KunsteckeJenseits der Natur: Arny Schmit, Thomas Arnolds stellen aus

Kunstecke / Jenseits der Natur: Arny Schmit, Thomas Arnolds stellen aus
Arny Schmit, „Beyond Nature“ Foto: Christof Weber

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Die Schlacht der Museumsnacht ist geschlagen. Über 23.000 Besucher sorgten für gute Stimmung und viel Gedränge. Abseits von den Museen bieten jedoch auch Galerien interessante Ausstellungen an. Wir haben einige Galerien in Luxemburg-Stadt besucht.

In der rue Notre-Dame sorgt seit geraumer Zeit die Art Gallery Reuter Bausch immer wieder für interessante Schauen, so nur noch bis zum morgigen Freitag mit Arbeiten von Arny Schmit. Unter dem Titel „Beyond Nature“ stellt der Künstler aus, den wir seit Jahren von Ausstellungen mit Bildern und Installationen kennen, etwa einer speziellen Schau in Echternach, einer Vereinnahmung einer Galerie in Luxemburg-Stadt, die es nicht mehr gibt, einer Gastschau in Ostende oder einer Expo in der Handelskammer – nur einige Beispiele seiner regelmäßigen Präsenz in der heimischen Kunstszene.

Arny Schmit hat seine Themen und künstlerischen Sichtweisen geändert, seine Maltechniken und Gestaltungsmethoden angepasst, sodass er immer wieder mit neuen Arbeiten überraschen konnte. Die nun in der Galerie Reuter Bausch laufende Schau wendet sich der Natur zu. Seine Bilder – die wie malerisch umgesetzte Fotografien von dichtem Urwaldgebüsch wirken, manchmal mit dominierenden Baumstämmen gepaart oder mit Ausblick auf verwunschene Lichtungen – taucht er in ein spezielles Licht. In einigen Malereien ist gar die Oberfläche angeritzt oder zerkratzt, andere gruppieren sich zu Pforten in eine eigenartige Naturwelt oder weichen auf Teppichfelder samt sorgsam angereihten Fliesenmotiven aus, andere wiederum bieten ein geheimnisvolles „Zimmer mit Aussicht“ in einer völlig fremden Farbpalette an.

Mehr als 20 Werke in diversen Formaten, teils mit „Installationscharakter“, schaffen so eine eigene Stimmung in der Galerie, die zudem an diesem Mittwoch ein Arny-Schmit-Buch mit einer Werksanalyse von F. Bacon vorgestellt hat. In einer Auflage von 250 Exemplaren erscheint der Kunstband, wobei Schmit eine von 15 Arbeiten in Öl auf Papier in einer reduzierten Zahl an Exemplaren interessierten Lesern als Bonus, jeweils zum Preis von 700 Euro, anbietet. Arny Schmit, 1959 in Wiltz geboren, hat für seine rezenten Arbeiten seine in der Natur gewonnenen Eindrücke nicht als einfache Nachbildungen konzipiert, vielmehr setzt er diese in Dialog mit anderen Empfindungen, auch frischt er seine Malereien mit Collagen auf, sodass er eine eigene Welt schafft. Das Buch soll diese Entwicklungen dokumentieren.

Eigenartige „Malvokabeln“ von Thomas Arnolds

Hat Galerist Reding seine Brüsseler Filiale vor einigen Monaten mit Werken von Thomas Arnolds eröffnet, so ist dieser Künstler nun für eine dritte Einzelausstellung in Luxemburg zu Gast. Mit „RUN (Frühstück)“ krönt Arnolds eine langjährige Recherche mit Malereien und Zeichnungen in einem eigenen abgeklärten Stil. Fett gezogene Linien, die zu figurativen Motiven werden und/oder sich im Raum entfalten und dabei „architektonische, geometrische Körper und Formen“ werden, die, wie Dr. Friederike Schuler im Begleitfaltblatt festhält, „auch Verweise auf Himmelskörper oder Modelle von Molekülen oder Atomen sein könnten“. Alle Figuren stehen für eine erweiterte Interpretation, die unser Kulturverständnis herausfordern soll. Bei Thomas Arnolds geht es mithilfe eigener „Malvokabeln“ auch um die Ausleuchtung des „schmalen Grats zwischen Abstraktion und Figuration, um Linie und Fläche und ihre unendliche Varianz“. Dieses delikate Unterfangen sieht der Künstler am ehesten mit einer Reihe ähnlicher Werke umgesetzt, kurz: in seinen „seriell angelegten Werksgruppen“ geht Arnolds Methode auf. Darüber hinaus greift er Fragmente und Referenzen aus der Kunstgeschichte auf und setzt sie in Dialog mit seinem eigenen „Referenzsystem“.

Die nun gezeigten sechs Malereien und neun Zeichnungen hinterlassen beim Beobachter einen starken Eindruck, auch weil sie so simpel dahergezaubert scheinen, in Wirklichkeit aber kunstvoll und plastisch gelungen im Bildraum stehen. Die Expo „RUN (Frühstück)“ mit Arbeiten von Thomas Arnolds läuft noch bis zum 4. November in der Galerie Nosbaum Reding in Luxemburg.

Schwarz-weiß-Zeichnungen von Jeanne Mons

Im nahegelegenen Showroom Nosbaum Reding/Projects bietet der Galerist der 2001 in Paris geborenen und in Belgien ausgebildeten Künstlerin Jeanne Mons nach Ausstellungen in Frankreich und Belgien die Chance an, eine Auswahl mit Zeichnungen dem hiesigen Publikum zu präsentieren. Sieben schwarz-weiße Zeichnungen im Format 100×70 auf Papier, insgesamt unter dem Titel „Amour, vous ne savez ce qu’est l’absence“ vermittelt, geben Stimmungen und Träumereien aus der besonderen Welt der Liebe wieder, ergo „amours fictives, imaginaires, détruites ou interrompues“, wie Vincent Vanden Bogaard festhält. Die Zeichnungen – teils realistisch dargestellt, teils grafisch flächig angedeutet – setzen menschliche Körper in Szene, mal in eindeutiger Pose, mal in lyrischem Spiegelbild, wobei die Künstlerin ihren mehrschichtigen, fein gezeichneten Bildern recht enigmatische Titel wie „Tu ne peux pas te relire mais tu peux signer“ oder „La lucidité est la blessure la plus rapprochée du soleil“ verpasst, so als ob sie sich sowohl mit ihren Figuren als auch dem Beobachter in schwülstiger Manier und heimlichen Gedanken unterhalten möchte.

Die Schau mit Zeichnungen von Jeanne Mons dauert bis zum 4. November im Projekt-Raum der Galerie Nosbaum Reding.

Neben diesen Ausstellungen bieten weitere Galerien spannende Solo-Expos an, etwa die Galerie Simoncini mit Arbeiten von Guy Michels oder MOB-Art Studio mit Werken des jungen Künstlers Raphael Tanios sowie Fellner Contemporary mit der Schau „Say That You Love Me“ von Nora Juhasz, dies alles in Erwartung der Luxart-Messe im November.

Thomas Arnolds, „RUN (Frühstück)“, bis zum 4. November in der Galerie Nosbaum Reding in Luxemburg
Thomas Arnolds, „RUN (Frühstück)“, bis zum 4. November in der Galerie Nosbaum Reding in Luxemburg Foto: Audrey Jonchères/Nosbaum Reding