Das vierzehnte Glied in der Kette, eine Tänzerin, ist nicht anwesend. „Sie liegt erkältet im Bett“, informiert Janni van Goor und hofft, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt. Denn die Uraufführung von „Dance011 – Nach dem Regen“ steht kurz bevor.
„Dance011 – Nach dem Regen“
Traffo | CarréRotondesAm 7. und 8. Oktober um 20 Uhr
1, rue de l’Aciérie, L-1112 Luxemburg
Tel.: (+352) 26 62 20 07
www.traffo.lu
Doch die niederländische Choreografin nimmt’s gelassen: „Sie fühlt sich schon viel besser und wird für die Generalprobe wieder auf der Tanzfläche stehen.“ Vor gut einem Monat besuchten wir erstmals die Proben. Damals trafen wir auf quirlige Jugendliche, die es nicht immer verstanden, sich auf minimalistische Tanzbewegungen einzulassen. Doch die Choreografin, die in ihrer beruflichen Laufbahn viel Erfahrung mit Jugendprojekten gesammelt hat, weiß nur zu gut, wie sie die jungen Tänzer zu betreuen hat. „Der Dialog ist nie verstummt. Gemeinsam haben wir gelernt, Kompromisse einzugehen. Die Jugendlichen haben ihre Wünsche geäußert und ich habe mit unserem Dramaturgen Wim de Winne versucht, diese in die Choreografie mit einfließen zu lassen“, erklärt Janni van Goor.
Grenzen überwinden
Und so trafen wir am Dienstag auf fröhlich gestimmte Jugendliche, die allesamt ein Funkeln in den Augen hatten. „Natürlich haben sie Lampenfieber. Doch das hält sie nicht davon ab, eine herausragende Leistung zu bringen“, sagt Nathalie Moyen, Tanzassistentin für das von Traffo Luxemburg und TAK Liechtenstein initiierte Projekt. „Es ist die erste Zusammenarbeit dieser Art“, erzählt Laura Graser, Traffo-Projektleiterin. „Die Herausforderungen waren groß, doch die vier Tänzer aus Liechtenstein und die zehn aus Luxemburg haben sie alle gemeistert“, so ihr Statement. Und auch die Jugendlichen sind begeistert, haben sowohl in Liechtenstein als auch in Luxemburg, wo im Laufe der vergangenen Wochen abwechselnd geprobt wurde, eine spannende Zeit erlebt und neue Freundschaften geschlossen. Einige unter ihnen sind von Anfang an dabei und traten im Rahmen der ersten Auflage von „Dance“ im Kulturjahr 2007 erstmals auf die Tanzfläche. Manche von ihnen können vom zeitgenössischen Tanz nicht mehr lassen und äußern klammheimlich den Wunsch, sich eines Tages zu professionalisieren.
Andere hingegen wollen lieber Theater machen, ein anderer träumt von Musicals in Hamburg. Alle anderen tanzen, weil es ihnen Spaß macht und deuten die „Dance“-Reihe als seelischen Ausgleich zum nervenaufreibenden Schulalltag.
Lehrreiche Erfahrung
Doch was unterscheidet die diesjährige Auflage von den vorherigen? „Es ist die Wasserfläche, auf der wir tanzen“, sagt Anne, junge Tänzerin aus Luxemburg. „Es macht unheimlich Spaß und die Ansprüche liegen höher. Wir müssen konzentriert arbeiten und stets aufpassen, keine zu weiten Sprünge zu machen, um nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, hinter den Kulissen zu landen“, sagt die Tänzerin und lacht. Ihre Nachbarin nickt zustimmend und ergänzt, dass der Tanz im Wasser eine überaus ungewöhnliche Erfahrung ist. „Wir lernen, wie wir unseren Körper beherrschen können. Das ist überwältigend“, so die Aussage von Milena. Die Geschichte, um die sich „Dance011“ dreht, ist die gleiche geblieben: Die nachdenklich gestimmte Choreografin begibt sich in ihrem sinnlichen Tanzstück „Nach dem Regen“ auf die Suche nach den Geheimnissen des Lebens.
Kraft schöpfendes Tanztheater
Inspiriert hat sie sich an Bildern des serbischen Malers Goran Djurovic. „Seine Werke zeugen von einer unaussprechlichen Melancholie und Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebewesens. Und die lineare Anordnung seiner Motive ist schlichtweg atemberaubend“, sagt Janni van Goor. „Doch ich möchte kein ’pessimistisches’ Stück auf die Bühne bringen, sondern ausdrucksstarkes, kreatives und Kraft schöpfendes Tanztheater, das sowohl der Improvisation als auch der Stille genügend Spielraum gewährt“, verdeutlichte gestern die Choreografin im Rahmen einer Pressekonferenz, nach der die Anwesenden einen zehnminütigen Einblick in die Choreografie erhielten, die am Wochenende im Theatersaal des Kulturzentrums CarréRotondes Premiere feiert.
Nach den Auftritten in Luxemburg reisen die vierzehn Tänzer ins Fürstentum Liechtenstein, wo sie am 11. November auf der Bühne stehen werden. Die Tournee ist auch einer der Gründe, weshalb sich das OPL in diesem Jahr nicht an „Dance011“ beteiligt.
„Das hat organisatorische Gründe. Doch im kommenden Jahr wird ’login:music’ erneut fester Bestandteil der ’Dance’-Reihe sein“, beteuert Laura Graser.
De Maart
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