Seit 1992 zeichnet der „Prix Servais“ das herausragende literarische Werk des vorausgehenden Jahres aus. Er wird jährlich auf Vorschlag einer unabhängigen Jury vergeben. Der „Prix Servais“ ist mit 4.000 Euro dotiert.
In der Jurybegründung heißt es: „Der Roman ‚Sibiresch Eisebunn‘ von Tania Naskandy/Guy Rewenig wird mit dem ‚Prix Servais 2010‘ ausgezeichnet. Die Jury ehrt damit einen Prosatext in luxemburgischer Sprache, der die Geschichte der jungen, allein erziehenden Frau und Mutter Leny Kramp in einem von Krankheit, Tod, Ausgrenzung und Diskriminierung geprägten sozialen Umfeld erzählt.
‚Sibiresch Eisebunn‘ erzählt auch von der sich im Laufe der Romanhandlung verstärkenden schizoiden Persönlichkeitsstörung Leny Kramps und von der Unbedingtheit der Liebe und ihrer (selbst)zerstörerischen Kraft.
Die aus Liebe und Zuneigung selbst geschaffenen individuellen Ordnungen provozieren eine mit verzehrendem Energieaufwand beharrlich fortgesetzte Verdrängung, die sich für Leny selbst und für ihren Sohn Luca als lebensbedrohend erweist.
Der Text illustriert auf ebenso radikale wie einfühlsame Weise die Vorstellung, dass es ‚kein richtiges Leben im falschen‘ gebe (Adorno, Minima Moralia). Die Jury zeigt sich beeindruckt von der formalen Anordnung, die eine Erzählerinstanz entwirft, die zugleich schonungslos ehrlich zu ihren Figuren ist und sich ihnen gegenüber dennoch sympathetisch verhält. ‚Sibiresch Eisebunn‘ ist ein intertextuell klug verwebter und kunstvoll komponierter Roman, der eine eindeutige Position vermeidet, aber dem Leser eine eigene Haltung abverlangt.“
Der 2000 ins Leben gerufene „Prix d’encouragement de la Fondation Servais“ ist Autoren vorbehalten, die noch kein literarisches Werk veröffentlicht haben. Er geht dieses Jahr an Nathalie Ronvaux für den Gedichtband Vignes et Louves.
De Maart
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