PolitkrimiEhemaliger Verkehrsminister als Romanfigur?

Politkrimi / Ehemaliger Verkehrsminister als Romanfigur?
Wolfgang Ainetter, ehemaliger Pressesprecher innerhalb der deutschen Regierung, legt einen „Ministeriumskrimi“ vor Foto: Haymon Verlag

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Früher Pressesprecher des deutschen Ex-Verkehrsministers Andreas Scheuer, jetzt Autor: Wie viel Wahres steckt in Wolfgang Ainetters Politkrimi „Geheimnisse, Lügen und andere Wahrheiten“?

Eine Zeit lang reichte die bloße Erwähnung von Andreas „Andi“ Scheuer, um Heiterkeitsstürme der verzweifelten Art heraufzubeschwören. Vor ungefähr fünf, sechs Jahren setzte er als deutscher Bundesverkehrsminister die sogenannte „Ausländermaut“ in den Sand und schaufelte den beteiligten Firmen fürs Nichtstun vertraglich garantiert Hunderte Millionen an Euro-Steuergeldern in die Taschen. Aber hey, es bedurfte eines Politikers wie ihm, damit Langzeit-Bundeskanzlerin Angela Merkel das gegebene Versprechen, mit ihr würde es keine Pkw-Maut geben, auch halten konnte!

Damals war der Autor Wolfgang Ainetter persönlicher Pressesprecher in Scheuers Bundesverkehrsministerium. Er hat das Debakel also livehaftig miterlebt und könnte, wenn er wollte beziehungsweise dürfte, so manche Pikanterie aus dem Nähkästchen ausplaudern. Kürzlich erschien nun sein Roman „Geheimnisse, Lügen und andere Währungen“, den der eine oder andere Kritiker allen Ernstes als „brisant“ oder gar als „Schlüsselroman“ bezeichnete. Allerdings ist Ainetters „Ministeriumskrimi“ weniger der Aufklärung denn der Unterhaltung verpflichtet.

Unterhaltung statt Aufklärung

Dass beides durchaus zusammengehen kann, ist unstrittig. In diesem Fall aber überwiegen die unterhaltenden Momente, derweil triftige Erklärungen, wie es in Scheuers Ministerium (nicht nur) zu diesem kompletten Fiasko um die Pkw-Maut kommen konnte, weiter auf sich warten müssen. Erzählt wird die Geschichte des Polizeioberkommissars André Heidergott, welcher der Liebe wegen aus Österreich in die bundesdeutsche Hauptstadt zog.

Jetzt sitzt er allein auf einem abgewetzten gelben Sofa in Moabit und bläst den Blues. Aber immerhin: Wenn etwas schiefläuft im Regierungsviertel, dann ruft man ihn als erfahrenen Sicherheitsexperten herbei, um die Geschichte aus der Welt zu schaffen oder wenigstens geradezurücken. Aktuell ist der Ministerialdirektor Hans-Joachim Lörr spurlos verschwunden. Heidergott soll ihn aufspüren, wenn er überhaupt noch lebt.

Die zweite Hauptfigur in Ainetters Buch heißt Dr. Felix Rohr. An diesem Bundesminister entzünden sich vor allem die Spekulationen um die Frage, inwieweit Ainetter einen Schlüsselroman verfasste. Doch so bumsfidel, wie dieser Rohr den Schampus fließen lässt und allem nachstellt, was Röcke trägt, mag man sich den Andi Scheuer nicht einmal als Held in einem jener penetranten Komödienstadl vorstellen, die in seiner bayrischen Heimat schon seit Jahrzehnten für Bombenstimmung sorgen.  

Wolfgang Ainetter: Geheimnisse, Lügen und andere Währungen. Haymon Verlag, Innsbruck 2024. 312 S. 13,95 Euro.
Wolfgang Ainetter: Geheimnisse, Lügen und andere Währungen. Haymon Verlag, Innsbruck 2024. 312 S. 13,95 Euro. Foto: Haymon Verlag