Dienstag11. November 2025

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Feuchtfröhliche Glaubenskundgebung

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Immer wieder anregend und spannend ist es, eine neue Ausgabe der Revue des „Lëtzebuerger Theaters“ zu entdecken und sich auf diskretes Schmunzeln und herzhaftes Lachen zu freuen.

Delia Pifarotti
(Text & Fotos)
 

Was haben sich die Autoren Äldji, Jochri, Marquis, Pop, Romey und Wagu wohl dieses Jahr ausgedacht, um die nationalen Begebenheiten eines ganzen Jahres, rund um Politik, Soziales, Wirtschaftliches, Kulturelles und Klatsch mit viel Witz, Satire und Ironie zu beleuchten? Das ist die Frage, die in diesen Tagen jeden beschäftigt, wenn er sich ins Theater begibt.

Aufführungen in Esch und Ettelbrück

Am vergangenen Dienstagabend fand sie also statt, die Uraufführung der diesjährigen Revue, die wegen der plötzlichen Erkrankung des Schauspielers und Co-Regisseurs Marc Schmitt um einige Wochen verschoben werden musste. Dessen schauspielerische und gesangliche Talente wurden mit viel Flexibilität und konstruktivem Einsatz der Theatertruppe ersetzt und einige Rollen umgemodelt. Somit war am Tag der Premiere alles bereit und dem Aufführungsmarathon in Luxemburg, Esch und Ettelbrück stand nichts mehr im Wege.

Der Schlüssel zum Erfolg

„Helleger Bimbam“ so heißt die Revue 2010, denn angesichts der katastrophalen Konjunktur und der unzähligen Missstände im „Lëtzebuerger Ländchen“ ist diese „Invocatio“ wohl berechtigt! Ob Jesus, unser Premier, und seine Apostel, unsere Politiker, die Lage retten können? Jedenfalls glauben sie fest daran und besingen ihr Credo: „Mir sinn d’Schutzengele vum Land, mir gleewen …!“

Und gemäß der biblischen Aufforderung, ins Land zu gehen und die frohe Botschaft zu verbreiten, erleben wir Ministerin Mady Delvaux („Mady on Tour“) beim Verkünden ihrer Schulreform: „cycles, équipes pédagogiques, comités d’école, présidents d’école, comités de cogestion …“ Sie sind der Schlüssel zum Erfolg und wenn’s nicht klappen sollte, na, „da muss een ebe Gedold hunn, well esou eng Reform gräift jo net vun haut op muer!“ Wir begegnen auch der Familienministerin Marie-Josée Jacobs, die Kinder verstaatlichen will, sie fast zum Wahnsinn treibt und folglich zum Psychologen schicken will. Wir erleben Françoise Hettos und Gast Gybériens auseinanderklaffende Meinungen über die „Egalité des chances“, sehen ein überfordertes restloses „Urgencen“-Personal, bedauern einen einsamen Belval-Bewohner und einen schwarzen Panther: „All Mënsch huet scho vun him héieren, awer nach keen huet e gesinn!“

Hymne an unser Nationalgetränk

Unser Nationaldichter Dicks, sitzend vor der „Gëlle Fra“, dialogiert mit der personifizierten luxemburgischen Sprache, die sich im jetzigen Zeitalter nicht mehr ernst genommen fühlt. Mit Bierflasche in der Hand, singen die Apostel eine Hymne an das nationale Getränk: „’t ass en Dikrecher fir dech a mech, en gudden Dikrecher, dee bréngt eis all op d’Been!“
Weitere humorvoll verarbeitete Themen sind unter anderem die Hotline der katholischen Kirche, die Impfkampagne unseres Gesundheitsministers Mars di Bartolomeo, das Rauchverbot, die Steuerreform und die Sanierungsvorschläge der Regierung, Erbprinz Guillaume auf Partnerin-Suche, die Enttäuschung eines nach 30 Jahren aus Schrassig entlassenen Schwerverbrechers, der mit Entsetzen feststellt, was aus seinem Land geworden ist: kein Jean Oktav mehr, keine Franken, keine Interbank, keine Gendarmen, kein Henri Funck und kein Clausen, kein Monopol und kein Rosenstiel, kein Eldorado und kein Marivaux , nicht mal „eng Tuut Fritten“ mehr … lieber kehrt er ins Gefängnis zurück, anstatt „an engem Land ze liewen, wou et näischt mi gëtt!“