Queen & Adam Lambert elekrisieren das Galaxie in Amnéville
„We will rock you“ – keine Band dieser Welt kann mit drei Trommelschlägen eine Menschenmasse so bewegen wie Queen. Als das Atelier das Konzert der Urgesteine von Queen vor Monaten ankündigte, war das Echo groß. Nicht mit Paul Rodgers, sondern mit Adam Lambert, dem jungen Shootingstar, sollten Queen im Galaxie in Amnéville auftreten. Demnach war es zugleich das erste Auswärtsspiel des Ateliers im Galaxie.
„I’m not Freddie“
Seit nunmehr fünf Jahren touren Adam Lambert und Queen gemeinsam durch die ganze Welt und so durfte also am vergangenen Sonntag auch das Luxemburger Publikum in den Genuss dieser doch auf den ersten Blick sehr ungewöhnlichen Kombination kommen. Können ein junger, agiler, laut Simon Cowell (engl. Musikproduzent) zu theatralischer Sänger wie Adam Lambert und Rockikonen wie Bryan May und Roger Taylor harmonieren? Fazit: Sie können!
Nach einem mehr als monumentalen Einzug mit einem kurzer Teaser durch „We will rock you“ waren tausende Fans schon nach wenigen Sekunden euphorisch, alle Hände im Drei-Takt Klatschend und bereit über zwei Stunden Vollgas zu geben. Um allerdings alle möglichen Wogen zu glätten, bat Adam Lambert bereits nach wenigen Songs um die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Anwesenden und wollte eins klarstellen: „I’m not Freddie. I am just a fan like you. Can we celebrate Queen and Freddie together? “
Diese Repliken wirkten äußerst ehrlich und aufrichtig und das Publikum zollte dieser Aussage ihren Tribut. Niemand kann wirklich von Lambert erwarten, der „neue“ Freddie Mercury zu sein und doch konnte mit seinen Aussagen geschickt einen der zentralen Kritikpunkte der letzten Jahre schnell ad acta legen.
Best of Queen
Nichtsdestotrotz stand natürlich die stimmliche Leistung Lamberts im Vordergrund und man muss neidlos anerkennen, dass Adam Lamberts Stimme über eine Bandbreite verfügt, wie sie nur wenige andere Sänger besitzen. Es gelingt ihm mühelos tiefe Töne und sehr hohe Töne passgenau aneinanderzureihen und den Songs genau die Energie zu geben, die sie benötigen um zu überzeugen. Die Neuadaptationen einiger Songs, die von Lambert anders interpretiert werden als noch von Mercury, zeugen davon, dass er einerseits gar nicht versucht, Freddie Mercury zu imitieren und andererseits zeigt es klar, wie zeitlos diese Songs sind, und dass auch Neuinterpretationen das Klangbild auf phänomenale Art und Weise noch zu bereichern wissen.
Die Setlist liest sich wie ein „Who is Who“ der Queensongs: Mit „Hammer to fall“ und „Stone cold crazy“ begann der Abend in bester Hardrockmanier bevor dann mit „Another one bites the dust“, „Fat bottomed Girls“, „Killer Queen“ und „Don’t stop me now“ die Stimmung beim Publikum schnell ihren Zenit erreichte und sich die Belegschaft im Galaxie in einen achttausend Mann starken Dauerchor verwandelte, der alle Songs lauthals mitsang. Über „I want it all“, den stimmlich brillianten „Somebody to love“ (inclusive accaplla -Beginn) und „Who wants to live forever” bis hin zu „Crazy little thing called love“ und „I want to break free“ hatte die Setlist alles zu bieten, was das Queen-Herz begehrt. Bei “Under Pressure“ zeigte sich wie gut die Harmonie zwischen Queen und Adam Lambert funktioniert: Roger Taylor auf den Drums übernahm die Parts von David Bowie und man spürte die Synergie zwischen beiden auf der Bühne und die Lust diese Songs noch einmal gemeinsam zu singen. Das Hymnenquartett „Radio Gaga“, „Bohemian Rapsody“ und natürlich „We will rock you“ sowie „We are the champions“ markierte dann nach über zwei Stunden das Ende eines Abend voller Erinnerungen und Emotionen.
„Schéinen gudden Owend“
Es gibt nur wenige Gitarristen, die so für einen gewissen Gitarrensound stehen wie Brian May. Der Queengitarrist mit den langen weißen Locken entlockt seiner Signature „Red Special“ nicht nur Riffs und Melodien, sondern ganze Emotionen. Nicht zu Unrecht wurde mancherorts behauptet, May könne eine Gitarre weinen lassen. Dies beschreibt am besten, im Positiven natürlich, sein brillantes Gitarrenspiel. Wer Sorge um den Sound in der Halle hatte, dem sei hiermit versichert, dass dieser glasklar war und eine Doublebase sich selten so gut anhörte wie bei Roger Taylor.
Eigentlich würden das Musikalische und das Stimmliche diese Show schon unvergessen machen, so wird mit der visuellen Show noch ein weiterer Superlativ erreicht: Über rosa Fahrräder auf der Bühne und einen riesigen Roboterkopf bis hin zu einer Lightshow, die ihresgleichen sucht, wurde den Zuschauern alles geboten. Eigentlich hätte man jede Minute dieses Konzertes bildlich festhalten müssen, da selten das Farb- und Lichtspiel und die Musik so wunderbar harmonierten.
May, Lambert und Taylor beherrschen das Spiel mit dem Publikum und fast niemandem nimmt man die Ehrlichkeit so ab, wie Brian May, wenn er mit einem „Sténoscope-Selfiestick“ die Eindrücke in Amnéville festhalten will, weil er selbst immer noch die Musik und auch das Publikum liebt. Und jetzt mal ehrlich – wie viele Rockstarts trauen sich schon in Frankreich „Schéine gudden Owend“ zu sagen und ihnen schlägt ein tosender Applaus entgegen…
P.S: Noch einmal von Freddie Mercury per Videoeinspieler aufgefordert zu werden ihm Nachzusingen und achttausend Menschen, die ihm bedingungslos folgen, das wird es wohl auch nur bei Queen geben…
Von Sascha Dahm
De Maart
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