18. Dezember 2025 - 7.52 Uhr
Alain spannt den BogenEindrucksvolle musikalische Höllenfahrt: Das Luxembourg Philharmonic spielt Mahlers gewaltige 6.
Was vor Jahren noch undenkbar war, nämlich eine Mahler-Symphonie auf Weltklasse-Niveau aufzuführen, ist heute für das Luxemburg Philharmonic kein Problem mehr. Die Qualität des Orchesters ist inzwischen so gut geworden, dass es jetzt für jeden Dirigenten eine Freude ist, Mahlers Musik problemlos bis in die Extreme auszuloten. Und das tat Robin Ticciati dann auch. Bereits die dominanten und pulsierenden tiefen Streicher ließen im Kopfsatz keinen Zweifel daran, dass der Dirigent den tragischen Duktus dieser Symphonie voll ausspielen ließ. Dabei forderte er sehr viel von den Musikern. Vor allem Dynamik, klangliche Präsenz und höchste Expressivität. Ticciati genoss es förmlich, den wundervollen Klang des Orchesters in Szene zu setzen, ohne aber dabei auf plakative Effektive zurückgreifen zu müssen.
Denn die Musik an sich ist effektvoll genug, allerdings immer im Dienste der eigenen Sache. „Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen. Die sechste ist sein allerpersönlichstes Werk und ein prophetisches obendrein“, sagte Alma Mahler, die Ehefrau des Komponisten. So ließ Ticciati die Musik dann auch wie aus einem Guss erklingen. Die Spannung wurde in jedem Moment auf dem gleichen Level gehalten, selbst das idyllische Andante moderato (hier an zweiter Stelle gespielt) mit seiner Naturidylle und seinen Ländleranklängen steht unter Strom. Die Musik drängt unweigerlich und konsequent ihrem stetig dissonanteren Ende zu. Ticciati lässt natürlich Lichtblicke zu, besonders im zweiten Satz und sogar im Finale, allerdings setzt sich das tragische Element durch.
Dank der hervorragenden Orchestersolisten an allen Pulten und einer spannungsgeladenen Gesamtleistung erlebte das Publikum eine eindrucksvolle musikalische Höllenfahrt, bei der die Musiker permanent auf der Stuhlkante spielten und so auch visuell die Innenspannung auf der Bühne zeigten. Robin Ticciati erwies sich als kongenialer Mahler-Interpret, der durch seine konsequente Orchesterarbeit und seine überzeugende Interpretation dieses Konzert ohne Zweifel zu einem musikalischen Höhepunkt des ausklingenden Jahres 2025 machte.
Atemberaubende Aufführung voller Schönheit, Dynamik und Können
Virtuosität und Spielfreude zeichneten das Kammermusikkonzert des Duo Natalia in der Fondation Valentiny aus. Natalia van der Mersch, Violine, und Natalia Kovalzon, Klavier, hatten sich für diese gut besuchte Matinée in der klanglich hervorragenden Fondation Valentiny in Remerschen Werke von Fritz Kreisler, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Edward Grieg und Henryk Wienawski ausgesucht. Das Konzert widmeten sie Fritz Kreisler; der Komponist feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Somit begann das Konzert mit seinem „Prélude et Allegro (dans le style de Pugnani)“, bei dem das Duo sich von seiner virtuosen Seite zeigte.
Vor allem Natalia van der Mersch stürzte sich förmlich in diese wunderbare Musik, während Natalia Kovalzon am Klavier eher die besonnene, aber immer sehr präsente und gleichwertige Partnerin war.
Große Virtuosität und schnelles Tempo dann auch bei der F-Dur Sonate für Violine und Klavier von Felix Mendelssohn Bartholdy aus dem Jahre 1838. Die unbändige Spiel- und Ausdrucksfreude des Duos punktete vor allem mit zwei mitreißenden Ecksätzen, während mir nach so viel expressivster Virtuosität beim Adagio die Innigkeit etwas fehlte. Hier hatten die beiden Musikerinnen dann etwas Schwierigkeiten, sich spielerisch zurückzunehmen. Trotzdem, eine insgesamt überzeugende Interpretation.
Der Höhepunkt des Konzerts aber war für mich die 2. Sonate von Edvard Grieg. Natalia Kovalzon traf exakt die kühle norwegische Stimmung, die trotzdem sehr viel Wärme ausstrahlt. Eine Kunst, die man eigentlich sonst nur bei den norwegischen Pianisten wie beispielsweise Leif Ove Andsnes oder Havard Gimse, um nur die Bekanntesten zu nennen, findet. Diese wundervolle nordische Stimmung war dann auch eine ideale Ausgangsbasis für die Gestaltungsmöglichkeiten des Violinparts, der von Natalia van der Mersch bis ins kleinste Detail ausgelotet wurde und exakt zu Kovalzons Klavierspiel passte. Eine atemberaubende Aufführung voller Schönheit, Dynamik und spielerischem Können!
Nach Kreislers Episode folgte als Abschluss Henryk Wienawskis „Souvenir de Moscou“, in dem beide Solistinnen ihre Gestaltungsfähigkeit noch einmal unter Beweis stellen konnten. Vor allem aber funktioniert das Duo Natalia als bestens eingespieltes Team, bei dem sich beide Musikerinnen blind vertrauen und somit zu Höchstleistungen fähig sind. Das Publikum reagierte mit Begeisterung und nach der Zugabe von Sir Edward Elgars „Salut d’amour“ gab es gerechtfertigten Jubel und Standing Ovations für das Duo Natalia.
De Maart
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