Dienstag21. Oktober 2025

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„Große Projekte mit wenig Geld“

„Große Projekte mit wenig Geld“
(Vincent Soyez)

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Von Clown Dimitris Komik ohne Worte bis zum Ensemble Aashenayi, hat Odile Simon für die achte Spielsaison des Cube 521 in Marnach ein unterhaltsames Programm zusammengestellt, das für jeden Geschmack etwas bereithält.

Maaarnach, bei Clerf! Für den Hauptstädter oder den Bewohner des Südens kommt die Vorstellung, bis in den hohen Norden des Landes fahren zu müssen, einer echten Herausforderung gleich. Für die Bewohner des Öslings ist die Fahrt in die Hauptstadt oder nach Esch hingegen kein größeres Hindernis. Dennoch wissen sie es seit mittlerweile sieben Jahren zu schätzen, dass ihnen hochwertige Kultur vor Ort geliefert wird. Das regionale Kulturzentrum Cube 521 hält in seiner achten Spielsaison wiederum ein breit gefächertes Spektrum an Veranstaltungen bereit.

Logo" class="infobox_img" />Die Tanzdarbietungen des 3C-L werden begleitet von einer Fotoausstellung und einem Klavierkonzert.

Weitere Informationen:

www.cube521.lu

Tel. (+352) 52 15 21

Direktorin Odile Simon auf die „Highlights“ des Programms anzusprechen ist ein Wagnis. Ihre Aufzählung beginnt mit „Clown Dimitri“ und endet mit dem Programm für die Kleinsten, das dem der Großen in nichts nachsteht.

Für jeden etwas

Dimitri, einer der großen Clowns aus der Welt des Zirkus, ausgebildet von Marcel Marceau, macht am 5. Oktober den Auftakt der Saison mit einer ersten Show am Sonntagnachmittag und einer zweiten Vorstellung für Kinder und ältere Menschen am Montag kurz nach 14 Uhr. „Dimitri versteht es wundervoll, ein Drei-Generationen-Publikum in seinen Bann zu ziehen“, sagt Odile Simon.

Damit hat sie gleich zu Beginn ein Stichwort ihres eigenen Erfolges gegeben. Auch ihre Programmierung zieht Menschen jeden Alters ins Cube 521. Das belegen nicht zuletzt die Zahlen: Der Theatersaal mit seinen 320 Plätzen ist in der Regel zu 90 Prozent belegt.

„Wir sind ein echter sozialer Treff geworden. Das Publikum kommt auch zu uns, weil die Stimmung hier sehr familiär und herzlich ist. So ist es bei uns selbstverständlich, dass man nach der Show noch in der Eingangshalle verweilt und plaudert.“

Diese familiäre Atmosphäre darf jedoch keinen falschen Eindruck erwecken. Das Cube 521 ist kein beliebiges „Centre culturel“, in dem sich Musikverein, Kirchenchor und Kleingärtner treffen und sich bei einem Bier auf die Schulter klopfen. Seine Programmierung ist professionell und so durchdacht, dass sie ein möglichst breites lokales Publikum anspricht.

Das zeigen auch die weiteren Highlights, die Odile Simon anspricht: das Konzert des Ausnahmepianisten und Jungstars Dan Tepfer am 25. Oktober, das Soloprogramm des Liedermachers und Poeten Michael Fitz, den die meisten von uns eher als Münchener „Tatort“-Kommissar Carlo Menzinger kennen, oder die mediterrane Jazzmusik von Rabih Abou-Khalil und Gilla Kremer in der Rolle von Lale Anderson und Lili Marleen.

Gleich zwei Weihnachtskonzerte hat Simon eingeplant: den Moskauer Kathedralchor mit seinen beeindruckenden Profundo-Bässen und die Wiener Sängerknaben mit einem Querschnitt der schönsten Weihnachtslieder aus aller Welt.

Theater wird im Cube 521 ebenfalls großgeschrieben, mit den Geschwistern Pfister, deren Show mit bekannten Schlagergrößen aus den 50er bis 70er Jahren mit einem bedeutsamen Kulturpreis ausgezeichnet wurde.
Loriots gesammelte Werke stehen ebenfalls auf dem Programm, genau wie Paul Claudels „Le partage de midi“, eine Koproduktion des Cube 521 mit dem Théâtre du Centaure und in einer vorwiegend deutschsprachigen Programmierung eher die Ausnahme. „Wir liegen in einem deutschsprachigen Dreiländereck“, sagt Simon mit Verweis auf das deutsche und deutschsprachige belgische Publikum, die beide das unterhaltsame Angebot aus Marnach nutzen. Das tun auch die Urlauber und Wochenendhaus-Besitzer, die ihren Abstecher in die Ardennen durchaus auf das Programm des Cube 521 abstimmen.

Im Rahmen von „Cube auf Rädern“ zieht es Simon auch schon mal auswärts: So wird der Pianist Tigran ein Konzert in der Loreto-Kapelle in Clerf geben, und Bettsy Dentzer wird „Geschichten aus dem Bësch“ in der Bibliothek Tony Bourg in Ulflingen erzählen.

Im Bereich der klassischen Musik kommt es bei vier Konzerten zu einer ehrgeizigen Zusammenarbeit mit dem „Klenge Maarnicher Festival“. Vormerken sollte man sich auch die musikalischen Lesungen: Der deutsche Schauspieler Christian Berkel liest aus den Tagebüchern des Choreografen Vaslav Nijinski und Gudrun Landgrebe aus Françoise Sagans „Bonjour Tristesse“. Beide Lesungen werden musikalisch begleitet.

Gleich drei künstlerische Ausdrucksformen stehen im April an, wenn die Tanzproduktion „Rain“ des 3C-L zusammen mit der Fotoausstellung „Verweile im Fluss“ von Raymond Clement gezeigt wird, untermalt von den Klavierklängen von Maurice Clement.

„Wir wollen die Kultur demokratisieren“, fasst Odile Simon ihre Programmierung und ihre Preispolitik zusammen. „Um in dieser ländlichen Gegend anzukommen, müssen wir so vielseitig und abwechslungsreich wie möglich sein. Wir müssen von den Schulklassen bis zu den Altersheimen alle ansprechen“, meint sie und verweist nochmals auf das anspruchsvolle Niveau der einzelnen Spektakel.

Die Frage nach dem Budget, das ihr dafür zur Verfügung steht, beantwortet Odile Simon ihrerseits mit einem langen Seufzer. „Ich komme mir mitunter vor wie ein Teppichhändler“, beschreibt sie ihre harten Verhandlungen mit den auswärtigen Ensembles.