Bewaffnete Auseinandersetzungen gab es nicht nur in der Geschichte. Auch die Gegenwart ist leider davor keineswegs sicher. Zu den Kriegsberichten und Bildern, meist subjektiven Momentaufnahmen, gehört dabei auch die reflektierte Auseinandersetzung von Künstlern.
Trop humain
Ausstellung im „Red Cross Museum“ in Genf
• 17, avenue de la Paix
• Noch bis zum 5. Januar 2015
• Täglich außer Montag von 10-18 Uhr, (ab November bis 17 Uhr).
• Eintritt: 10 CHF
„Gewalt – allzu menschlich“, heißt eine Ausstellung, die anlässlich des 150-jährigen Bestehens derzeit am Sitz des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) in Genf stattfindet. Und die in den vergangenen Wochen von der brutalen Aktualität an den Brennpunkten der Welt überrollt wurde.
Bilder, Skulpturen und Installationen
Die Expo, die in Zusammenarbeit mit der Schwesterorganisation „Roter Halbmond“ stattfindet, zeigt, wie sich Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts in ihren Bildern, Skulpturen und Installationen mit Krieg und Gewalt auseinandersetzen. Als externe Beobachter, wie etwa Pablo Picasso, von dem in Genf „La femme qui pleure“ zu sehen ist. Die Radierung entstand 1937, als sich der Künstler mit den Schrecken des spanischen Bürgerkriegs befasste und auch „Guernica“ entstand.
Oder als direkt Beteiligte wie etwa Otto Dix. Der in Gera geborene Maler und Grafiker hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg gemeldet. Seine in dieser Zeit entstandenen Bilder waren aber zu realistisch für die Nazi-Zensoren, die sein Werk 1937 als „entartete Kunst“ ächteten. Dix selbst wurde zwei Jahre später inhaftiert, überlebte aber die NS-Zeit. Ein Glück, das Felix Nussbaum nicht vergönnt war. Von ihm stammt „der Flüchtling“. Das Werk des deutschstämmigen Juden, der 1944 vergast wurde, entstand 1939 in den ersten Tagen des Zweiten Weltkriegs.
Eine bedrückende Porträtserie (Thanatophanies) mit entstellten Gesichtern von Strahlenopfern liefert On Kawara, der selbst den amerikanischen Bombenangriff auf das japanische Hiroshima überlebte.
Heimlich im siberischen Gulag entstanden ist die Bilderserie des aus der Ukraine stammenden Nikolai Getman. Erst nach dem Fall des eisernen Vorhangs wurden seine Bilder überhaupt veröffentlicht.
Unter den Werken der rund 30 Künstler und Künstlerinnen findet sich auch „Darktown Rebellion“ von Kara Walker, eine Leihgabe des luxemburgischen Mudam. Mit der Darstellungen von Macht, Unterdrückung und Gewalt wirft die Afro-Amerikanerin einen kritischen Blick auf die frühe Geschichte der Südstaaten. Ihr Scherenschnitt mit großformatiger Wandprojektion von Gewalt und Sklaverei nimmt in der rund 500 Quadratmeter umfassenden Ausstellung einen breiten Raum ein.
Provozierende Werke
Direkt neben den Installationen schmerzvollen Körper von Louise Bourgeois und den krampfhaft verformten und verstümmelteten, lebensgroßen Schaufensterpuppen von Jake und Dinos Chapman. Ein Künstlerduo, dessen provozierende Werke immer wieder für kontroverse Diskussionen sorgen.
Leider haben es die Organisatoren versäumt, einen Ausstellungskatalog zu erstellen. Da zudem die Informationstafeln extrem knapp gehalten sind, sollte man sich bei einem Besuch unbedingt für eine geführte Besichtigung (kostenlos, allerdings nur in Französisch und Englisch) entscheiden. Dauer: knapp eine Stunde. Wer mehr Zeit hat und sich für die Arbeit des IRK interessiert, dem sei ein anschließender Besuch der Dauerausstellung am gleichen Ort empfohlen.
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