Kinowoche„La promesse verte“

Kinowoche / „La promesse verte“
Félix Moati (links) und Alexandra Lamy (rechts) in „La promesse verte“ Foto: Production Nord-Ouest Films

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Der Altermondialismus hat nicht erst gestern seinen Einzug ins Kino gemacht. Die französische Filmlandschaft ist in dieser Hinsicht die letzten Jahre sehr produktiv gewesen und „La promesse verte“ von Édouard Bergeon nur der jüngste Beitrag in dieser ganzen Serie von Filmen. Globalisierungskritik trifft auf Thriller, irgendwo zwischen „Midnight Express“ von Alan Parker und Mélanie Laurents „Demain“.

Der französische Filmemacher Édouard Bergeon verlässt für seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm den heimatlichen Boden und reist nach Südostasien. Auf der Insel Borneo arbeitet die von Félix Moati verkörperte Figur Martin Landreau für eine kanadische NGO, die sich um die medizinische Fürsorge der Einwohner kümmert. Martins eigentlicher Grund, auf die Insel im malaiischen Archipel zu reisen, ist seine Doktorarbeit über Enteignungen der indigenen Bevölkerung, um riesigen Palmenplantagen und dem daraus resultierenden Palmöl Platz zu machen. Dem engagierten Studenten wird diese versteckte Recherchearbeit jedoch zum Verhängnis, als er eines Abends, mit seiner Kamera in der Hand, Zeuge eines Überfalls von Milizen auf ein Dorf wird, bei dem Menschen ums Leben kommen. Sein Vorgesetzter bei der NGO gibt ihm daraufhin zu verstehen, er hätte besser, Borneo zu verlassen. Am Flughafen wird er jedoch verhaftet und vor Gericht für vermeintlichen Drogenhandel zum Tode verurteilt. Es ist an der Mutter, gespielt von Alexandra Lamy, ihren Jungen aus dem Gefängnis zu bekommen.

Subtil sieht anders aus

Mit seinem Debüt „Au nom de la terre“ machte er 2019 das erste Mal auf sich aufmerksam. Der Film thematisierte das System, in dem französische Bauern zu leben haben – Anpassungsdruck, EU-Regulationen, technischer Fortschritt und konstant nach oben geschraubte Produktivitätsanforderungen bei gleichzeitiger Einkommensschwäche – und sparte auch das Thema Suizid nicht aus. Der Film, obschon schwerfällig und nicht sehr subtil erzählt, vor allem, weil man Guillaume Canet den Bauer nicht abkaufen wollte, berührte, weil Bergeon die Geschichte seines Vaters erzählte. Diesen (traurigen) Bonus kann „La promesse verte“ leider nicht ausnutzen.

Das Problem bei diesem neuen Wurf von Édouard Bergeon ist eigentlich dem von „Au nom de la terre“ ähnlich – die Chose wird nicht sehr subtil verhandelt. Einerseits ist das indonesische Rechtssystem intransparent und korrupt, andererseits hat die französische Politik mit ihren ökonomischen Interessenkonflikten mehr Dreck am Stecken, als es auf den ersten Blick den Anschein gibt. Bergeon inszeniert seinen Film wie eine Mischung aus Gefängnisfilm, David-und-Goliath-Geschichte und Familiendrama. Das filmische Endresultat hat etwas von einem engagierten Fernsehfilm der Woche, der sich vieles vornimmt, doch nichts konsequent durchdekliniert. Es ist schlussendlich dieses nicht fokussierte Verhandeln seiner Thematiken, die den Film manchmal in verschwörerische Gefilde abrutschen lässt. Der Film ist meilenweit entfernt von der Dringlichkeit eines „Insider“ von Michael Mann oder „All the President’s Men“, die den Sinn für Paranoia und Ausweglosigkeit ganz bewusst zum Thema machten. „La promesse verte“ hat auf dem Papier einen Stoff, der eigentlich große Debatten lostreten könnte. Da können sich Lamy, Moati und Co. noch so sehr ins Zeug legen, aber ein Film ist mehr als nur gute Absichten.