23. Oktober 2025 - 8.04 Uhr
KunsteckeEin „Art Walk“ als Vorbote der bevorstehenden Kunstmesse im November

Seit dem 15. Oktober und bis 23. November haben die Organisatoren der 11. Kunstmesse nunmehr zum dritten Mal einen „Art Walk“ querbeet in der Hauptstadt aufgestellt. Neben dem Skulpturenrundgang mit „monumentalen Kunstwerken“ sind in sogenannten „capsules“ temporäre Ausstellungen in Schaufenstern leer stehender Geschäfte eingerichtet. Wer Lust und Laune hat, kann darüber hinaus im Rahmen einer „Rendez-vous“-Reihe spannende Begegnungen mit künstlerischen Projekten und Performances erleben.
Die heimische Kunstmesse mit internationalem Flair mausert sich langsam, aber sicher zu einem Anziehungspunkt in der europäischen Kunstszene. Für die dritte Auflage des Art Walk, also der begleitenden Skulpturenausstellung unter freiem Himmel, ist man von auf einen künstlerfokussierten Parcours abgerückt und es gibt mehr aus Luxemburg stammende Künstler und Künstlerinnen. Die Standorte sind meist recht nahe am Stadtkern gelegen, sodass sich diese Promenade mit einem Blick in die kunstvoll hergerichteten Schaufenster („capsules“) verbinden lässt.
Von der Bankenmeile zum Sculpture Trail
Wird der Boulevard Royal oft als Bankenmeile bezeichnet, so gerät diese Straße nun zur Kunstavenue. Die mit dem Luxemburger Skulpturenpreis ausgezeichnete Arbeit von Martine Feipel und Jean Bechameil, eine rezent von der Escher Galerie Go Art präsentierte „Enlangled“-Skulptur in Gestalt eines riesigen, etwas verfremdeten Fußes thront auf Nummer 14a des Boulevards, derweil die Riesenblöcke „Thank-You Monoliths“ von Eric Schumacher vor der Hausnummer 14 stehen und die aus vielen bunten Keramik-Teilchen unterschiedlicher Formen von Anni Mertens bestehende Säule vor der Hausnummer 16 in den Himmel ragt. Diese drei Arbeiten werden von den Galerien Zidoun-Bossuyt, Nosbaum Reding und Valerius, ergo drei Platzhirschen, unterstützt.

Wer weiter dieser baulich etwas verzockten Prachtstraße entlangschlendert, stößt am Anfang der Adolphe-Brücke links auf den zerlegten und neu in Gitterformat zusammengesetzten „Caddy Type Mk. IX ,Cactus‘“ des Luxemburger Allrounders Serge Ecker. Gegenüber auf der rechten Seite, dort, wo einst der AICA-Kiosk stand, ist von Julien Hübsch „Loops“, ein grell gelb leuchtender Schlauch in kreisförmiger Lage drapiert, zu sehen.
Mit dem Schritt über die Brücke trifft der Betrachter auf der place de Metz, also vor der nationalen Sparkassenbank, die bereits in den Vorjahren als Standort für Skulpturen genutzt wurde, auf die aus der „Mémorées“-Reihe von Jean-Pierre Formica herausgelösten Säulen-Arbeit „Vitae“ aus dem Jahr 2024. Gegenüber dem ehemaligen Arbed-Gebäude im schmucken „Rousegäertchen“ lädt dann ein kompakter Block mit aufgesetztem wuchtigen Motiv zur Selbstbetrachtung ein. Chidy Wayne fordert mit dieser Bronze-Skulptur, die von der Grège Gallery präsentiert wird, den Betrachter zum Nachdenken über die eigene Identität auf.

Szenenwechsel: Mitten in der Altstadt auf dem Parvis vor dem MNAHA breitet sich eine geometrisch gehaltene, minimal angelegte, mehrgliedrige, eckige Aluminium-Skulptur aus. Gary Schlingheider setzt diese von der Galerie Burster vorgeschlagene Arbeit „Multi Part Pieces“ aus dem Jahr 2021 in Kontrast zum baulichen Umfeld, wohl auch als Einladung, das angrenzende Museum zu besuchen. Die Bronze-Arbeit „The Owl“ von Stefan Strumbel sorgt mit ihrem eingehenden Blick auf dem Robert-Schuman-Kreisel für Nachdenklichkeit und wirkt, metaphorisch betrachtet, wie eine untrügliche Zeitzeugin in unserer so bewegten Welt.
Der Weg zum Mudam auf Kirchberg ist immer auch verbunden mit einem Seitenblick auf den Park Dräi Eechelen, der sich für die Ansiedlung von Skulpturen vortrefflich eignet. Mit der stacheligen Säulen-Skulptur „Megaflora“ aus dem Jahr 2021 von Alice Channer wird nahtlos an die LUGA-Expo angeknüpft, stellt diese doch eine Verbindung zwischen „Natürlichem“ und „Künstlichem“ her.
Wo soll das besser gelingen als in einem Park? In der Tat, dieses Werk ist gut gesetzt, andere Standorte für in diesem Jahr ausgewählte Skulpturen wirken eher etwas künstlich „gestelzt“. Vielleicht sollte man sich fürs kommende Jahr ein neues Konzept für den Art Walk einfallen lassen, selbst auf das Risiko hin, weniger Betrachter zu erreichen.
„Capsules“ mit sieben Künstler-Positionen

Neben dem Sculpture Trail bietet der Art Walk noch die Einrichtung von Kunst in Schaufenstern leer stehender Geschäfte: die vom Organisator als „capsules“ bezeichneten Positionen von sieben Künstlern und Künstlerinnen. Es sind dies Corentin Darré mit „Chagrin“ im Centre Brasseur, Julie Krakowski mit „Sans-titre“ in der Louvigny-Straße, wo auch João Freitas mit „Traces in suspension“ präsent ist. Auf dem Theaterplatz befindet sich im Neuberg-Zentrum das Bild „Hunt(ED)“ von Olivia Rode Hvass, während in der Grand-rue die Finnin Elsa Salonen bei einer Privatbank mit ihrer Arbeit „The Heavenly Wooded Area“ und am gleichen Ort die deutsche Künstlerin Miriam Schmidtke mit der Textbotschaft „The Manifesto of Post-Phlegmatism“ Position bezieht. Beeindruckend ist beim Roude Pëtz „It Happened Tomorrow“ von Val Smets aus Luxemburg, ein Mega-Bild, das den Spaziergänger im Vorbeigehen zwangsläufig zu einem Halt zwingt, will er dieses abstrakte Panorama ganz aufsaugen.
Faltblatt mit „Kunst-Standort-Karte“
Abgerundet wird diese Vorschau auf die eigentliche Kunstmesse auf dem Glacis von der Reihe „rendez-vous“, drei Hinweise auf weitere Kunst-Events: „Marguerite – mémoire d’un nom, empreinte d’un lieu“ von Frank Miltgen in der Giselbert-Straße in Merl, „Timeless Voices: Art in Private Dialogue“ im Gebäude in der Jacob-Straße und Werke von Bernard Piffaretti, einem französischen Künstler, den wir kürzlich mit einer Expo in der Galerie Ceysson Bénétière vorgestellt haben, in den Räumlichkeiten der BGL BNP Paribas am Boulevard Royal.
Wer den kompletten Überblick haben möchte, besorgt sich das in zartem Rosa gehaltene Faltblatt „artwalk“, auf dem ganz übersichtlich der „Sculpture Trail A-J“, die „Capsules K-Q“ und die „Rendez-vous“ aufgeführt sind. Auf einer Karte des Stadtkerns sind darüber hinaus auch Galerien, Kunstzentren und Museen der Hauptstadt eingetragen: 26 zusätzliche Standorte, an denen Kunst im Fokus steht. Zeitnah zur Messe im Glacis-Zelt werden wir die rund 80 Aussteller aus dem In- und Ausland sowie einige Begleitveranstaltungen präsentieren.
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