KinowocheLe temps de roupiller

Kinowoche / Le temps de roupiller
Während „Maestro“ von Bradley Cooper ein durchwachsener Film mit einigen erhabenen Momenten ist, ist „Le temps d’aimer“ ein erhaben schlechter Film mit guten Absichten Foto: Les films Pelléas

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Diese Kinowoche lauert nicht nur mit einer, sondern gleich zwei Sezierungen eines verheirateten Paares auf.

Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg begegnen sich die einfache Kellnerin Madeleine und der reiche Student François – gespielt von Anaïs Demoustier und Vincent Lacoste. Die Mutter eines kleinen Sohnes fackelt nicht lange mit den Avancen des Mannes. Die beiden sind kurzerhand miteinander verheiratet und finden sich in einer kleinen Pariser Wohnung wieder. Die Vergangenheit lässt den beiden jedoch keine Ruhe. Es ist kein Spoiler, wenn hier angemerkt wird, dass ihr Kind das Resultat eines kurzen Verhältnisses mit einem deutschen Offizier war, während er mit seiner Homosexualität zu kämpfen hat. Sie und er sind auf verschiedene Arten gesellschaftlich Ausgestoßene. Nichtsdestotrotz versucht das Paar bzw. die junge Familie, so etwas wie ein normales Leben zu führen.

Zu viele Themen

Während „Maestro“ von Bradley Cooper ein durchwachsener Film mit einigen erhabenen Momenten ist, ist „Le temps d’aimer“ ein erhaben schlechter Film mit guten Absichten, den Regisseurin Katell Quillévéré schockierend langweilig umsetzt. Mal davon abgesehen, dass sie versucht, viel zu viele Themen unter einen Hut zu kriegen, dümpelt ihr Film zwei Stunden lang vor sich hin, wie man es noch nicht ansatzweise dieses Jahr im französischen Kino gesehen hat.

Mise en scène ist hier ein Fremdwort und der Film hat grundsätzlich etwas von einem hässlichen Fernsehfilm. Vincent Lacoste ist dazu noch völlig falsch besetzt. Seine Versuche, in einem film d’époque als ernst zu nehmender Spieler aufzutreten, scheitern vollends. Es ist nicht das erste Mal – siehe „De nos frères blessés“ mit Vicky Krieps als Partnerin. Der Film öffnet mit Archivbildern der Befreiung durch die Alliierten, nur um kurze Zeit später Frauen zu zeigen, denen wegen ihrer Verhältnisse mit Deutschen der Kopf kahl rasiert wurde. Der Bogen aber, den der Film am Ende zu seinem Anfang schlägt, ist an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen und man fragt sich allen Ernstes, wie die Produktion oder sonst irgendjemand so etwas durchgehen lassen konnte.

„Le temps d’aimer“ von Katell Quillévéré; mit u.a. Anaïs Demoustier und Vincent Lacoste, zu sehen im Ciné Utopia.