Montag22. Dezember 2025

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Den Musen gewidmetAteliers Sixthfloor Neimillen in Koerich eröffnet siebtes internationales Skulpturen-Symposium

Den Musen gewidmet / Ateliers Sixthfloor Neimillen in Koerich eröffnet siebtes internationales Skulpturen-Symposium
Skulpturen-Ausstellung der fünf Symposium-Künstler in der Piazza des Ateliergebäudes Foto: Sixthfloor

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In den Ateliers von Sixthfloor Neimillen in Koerich wurde das 7. internationale Skulpturen-Symposium letzten Samstag mit einer sehenswerten Ausstellung in der Piazza des Gebäudes eröffnet. Bis zum 3. August gestalten Lukas Arons (Schweden), Tom Flick (Luxemburg), Doru Nuta (Rumänien), Alberto Scodro (Italien) und Abe Wientjens (Niederlande) der Muse Euterpe gewidmete Skulpturen. Bei diesem „work in progress“ können Besucher den Bildhauern bei der Arbeit über die Schulter schauen und gleichzeitig die rund 30 Exponate umfassende Schau mit kleineren Werken bewundern.

Seit 2007 organisiert Tom Flick alle drei Jahre das internationale Muse-Symposium in Koerich, eine Initiative, die er vom österreichischen Bildhauer Karl Prantl übernommen hat. Dieser schuf 1958 das erste Symposium dieser Art in St. Margarethen. Er orientierte sich dabei am Grundgedanken „des intellektuellen sowie künstlerischen Wettstreits in einem ungezwungenen Beisammensein“. Die aus der Antike hergeleitete Idee wird auch in anderen kulturellen Disziplinen angewandt. Stand bei Prantl „ein Sein mit dem Material und die Verbundenheit mit der Natur“, wie er es 1959 formulierte, im Mittelpunkt, so geht es bei Tom Flick und seinem Symposium um „den künstlerischen Wettstreit und die intellektuelle Dimension“. Flick, der gerne den Ursprüngen der Skulptur in der Antike auf die Spur geht, hat dem Symposium den Zusatz „Muse“ hinzugefügt, „personifiziert sich doch der kreative Gedanke par excellence“ in dieser „göttlichen“ Figur. Und die Webseite des Symposiums ergänzt: „Als feste Begleiterin Apollons, des Gottes der Ratio und der Künste, inspiriert sie Kunst und Geist gleichermaßen.“

Künstler bei der Arbeit am Marmorblock
Künstler bei der Arbeit am Marmorblock Foto: Sixthfloor

Der Plan ist, alle neun Musen zum Thema eines Symposiums zu machen, ergo neun Symposien zu veranstalten, sodass das neunte und letzte Treffen 2031 stattfinden soll. 2025 steht die zweiwöchige Veranstaltung unter der Obhut der Euterpe, einer Muse, die für Musik und Lyrik steht. Wer nicht die Möglichkeit hat, sich ein Mosaik mit den neun Musen in Griechenland anzusehen, dem sei ein Abstecher ins MNAHA empfohlen. Hier liegt ein bei archäologischen Suchaktionen in Luxemburg ausgegrabenes herrliches Mosaik mit Abbildungen der Musen offen zur Ansicht.

Seit Sonntag bearbeiten die oben erwähnten Bildhauer massive Marmorblöcke mit Hammer, Bohrer, Meißel, Raspel und anderen Werkzeugen, um aus diesen die von ihnen ausgewählte Statue zu formen. Das Ergebnis lässt sich im Endeffekt erst am 3. August in Augenschein nehmen, dann sollen die fünf Skulpturen, ob stehend oder liegend, aber jeweils mit Seitenblick auf Formen des Frauenkörpers, fertiggestellt sein. Die Künstler haben selbstredend ihre Werke durchdacht und geplant, sich den passenden Stein (die Bettemburger Firma Michelini hat Travertino angeliefert) ausgesucht.

Expo mit Werken der fünf Künstler

Da ein derartiges Symposium kein einfaches Unterfangen ist, wurde dieses mit einer Schau von kleineren und mittleren Werken gekoppelt, ganz beachtliche frühere Arbeiten der fünf Künstler: Abe Wientjens steuert neben einer Fotografie zwei größere aufgetürmte Werke aus gemischtem Granit bei, derweil Alberto Scodro mehrschichtige Glasarbeiten aus seiner UG-Reihe präsentiert – interessante, ganz kompakte, aber farblich und von der Dichte des Materials her diversifizierte Werke, die für diese Art Skulpturen etwas fremdartig wirken, strahlen diese doch unterschiedliche Signale aus.

Im Gegensatz dazu stehen die schlanken, hochgradig ausgerichteten Holzfiguren des Doru Nuta, der vorwiegend aus Walnuss hergestellte elegante Standfiguren als auch aus mehreren Materialien kombinierte Arbeiten, wie etwa eine Engelsfigur, ausstellt – alles Zeugnisse einer perfekt gemeisterten Art, seinen Holzfiguren neues Leben einzuhauchen.

Lukas Arons ist wie Tom Flick kein Unbekannter bei Sixthfloor. Aus seiner Serie der Bücher aus Marmor ist ein Exemplar zu sehen, dies im Kontrast zu seiner flach gestalteten „Fatima“, die andere Sensationen vermittelt. Neben mehreren, für ihn typischen Standskulpturen hat er auch ein eigenartiges „Gewand“ aus weißem Marmor als Bildskulptur an die Wand gehängt. Beeindruckend, aber nicht beunruhigend ist eine aus Granit geformte massive „Richterfigur“, die sich von der Dimension und ihrer Sachlichkeit von den anderen Exponaten des Künstlers abhebt.

Von Tom Flick, der in seinem Atelier eine Vielzahl an thematisch unterschiedlich ausgerichteten Skulpturen präsentiert, sind es in der Piazza-Expo ein Dutzend meist aus weißem lichtdurchlässigen Alabaster elegant geformte Arbeiten, die er namentlich ausweist und denen er jeweils eine ganz eigene Ausstrahlung einflößt. Alle Werke lassen jedoch den feinen Stil des Künstlers stets erkennen. Heben wir darüber hinaus zwei in blauem Material gefertigte Skulpturen hervor, da diese die natürliche Ausstrahlung des sorgsam gewählten Steins besonders unterstreichen.

Stein in freier Natur bearbeiten

Obwohl die meisten Skulpturen der fünf Bildhauer eigene Titel tragen, ist es dem Betrachter freigestellt, die herausgearbeiteten Formen frei zu interpretieren, diese auf sich einwirken zu lassen, wohl auch in Erwartung der fünf Skulpturen, die aus dem Symposium selbst hervorgehen sollen. Die Piazza-Ausstellung gewährt einen guten Einblick in das künstlerische Schaffen der fünf Teilnehmer Lukas Arons, Tom Flick, Doru Nuta, Alberto Scodro und Abe Wientjens. Rundum eine geschickt ausgelotete Auswahl, zeigt die Expo u.a., wie vielseitig Skulpturen sein können.

Tom Flick und Lukas Arons haben letztes Jahr an dem schwedischen Symposium „Berggrund“ mit 14 Kollegen aus sechs Ländern teilgenommen – ein Beleg dafür, dass gerade für Bildhauer das Modell „Symposium“ ideal ist, da Künstler so in freier Natur und zeitlich begrenzt den „Stein des Lebens“ bearbeiten können. Das internationale Muse-Symposium mit seiner Ausstellung und den einsehbaren Ateliers der Künstler ist einen Abstecher wert.

Info

Muse-Symposium 2025 in den Sixthfloor-Ateliers, mit Piazza-Expo noch bis zum 3. August von 10 bis 18 Uhr, in: Neimillen, Koerich. Details auf www.muse-symposium.eu.