Edwards zuzuhören bedeutet, einen pechschwarzen Raum zu betreten. Dort entfaltet sich sein Talent, wie ein Prediger und nicht wie ein gewöhnlicher Sänger zu erscheinen – ähnlich wie es einem mit Nick Cave ergeht, der ebenfalls eine unglaubliche stimmliche Präsenz hat. Das kristallisierte sich im Falle Edwards, dessen Vater tatsächlich Prediger war, schon heraus, als er zwischen 1992 und 2005 mit der Band 16 Horsepower Alternative Countryrock machte. Nach vier Studioalben war leider Schluss und Edwards konzentrierte sich auf seine Band Wovenhand (auch Woven Hand geschrieben). Die spielt einen etwas düstereren Alternative Country(rock) als 16 Horsepower. Seit 2002 haben Wovenhand zahlreiche Alben veröffentlicht, das jüngste ist „Silvers Sash“ vom Februar 2022.
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Nachdem Edwards anno 2018 mit Einstürzende-Neubauten-Bassist Alexander Hacke das gemeinsame Album „Risha“ herausgebracht hatte, war es nun an der Zeit, ein Soloalbum zu veröffentlichen. Auf „Hyacinth“ dient die Musik als Träger seiner Stimme. Der Gesang steht im Vordergrund, die Musik ist dessen Bühne. Man erkennt noch seine Alternative-Countryrock-Wurzeln – beispielsweise in „Seraph“ oder „Through The Parrice“.
Wie so viele Rockmusiker im weitesten Sinne, die meist recht spät in ihrer Karriere ein Soloalbum aufnehmen, experimentiert auch Edwards mit elektronischen Elementen. Die wirken bei ihm jedoch nicht erzwungen oder wie ein Akt, sich plötzlich als eklektischer Musikliebhaber beweisen zu müssen. Er weiß ganz genau, wie er die Dark-Wave-Elemente („Weavers Beam“), Industrial-Einflüsse („Celeste“) oder elektronisch generierten Rhythmen („Apparition“, „Lionisis“) einsetzen muss, damit sie seiner Stimme dienlich sind. Dabei behilflich war ihm der Multi-Instrumentalist und Produzent Ben Chisholm, der schon mit Chelsea Wolfe, The Armed und Converge gearbeitet hat.
Das Ergebnis ist „ein Geflecht aus alten und modernen Erzählungen“, so Edwards. Das Album handle „von der Suche der Menschheit nach Verständnis für diese Welt, in der wir uns befinden, und füreinander. In all seiner Einfachheit und Komplexität“. Einfach und komplex – das passt zu Edwards’ Musik.
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