Es ist warm im Kasemattentheater und da, wo sonst die ersten Stuhlreihen stehen, ist eine lange Tafel aufgebaut, die voller Papiere, Stifte und Tassen ist. Probenzeit im Theater und keine Spur von blank liegenden Nerven, Aufregung oder Angespanntheit. Im Gegenteil. Extra für die Presse hopst das Team durch das Stück, um Ausschnitte zu zeigen, mit denen wir uns ein Bild machen sollen.
„Adam & Eva“ heißt es. Am kommenden Donnerstag wird die Premiere gefeiert. Die Vorlage liefert „Das Tagebuch von Adam & Eva“, ein Text von Mark Twain. Aber weil „man eine Sache von mehreren Seiten betrachten soll“, wie Regisseur Aureliusz Smigiel betont, haben er, Robert Wagner und Sabine Westermeier mit einem Text von Fritz Kater und ein paar Songs von William Blake für andere und moderne Blickwinkel gesorgt. Es geht – natürlich – um das uralte und immer brandaktuelle Thema „Mann und Frau“ und, ganz wichtig: die Liebe.
Fabienne Elaine Hollwege und Germain Wagner stehen auf der Bühne.
Noch sind sie nur ein Schattenbild hinter Packpapier, auf dem Tiere und Wörter gemalt sind. Es ist das Paradies, in dem sie sich befinden, gerade erst sind sie zueinander gekommen oder eher aneinander geraten. Jetzt beschnüffeln sie sich.
Sie sprechen schnell, die beiden, der Regisseur sitzt im weißen Feinripp-Unterhemd vor der Bühne und quietscht vor Vergnügen. Zwischendurch gibt er Anweisungen. „Leg dich hin! Ja, so ist gut … Du bist nicht zu sehen, komm hoch … Und jetzt musst du sagen: ‚Mhmm, mhmm!’“ Zart besaitet dürfen die Schauspieler dabei nicht sein, Smigiels Worte kommen unvermittelt, immer einen Tick zu laut, zu schrill. Keine Spur von ruhendem Pol, den viele andere Regisseure zu verkörpern scheinen.
„Er gibt Input,das tut gut“
Wie ist die Arbeit mit Regisseur Smigiel, der einen recht extrovertierten Eindruck macht? Irritieren die Einwürfe vom Bühnenrand nicht? „Überhaupt nicht“, sagt Fabienne Elaine Hollwege, „Mit seinen Ideen erzeugt er Bilder, die kommen zu denen, die ich selber habe. Das hilft.“ Auch Germain Wagner gibt sich gelassen. „Er gibt Input, das tut gut“, sagt der Schauspieler, der gleichzeitig auch künstlerischer Leiter des Kasemattentheaters ist, das gerade im vergangenen Monat seinen 45. Geburtstag feierte.
Die Koproduktion mit dem Berliner Theater Eigenreich sieht er als weitere Gelegenheit, einem der ursprünglichen Ziele des kleinen Hauses in Bonneweg wieder nahe zu kommen: der Förderung internationaler Zusammenarbeit.
Es ist die zweite Produktion, die das Kasemattentheater und Eigenreich gemeinsam machen. „Krieger im Gelee“ war letztes Jahr hier zu sehen, allerdings „kam es als fertiges Stück nach Luxemburg“, betont Germain Wagner. „’Adam und Eva‘ produzieren wir in Luxemburg und bringen es dann nach Berlin“, wo es Mitte März pünktlich zum 5. Geburtstag von Eigenreich auf der hauseigenen Bühne im Prenzlauer Berg aufgeführt wird.
Aureliusz Smigiel, Mitbegründer des Berliner Theaters, hat bei beiden Stücken Regie geführt. Er schwärmt von der Zusammenarbeit mit den luxemburgischen Kollegen. „Sie sind sehr offen, das macht die Arbeit angenehm“, sagt er. Und überhaupt sei es die Sprachenvielfalt im Land, die ihn am meisten fasziniere. „Die Leute hier springen einfach so von einer Sprache in die nächste, das wirkt sich auch auf ihre Mentalität aus“, meint er.
Bei der Liebe allerdings sei das alles nicht wichtig, denn „das Gefühl ist immer dasselbe, egal welche Sprache man spricht.“ Auch bei „Adam & Eva“ sei das so. Und auch wenn Mark Twain kein großer Freund der deutschen Sprache gewesen sei, funktioniere sein pointenreicher Text trotzdem auf Deutsch. Und der Text von Fritz Kater sowieso, einem Autor, der im wirklichen Leben Armin Petras heißt und Intendant des Berliner Maxim-Gorki-Theaters ist. Hart, klar und unmissverständlich geht der zur Sache, als sei die Bühne kein Ort für Plänkeleien.
Ist sie auch nicht, eher einer für Anstöße oder Entführungen. Denn das will Smigiel mit seinem Stück: die Menschen mitnehmen und ihnen zeigen, dass Liebe nichts ist, das einem einfach so zufällt. „Wer liebt, liebt. Liebe ist Arbeit und kein Geschäft.“
Adam & Eva
Kasemattentheater:
Premiere am Donnerstag, 28. Januar um 20 Uhr
Weitere Vorstellungen:
30. Januar; 3., 4., 5., 10., 11., 12., 23., 24., 25. und 26. Februar 2010 um 20 Uhr
14, rue du Puits
Luxemburg-Bonneweg
Reservierung:
Tel.: (+352) 29 12 81 (AB)
www.kasemattentheater.lu
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