Mittwoch22. Oktober 2025

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Im Wandel der Zeit

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Er liebt das Kleingedruckte, das Bild und das Schwarz-Weiß. Lé Sibenaler lebt für die Fotografie. Nie wollte er irgendetwas anderes tun. Weder Lokführer noch Lehrer wollte er werden. Nur die Kamera halten. Und auf den Auslöser drücken.

Emile Hengen
 

Klein-, Mittel- und Großformat: Lé Sibenaler hat mit allen gearbeitet. Viel Werkzeug besitzt er nicht: eine Hasselblad, eine gewöhnliche analoge Spiegelreflexkamera, deren innere Werte er aufrichtig schätzt, und eine Lochkamera, die immer mehr sein Interesse weckt.

Mit der Digitalkamera konnte und wollte er sich nie so recht anfreunden. Aus erklärlichen Gründen versteht sich. Denn Lé Sibenaler ist ein Lichtbildner, der durch die Kölner und Düsseldorfer Schule ging, wo er einst studierte und das eine oder andere Praktikum absolvierte. Doch am digitalen Bild kam er nicht vorbei. Aus beruflichen Gründen. Denn Lé Sibenaler arbeite zeitlebens als Fotograf beim Luxemburger Wort. Er denkt gerne an die Zeiten zurück, in denen er, vor Druck der Zeitung, in seiner Dunkelkammer arbeitete, in der er akribisch seine besten Bilder des Tages entwickelte.
Doch im Laufe der Jahre wurde seine analoge Nikon durch eine Digitalkamera ersetzt. Natürlich wusste Lé Sibenaler sich anzupassen, doch etwas fehlte ihm. Und zwar die direkte Arbeit mit der Fotografie: die Dunkelheit, die Spirale, der Tank, der Entwickler, das Stopp- und Fixierbad, die Schlusswässerung, das „Rotlicht“ – all das macht für ihn den besonderen Reiz der Fotografie aus.

Heute befindet sich Lé Sibenaler im wohlverdienten Ruhestand und widmet seine Freizeit wieder ausschließlich der Kunstfotografie, wie damals, als er im Haus von Agfa in Leverkusen und an der staatlichen höheren Fachschule für Fotografie in Köln sein Handwerk erlernte.

Porträtfotografie in den Reifejahren

Zurzeit stellt Lé Sibenaler in Schengen aus. Rund 70 Arbeiten sind bis zum 12. September im pittoresken Schloss zu besichtigen – Arbeiten, die er alle, ohne jegliche Ausnahme, entweder vor dem Jahr 1966 oder nach dem Jahr 2002 verwirklicht hat.
Die unzähligen Jahre dazwischen, in denen er hauptberuflich als Fotojournalist bei der Tageszeitung gearbeitet hat, hat Lé Sibenaler ausgeblendet, so als wolle er Freizeit und Beruf strikt voneinander trennen. Und dem ist so. Eine ganze Berufslaufbahn – der Sankt-Paulus-Verlag war Sibenalers einziger Arbeitgeber – liegt zwischen den ausgestellten Werken, Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In seinen Reifejahren widmete sich Azubi Sibenaler nahezu ausschließlich der Porträtfotografie: bildhübsche Frauen, die der talentierte Fotograf größtenteils auf Limpertsberg, jenem Stadtviertel, in dem er aufgewachsen ist, abgelichtet hat.

Der Wunsch nach Veränderung

„Es handelt sich hierbei um fotografische Arbeiten, die mir als Lehrling auferlegt wurden“, erzählt Lé Sibenaler. Heute kommt für ihn das Porträt nicht mehr in Frage. Man könnte fast meinen, dass er es verabscheut. Doch auch dies hat seine Erklärung. Während seiner Arbeit als Fotojournalist war nichts anderes als die Porträtfotografie sein Metier. Und so versteht es sich vermutlich von selbst, dass er heute nach einer neuen Herausforderung sucht. Und er hat sie gefunden: das Stillleben und die Landschaftsfotografie.

„Wenn ich hinter der Kamera stehe, befinde ich mich viel lieber mit einem Baum, als mit einem Menschen im Dialog“, erzählt der leidenschaftliche Fotograf. Und in der Tat: Seine Bilder bestechen durch ihre unaussprechliche Poesie und Reinheit. Die Natur, sie wirkt in seinen Fotografien unglaublich nah und doch so fern, ja fast schon mystisch, wie seine Fotografien von der niederländischen Nordseeküste bezeugen. Ein Merkmal, das, so minimalistisch es auch erscheinen mag, auch einen Großteil seiner Porträtserien, die allesamt vor Mitte der 1960er entstanden sind, kennzeichnen.

Der ältere Lé Sibenaler scheint sich letzten Endes doch nicht so sehr von dem jüngeren zu unterscheiden. Denn alle beide, von den technischen Möglichkeiten einer Kamera und einer Fixblende fasziniert, haben eins gemein: die Rückkehr zu den Wurzeln, den Wurzeln der analogen Fotografie. Lediglich das Sujet ist ein anderes geworden, der einwandfreie Blick für die Essenz der Dinge ist der gleiche geblieben.

Lé Sibenaler
Château de Schengen
Bis zum 12. September
2, beim Schlass
L-5444 Schengen
Mo.-So.: 12-19 Uhr
Tel.: (+352) 23 66 38
Fax: (+352) 23 66 38 40
chateau-de-schengen.lu