An unserer persönlichen Favoritenliste hat sich in den letzten beiden Tagen nichts geändert, weder der Amerikaner Bennett Miller noch der Kanadier David Cronenberg konnten Nuri Bilge Ceylan das Wasser reichen. Auch von der Japanerin Naomi Kawase oder gar von den Gebrüdern Dardenne dürfte keine Gefahr drohen.
" class="infobox_img" />Ein Küsschen in Ehren: Die Regisseure Luc (l.) und Jean-Pierre Dardenne mit der Schauspielerin Marion Cotillard. (Foto: Reuters)
Bennett Miller stellte in seinen vergangenen Filmen „Capote“ und „Moneyball“ Figuren in den Mittelpunkt, die von ihren Ideen und Projekten besessenen waren. Diesem roten Faden bleibt Miller auch in „Foxcatcher“ treu. Die Story spielt vor dem Hintergrund des Freistil-Ringens. Zwei Brüder, Dave und Mark Schultz, haben in den 80er-Jahren bei Olympia und bei den Weltmeisterschaften Gold geholt und unterstützt wurden sie bei ihrer Vorbereitung vom Millionär John E. Du Pont. Dieser stellte Unterkunft sowie optimale Trainingsbedingungen zur Verfügung. Aus dem Mäzen du Pont wurde im Laufe der Monate ein selbst ernannter Fachmann, der sich in der Rolle des Super-Coachs gefiel. Maßlose Selbstüberschätzung führte unweigerlich zur Tragödie, zum Tod einer der beiden Brüder
Authentische Story
Eine authentische Story mit exzellenten Schauspielern; Mark Ruffalo und Channing Tatum als Ringer-Brüder sowie Steve Carell als Psychopath du Pont. In Amerika spart man nicht mit Lob und spricht bei Carell von einer oscarreifen Leistung.
Der Kanadier David Cronenberg setzt auf ähnlich dysfunktionale Beziehungsmuster und lässt seine Geschichte dort spielen, wo komplizierte familiäre Strukturen problematischen Beziehungen Vorschub leisten: in Hollywood. „Maps to the Stars“ ist einerseits eine Anspielung auf die Stars und Sternchen, die in L.A. auf der Suche nach Glück und Reichtum sind, es ist aber auch der Stadtplan, mit dem die Touristen auf die Jagd nach den Persönlichkeiten gehen.
Die 18-jährige Pyromanin Agatha Weiss wurde vor Kurzem aus der Heilanstalt entlassen, doch keiner aus ihrer Familie will sie wiedersehen. Eine grimmige Satire um Inzest, Mord und Geldgier, bei der Cronenberg so gar nicht zu überzeugen vermag. Seine Story wirkt altmodisch und irgendwie belanglos. Trotz prestigeträchtigem Casting mit Robert Pattinson, Mia Wasikowska, Julianne Moore, John Cusack, Carrie Fisher insgesamt eher eine Enttäuschung.
Die meisten erhoffen es, träumen vielleicht davon, aber trauen sich oft nicht, es zu sagen. Naomi Kawase hingegen gibt es unumwunden zu, dass die Goldene Palme für sie die nächste und wahrscheinlich finale Etappe auf der Karriereleiter ist, dies nachdem die japanische Regisseurin bereits 2000 die Goldene Kamera für „Suzaku“ sowie 2007 den Großen Preis der Jury für „La Foret de Mogari“ erhalten hatte.
In „Still the water“ spielt die Natur eine dominante Rolle, wie eigentlich immer bei Kawase, diesmal aber wird sie zum Spiegelbild der Entwicklung zweier Jugendlicher, die an der Schwelle zum Erwachsensein stehen.
„Deux jours, une nuit“
Kawase versucht, ihren Lieblingsthemen treu zu bleiben; das Leben des Menschen im Einklang mit der Natur sowie der ewige Kreislauf von Leben und Tod, doch sie kann hier keine neuen Elemente hinzufügen. Was bleibt, sind prächtige Bilder mit beeindruckenden Naturgewalten … doch am Ende stellt sich Langeweile ein.
Mit „Deux jours, une nuit“ melden sich die Gebrüder Dardenne zurück. Sandra versucht ihre früheren Arbeitskollegen zu überzeugen, auf 1.000 Euro Bonus zu verzichten, damit sie ihren Job behalten kann. Menschliche Tragödie pur, wie Jean-Pierre und Luc Dardenne es alle Jahre wieder ins Kino bringen. Der Film präsentiert sich über den Trailer als sozialer Thriller, doch spätestens im Kino wird dem Zuschauer klar, dass er hier auf meisterhafte Art und Weise manipuliert wird und jeder am Ende die Story dieser heroischen Frau, die ums Überleben kämpft, gut finden muss. Marion Cotillard, so wie beim letzten Mal Cécile de France, ist weder gut noch schlecht, sondern eine krasse Fehlbesetzung, die wohl nur im Sinne einer besseren Vermarktung in Frankreich zustande kam.
Mit Spannung erwarten wir in den nächsten Tagen die beiden verbleibenden französischen Palmenanwärter: Jean-Luc Godard und Olivier Assayas.
De Maart

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