Am Samstag findet um 11 Uhr in der Galerie Bernard Ceysson in Luxemburg die Vernissage zu seiner Ausstellung „Silent going“ statt. Gezeigt werden hier rezente Werke, aber auch ältere Arbeiten. Wir besuchten den Maler im Vorfeld in seinem Atelier.
Robert Brandy: „Silent going“
Ausstellung
Vom 27. September bis zum 15. November 2014 Dienstags bis samstags, 11 bis 18 UhrVernissage
Samstag, 27. September, ab 11 UhrKontakt
2, rue Wiltheim
L-2733 Luxemburg
Tel.: (+352) 26 26 22 08 / (+352) 621 49 81 41
„Die Tür steht offen, komm’ rein!“, schallt es aus der einstigen Kunstschlosser-Werkstatt in der rue Aloyse Neyen in der Hauptstadt. Vor einem guten Dutzend Jahren hat der Künstler hier Einzug gehalten. Hohe Fenster sorgen dafür, dass es hier tagsüber so hell ist, dass Brandy bei seiner Arbeit auf jede Art künstlicher Beleuchtung verzichten kann. Ein strahlend orangefarbener VW-Bulli und ein nobler Austin Healey teilen sich den Platz links in der Halle mit weiteren Oldtimern, einer Hebebühne, uralten Öldosen und kultigen Reklameschildern.
„Kaffee?“, fragt der Mann mit der runden Brille, dem Hut und dem ansteckenden Lachen. „Den können wir oben trinken!“ In den vergangenen Wochen hat Brandy für mehr Platz gesorgt, indem er ein Mezzanin einbaute. Hier steht auch ein Sofa, das der Künstler mittags schon mal für ein Schläfchen nutzt. Überall stehen Bilder, an der großen Wand rechts hängt das wohl rezenteste Werk, das Brandy ab Samstag bei Ceysson zeigen wird. Blautöne dominieren.
„Gestern Abend habe ich gedacht, es sei fertig, heute morgen habe ich dann doch noch mal Hand angelegt.“ Der obere Ausstellungsraum bei Ceysson soll mit Werken ausgestattet werden, bei denen das Azurblau dominiert, erklärt der Maler, als er den Espresso zubereitet. „Oder auch nicht, ich weiß immer noch nicht genau, was ich zeigen werde. Aber auf jeden Fall sind auch viele ältere Werke dabei, die Bernard Ceysson selbst ausgesucht hat.“ Als Brandy das letzte Mal in der Galerie am Fischmarkt ausstellte, das war 2012, wirkten seine Bilder etwas blass im Vergleich zu den aktuellen. Wobei dies keineswegs negativ gemeint ist. Vielmehr erinnerten sie an diejenigen, die in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren entstanden waren und den eigentlichen Grundstein zu seinem kommerziellen Erfolg als Künstler legten. Das Geschäft habe damals regelrecht geboomt, erklärt Brandy. Und Bernard Ceysson war nicht unschuldig daran.
Pariser Biennale als Sprungbrett
Der damalige Direktor des Museums für Moderne Kunst in Paris hatte den jungen Maler aus Luxemburg mit einigen seiner Arbeiten zur Biennale in die Metropole an der Seine geholt, was seinen Bekanntheitsgrad und damit auch seinen Marktwert erheblich ansteigen ließ. Gewissermaßen war die Rückkehr zu den hellen Bildern demnach ein „retour aux sources“, den der Maler wie folgt erklärt: „Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich keine Farben mehr sehen konnte. Ich hatte davor 30 Jahre mit Pigmenten gearbeitet und das Gefühl, als hätte ich sie gefressen und ausgespuckt. Eines Abends hatte ich sogar vor, einen definitiven Schlussstrich unter meine Malerei zu ziehen. Das hielt aber glücklicherweise nur eine Nacht lang an. Am Morgen danach wurde mir bewusst, dass ich am Ende eines Astes angelangt war, von wo aus ich nicht mehr weiter konnte. Ich musste also zurück zum Stamm! Und so kam es, dass ich wieder nurmehr in ganz hellen Tönen malte, fast gar keine Farben mehr benutzte. Das ging dann zwar zwei, drei Jahre so, aber irgendwie zog es mich dann doch wieder zurück zu mehr Farbe.“
Daran ist Kevin, der Sohn des Künstlers, der ebenfalls als Maler aktiv ist und sich mit Papa das ebenso geräumige wie gemütliche Atelier auf dem „Geesseknäppchen“ teilt, nicht unschuldig. Eines Tages ergriff der Vater – als der Sohn seine Arbeitsstätte verlassen hatte – einen von dessen Pinseln, an welchem noch Farbreste klebten, und bearbeitete damit eine seiner eigenen (hellen) Leinwände … Der Bann war gebrochen.
„Eine Zeit lang habe ich dann wirklich immer nur die Farbe benutzt, die Kevin am Pinsel übrigließ, inzwischen arbeite ich aber auch wieder mit eigenen Pigmenten.“ Auch Objekte – etwa Holzstücke – arbeitet Brandy in letzter Zeit wieder verstärkt in seine Bilder ein.
Der Abschied vom Ast und die Rückkehr zum Stamm haben sich also gelohnt. In den vergangenen Monaten zeigte Ceysson seine Arbeiten in Genf und in Paris, der Künstler stellte in den USA aus, das Mamac – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst – in Liège widmete ihm in Zusammenarbeit mit der Galerie Monos anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums als freier Künstler sogar eine Werkschau.
Was den Künstler zwar freute, doch: „Das wäre eigentlich die Aufgabe eines luxemburgischen Museums gewesen! Ich arbeite seit 1972 als Berufskünstler, aber hier im Land kräht kein Hahn danach.“
Brandy ist längst einer der am höchsten quotierten Luxemburger Künstler auf dem weltweiten Kunstmarkt und in der internationalen Szene einer der bekanntesten. Aber dem schenkt man bei den offiziellen Kulturinstituten im kleinen Großherzogtum offensichtlich nahezu kaum Aufmerksamkeit. Sei’s drum! Der Maler hat derzeit ohnehin beide Hände voll zu tun. Und fühlt sich dabei sehr wohl: „Ich brauche das, und ich bin zurzeit in Topform! In allen Hinsichten.“
Mit 68 in Topform, in jeder Hinsicht
Fit hält sich der mittlerweile 68-Jährige unter anderem durch seinen morgendlichen Lauf. Bis zu zehn Kilometer kann dieser lang sein. Brandy raucht nicht und lebt auch ansonsten sehr gesund. Er ist Frühaufsteher und oft schon um 5 Uhr in seinem Atelier am Werk. „Abends liege ich dann aber auch spätestens um halb elf Uhr im Bett.“
Durch den gebürtigen Limpertsberger gelangte übrigens ein weiterer Hut- und Brillenträger zu unerwartetem Ruhm: Bolitho Blane. Eine überaus mysteriöse Persönlichkeit, in der Brandy sein Alter Ego zu entdeckt haben glaubt. Aber dazu mehr später …
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