uhr) in der Villa Vauban zu sehen. Führungen sind jeweils am Freitag um 18 Uhr in französischer und sonntags um 15 Uhr in luxemburgischer/deutscher Sprache. Individuelle Führungen können auch über die Rufnummer +352 47 96 4900 oder [email protected] gebucht werden.

Im Rahmen der Ausstellung finden auch thematische Konferenzen statt. Bereits am morgigen Mittwoch um 16 Uhr spricht der Spezialist Raymond Harsch über die kostbaren Silberstücke, die Teil der prachtvollen Aussteuer der Zarentochter waren. Die prunkvollen Teile aus Russland bildeten einen tiefen Kontrast zu den kalvinistischen Traditionen der Niederlande.

In einer weiteren Konferenz spricht der Möbel-Restaurator Daniel Soisson am kommenden 10. September um 16 Uhr über die ausgestellten Möbelstücke, die heute teilweise noch in den königlichen Residenzen der Niederlande stehen.

„Er war ein Kriegsheld. Seine Beteiligung an der Schlacht von Waterloo (die letzte Schlacht von Kaiser Napoleon 1815) war ihm sehr wichtig. Er ließ sich gerne in den Uniformen abbilden, die er selbst entwarf und an denen alle Orden steckten, die er im Lauf seiner Karriere bekommen hatte. Genauso begeistert war der König-Großherzog der Niederlande aber auch von seiner Kunstsammlung, für die er eigens eine gotische Halle errichten ließ. Diese war auch dem Publikum zugänglich.“ Anschaulich weiß Gabriele Grawe den hierzulande trotz des Reiterstandbildes auf dem „Knuedler“ kaum bekannten Wilhelm II. zu beschreiben. Ihre Führung beginnt bei der Abbildung der Halle, die gleich eingangs der Ausstellung in der Villa Vauban zu sehen ist. Sie zeigt den König inmitten seiner Schätze. Auch seine Gattin, die russische Zarentochter Anna Pawlowna, ist auf dem Bild zu sehen. Die mächtigen Kandelaber im Stil der Neo-Renaissance, die das Bild umrahmen und beleuchten, hat der König speziell für seine Ausstellungshalle anfertigen lassen. Daneben steht ein Spiegel im russischen Empire-Stil, der vom Prunk der königlichen Einrichtung zeugt. Er gehörte zur prunkvollen Aussteuer von Anna Pawlowna.

Das Bild ist eines der Lieblingsstücke Gabriele Diana Grawes, der luxemburgischen Kuratorin der drei-nationalen Ausstellung, die nach dem niederländischen Dordrecht und der Eremitage in Sankt Petersburg jetzt auch in Luxemburg gezeigt wird. Noch bis zum 12. Oktober ist sie in der Villa Vauban zu sehen.

Drei Dimensionen

Das hiesige Konzept ist leicht anders als in den Niederlanden oder in Russland, der Heimat der Königin. Luxemburg war es wichtig, die beeindruckende Sammlung des Herrschers, die zu seinem Ruin führte und nach seinem Tod veräußert wurde, um seine Schulden zurückzuzahlen, in ihren historischen und gesellschaftlichen Kontext zu stellen. „Wir haben bei der Hängung der Ausstellung nicht weniger als sieben Sprachen benutzt. Was ich als ‚Turm von Babel‘ gefürchtet hatte, wurde letztendlich zu einem spannenden internationalen Vorhaben“, schwärmt Grawe rückblickend.

Das internationale Projekt lässt sich sehen. Neben den Meisterstücken, von denen sich zwölf im Besitz der Villa Vauban befinden, weil der Luxemburger Banker und Unternehmer Jean-Pierre Pescatore sie bei der Auktion 1850 ersteigern konnte, wird der König-Großherzog, dessem Vater Wilhelm I. unser Land 1815 gewissermaßen zugefallen war, als Mensch und in seiner Zeit dargestellt.

Seine Möbel sind zu sehen, wovon ein Teil noch heute die königlichen Residenzen der Niederlande schmückt. König Willem-Alexander hatte bei der Eröffnung der Ausstellung in Dordrecht viel Erfolg, als er erzählte, wie unkomfortabel die ausgestellten Hocker waren, auf denen er als Kind mitunter Platz nehmen musste.

„Zusammen mit den Ausstellungsstücken bilden sie heute ein elegantes Ensemble, das viel über den König aussagt“, erklärt die Konservatorin. Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa haben ihren Besuch ebenfalls angekündigt. Bis jetzt kam es jedoch nicht zu einem Termin.

Sie werden beim Gang durch die Ausstellung neben den Kunstwerken, die einen breiten Überblick über die künstlerische Arbeit des 18. und 19. Jahrhunderts gewähren, auch das umfangreiche Tafelgeschirr bewundern können, mit dem König Wilhelm und Anna Pawlowna ihren Haushaltsstand begannen, ebenso den Schmuck der Königin. Einzelne dieser Stücke werden heute, in moderner Ausführung, noch von Prinzessin Beatrix und Königin Maxima getragen.

Im Kontext

Weitere Statuen und Bilder erzählen von den kriegerischen Heldentaten des Herrschers. Dazu gehört eine kostbare Silberschatulle, in der Anna Pawlowna Knochensplitter aus der linken Schulter ihres Mannes aufbewahrte. Er hatte sich die Verletzung bei der Schlacht von Waterloo geholt.

„Die niederländischen Experten haben uns versichert, dass keine Knochensplitter mehr in der Dose stecken“, sagt Grawe nicht ohne Ironie. Von ihr durch die Ausstellung geführt zu werden ist wie ein Gang durch Ali Babas Schatzkammer. Zu jedem der 250 ausgestellten Stücke weiß sie etwas zu erzählen, zu den Kunstwerken genauso wie zur Darstellung des Königs. So oft wie sie es möchte, kann die Konservatorin keine Führungen übernehmen.

Sorge ums Detail

Sie hat ihr Wissen jedoch perfekt weitergegeben. Die fünf Fremdenführer, die jeweils freitags und sonntags die Besucher durch die Ausstellung geleiten, sind bei ihr in eine gute Schule gegangen und lassen keine der vielen Anekdoten aus.

Dabei hatte eigentlich nichts die gebürtige Ruhrpötterin und studierte Kunsthistorikerin auf den zweiten König der Niederlande, seine glamouröse russische Gattin und seine beeindruckende Kunstsammlung vorbereitet. Ihre Abschlussarbeit hatte Gabriele Grawe den Arbeiten jener Künstler gewidmet, die im 20. Jahrhundert ins Exil gingen und ihre Ausreise und das Fremdsein in ihren Bildern ausdrückten.

Danach sammelte die Kunstexpertin berufliche Erfahrungen in den USA und in Paris, wo sie neben ihrer reinen Forschungsarbeit im „Centre Pompidou“ tätig war.

Nach einem zeitlichen und geografischen Sprung kam sie nach Trier, wo sie 2007 die große Konstantin-Ausstellung ausrichtete. Ein ehrgeiziges Projekt, das ihr viel Erfahrung in der Ausrichtung großer Kunstveranstaltungen brachte, jedoch weit weg von der gegenwärtigen Ausstellung ist. 2012 wurde Gabriele Diana Grawe in Luxemburg angeheuert und hier gleich ins kalte Wasser geschmissen, als sie in die bereits angelaufenen Vorbereitungen zur Ausstellung einbezogen wurde. „Ich musste mich einarbeiten“, sagt sie rückblickend, meint aber gleichzeitig, das sei das Schicksal, aber auch die Herausforderung an den Kunsthistoriker.