Mittwoch5. November 2025

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Die goldene Mitte

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Unverhofft stand Claudine Muno im Jahr 2007 im Kreuzfeuer der Kritik und musste viele harte Schläge einstecken. Der Vorwurf von damals: Sie habe ihre Seele an die Plattenfirma „Green l.f.ant Records“ verkauft.

Emile Hengen
 

Claudine Muno aber ließ sich nicht beirren, lernte mit der harschen Kritik unverbesserlicher Lästermäuler umzugehen und veröffentlichte nach ihren bissigen „Petites chansons méchantes“ vor wenigen Tagen einen weiteren Longplayer auf dem belgischen Vorzeige-Label.

Die Entscheidung, bei „Green l.f.ant records“ gesigned zu haben, bereut sie bis heute nicht. „Ich genieße absolute künstlerische Freiheit“, sagt Claudine Muno. „Dass ich nach ’Monsters’ zunehmend französische Texte verfasste, war an sich ein natürlicher Prozess“, verrät sie während eines Gesprächs. „Wahrscheinlich war das der Auslöser für den Zerriss“, vermutet sie.

Das Spiel mit drei Sprachen

Auf ihrer neuen Platte „Noctambul“ hat Claudine Muno die goldene Mitte getroffen: Im Vordergrund stehen vorwiegend englischsprachige Songs, die, wie sie erklärt, an den US-amerikanischen Folk angelehnt sind. „Für mich und die Luna Boots stand fest, dass wir uns nicht in die Ecke der ’Nouvelle chanson française’ drängen lassen wollen. Dies passt nicht zu unserer Identität“, führt sie an und fügt hinzu, dass gerade das Leben im Großherzogtum jeden Musiker dazu einlädt, sich in vielen verschiedenen Sprachen auszudrücken. Aus diesem Grund versteht es sich womöglich von selbst, dass auf der neuen Platte erneut Lieder in Luxemburger Sprache zu hören sind.

Schreiben, Musizieren, Zeichnen: Dies sind die drei großen Lebensinhalte von Claudine Muno. „Das Schreiben fasziniert mich, gerade weil unserem Vorstellungsvermögen keine Grenzen gesetzt sind. Ich kann mir die Welt erdenken, in der ich leben mag“, verdeutlicht Claudine Muno. Bei der Frage, welche Form der Kunst sie denn bevorzugt, wusste auch sie keine eindeutige Antwort zu geben: „Ich glaube, dass alle drei einen gleichberechtigten Platz in meinem Leben haben. Lediglich der Musik widme ich mehr Aufmerksamkeit. Dies hat allerdings seinen ganz bestimmten Grund. Wenn ich beispielsweise einen Roman schreibe, dann ist der Großteil der Arbeit mit dem letzten Punkt, den ich setze, getan. Den Rest übernimmt der Verlag. In der Musik hingegen verhält sich dies anders. Ein Album diszipliniert zu verteidigen, beansprucht viel mehr Zeit“, verdeutlicht die passionierte Musikerin.
Zwar übernimmt das Label sowohl den Vertrieb als auch die Vermarktung der neuen Platten, doch die Hauptaufgabe einer Band liegt nach wie vor darin, ihre Musik nach außen zu tragen, sprich Konzerte zu spielen.

Noch begrenzen sich die Auftrittsmöglichkeiten auf Luxemburg und den französischsprachigen Raum Belgiens. „Doch das Label arbeitet hart daran, uns den Weg nach Frankreich vorzubereiten“, sagt Claudine Muno. Auch begrenzt sich der Vertrieb ihrer Platten auf die Benelux-Staaten, dank iTunes und Co. aber kann jeder Musikliebhaber ihre Musik von überall aus dem weltweiten Netz ziehen.

Sporadische Konzertauftritte

Produziert wurden die Songs auf „Noctambul“ von Thierry Kinsch, Mastermind der Luna Boots.
„Einen Großteil der Songstrukturen habe ich zu Hause komponiert und auf erste Spuren aufgenommen. Anschließend habe ich mit Thierry eine Auswahl getroffen und erste Arrangements festgelegt. Anschließend ging es ins Tonstudio, wo wir die Platte aufgezeichnet haben.“ Vor genau drei Jahren stellte Claudine Muno ihre zweite Platte vor einheimischem Publikum in der Rockhal vor. An diesem Ort wird sie am kommenden Samstagabend erneut auf die Bühne treten, ehe sie, einige Tage später, am 21. April, ihre offizielle Release-Party im renommierten Brüsseler Konzerthaus „Le Botanique“ feiert.

Auf eine große Tournee durch europäische Hauptstädte müssen Claudine Muno & The Luna Boots erst einmal verzichten. Nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. „Uns fehlt schlichtweg die Zeit … Wegen der Arbeit, wegen der Familie“, begründet Claudine Muno.

Doch wer sie kennt, der weiß nur zu gut, dass sie viel lieber sporadisch zum Konzert lädt. Konzerttermine wollte sie noch nicht nennen. Doch wissen wir, dass sie im Rahmen des beherzten „The Singer & the Song“-Festivals im Düdelinger Kulturzentrum „opderschmelz“ auftritt – ein ganz besonders intimistischer Abend, an dem die einflussreichsten Vertreter der Singer-Songwriting-Szene, auf deren Schultern der gesamte Weltschmerz lastet, zu Gast sein werden.

Claudine Muno &
The Luna Boots
Rockhal
Am 17. April um 20.30 Uhr
Release-Party: Noctambul
(Green l.f.ant records 2010) www.rockhal.lu
www.thelunaboots.com