Vor diesem Hintergrund verliert jener Satz, den Kafka einst über Picasso äußerte, nichts an seiner dringlichen Aktualität: „Im verzerrten Spiegel der Kunst erscheint die Wirklichkeit unverzerrt.“
Das Konzept: es gibt keins
Unter dem schlichten Ausstellungsnamen „Bilder“ sind die Kunstwerke von Rol Schroeder in der Galerie Dominique Lang zu entdecken. Und ebenso spontan und ungeplant wie die unterschiedlichsten Erinnerungen wieder an die Oberfläche unseres Geistes zurückfinden, so ungezwungen präsentiert sich auch die Exposition.
Das Konzept, dass es kein Konzept gibt, nimmt der Ausstellung die unnötige, landläufige Schwere.
Wahrnehmungen des eigenen Bewusstseins rücken in den Mittelpunkt, kombiniert mit den äußeren Impressionen, welche die Medien, Zeitungen, private Schnappschüsse usw. zurückgelassen haben. Konsequenterweise verschreibt sich der Künstler der figurativen Malerei, die er mit einem expressiven Realismus verbindet.
Anstoß fand Rol Schroeder bei den deutschen Expressionisten, aber vor allem bei dem kunsthistorischen Unikat Francis Bacon. Es ist nicht das Objekt oder die Person, die darstellenswert ist, sondern die Haltung, Farbe oder einfach nur die Form. Bei manchen Bildern des Malers erkennt man ihren Ursprung aufgrund der medial verbreiteten Motive. Andere wiederum sind stark verfremdet, so dass sie fast nichts mehr mit der anfänglichen Abbildung zu tun haben. Rol Schroeder konstruiert sein eigenes Universum ohne theoretischen Ausgangspunkt, er handelt intuitiv. Vor allem seine großformatigen Porträts zeugen von schöpferischer Eindringlichkeit.
Dabei machte der Maler nicht vor seinem Künstlerkollegen halt: „Cup of Coffee with Funny Bubbles“ zeigt Luc Ewen beim Kaffeetrinken umgeben von schwebenden Blasen. Warum all diese Blasen? Für des Rätsels Lösung sollte man zu Luc Ewens Ausstellung „lost memories“ im Centre d’art Nei Liicht gehen. Die Erinnerung und ihre unwiederbringliche Wiederkehr, ihr prägender Einfluss, gegen den sich keiner wehren kann, sind bei „lost memories“ das zentrale Motiv. Dieser entrückte Effekt der Aufnahmen kommt anhand einer Wachshaut zustande, welche auf die Oberfläche der Bilder appliziert wurde und so Luftablagerungen provoziert. Daher entstammt das erwähnte Motiv der Blasen, das quasi omnipräsent in den Fotografien ist.
Luc Ewen bringt es fertig, nicht nur die visuelle Dimension der Vergangenheit anzusprechen, sondern die verflossenen Impressionen auch emotional wiederzubeleben. Reale Fotografien mit existierenden Geschöpfen und Objekten vermitteln den Eindruck einer längst entschwundenen Empfindung, hervorgerufen nicht nur durch den Wachsfilm oder die verklärte Farbigkeit, auch der Umgang mit dem Dargestellten ist immanent vordergründig bei „lost memories“.
Naturgewächse, Tiere, Menschen, Bauten, Landschaften: Luc Ewen kennt kein Hauptmotiv. Es ist seine Eigenart der Inszenierung der Gegenstände, die sein Werk ausmacht. Manchmal scheinen die Aufnahmen nebensächliche Dinge aus unserer Umgebung wiederzugeben, manchmal werden Naturformen zu ästhetischen Weltenlandschaften und manchmal wird ein Frauenakt zum erotischen „memento mori“.
Luc Ewen bringt vergrabene Erinnerungen ohne Profanität wieder zum Vorschein und spricht nicht nur ein bestimmtes Publikum an, sondern uns alle.
Rol Schroeder
Centre d’art Dominique Lang
Bahnhof Düdelingen
Luc Ewen
Centre d’art Nei Liicht
rue Dominique Lang
L-3505 Dudelange
www.galeries-dudelange.lu
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