Noch liegen uns die definitiven Zahlen für 2023 nicht vor, doch sei uns am Beginn eines neuen Jahres ein kurzer Rückblick auf 2021 erlaubt. Die Pandemie hat 2020 mit ihren Einschränkungen, auch im Kulturbetrieb, zum Rückgang der Besucherzahlen in unseren Museen geführt. Gab es 2019 noch fast 83.000 Eintritte im damaligen MNHA, so waren es 2021 nur rund 42.000, dies nach einem Tiefstand von 27.667 im Covid-Jahr 2020. Beim Mudam verlief der Trend ähnlich: 133.595 im Jahr 2019, 49.582 dann 2020 und wieder 71.330 im Jahr 2021. 2022 und 2023 haben sich die Besucherzahlen erholt, doch warten wir die offiziellen Museumsbilanzen ab.
Ist in einem eigenen Beitrag auf das Mudam-Angebot 2024 und die Änderung der Öffnungstage zurückzukommen, so setzt das „Nationalmusée“ im Stadtkern sowohl auf bekannte Figuren der heimischen Kunstszene, Joseph Kutter zum Jahresanfang, Marc Henri Reckinger mit dem „Lëtzebuerger Konschtpräis“ 2024 zum Jahresende, als auch auf neue vielversprechende Konstellationen internationaler Ausrichtung.
„De l’audace! Le Luxembourg dans l’atlas des collections Supports/Surfaces“, eine Kunstströmung, der vor allem in der Galerie Ceysson & Bénétière mit französischen Malern gehuldigt wird, kommt zum Einsatz. Allein der Titel sagt bereits, dass sich das Nationalmuseum auf Fischmarkt scheinbar nicht wohl dabei fühlt, spricht es doch von „Wagemut“ bezüglich der eigenen Initiative. Diese Schau wird zwei Tage vor dem Nationalfeiertag am 21. Juni eröffnet, sodass man gespannt sein darf, welche Werke und welcher Künstler „Luxemburg“ im Atlas der Sammlungen „Supports/Surfaces“ vertreten werden.
Ganz eigene Gesichter
Publikumsrenner müsste in diesem Jahr eigentlich die Kutter-Expo werden. Ist der Maler Joseph Kutter (1894-1941) nie ganz aus den Ausstellungsräumen des Museums verschwunden, so erlebt der Maler postum im Jahr 2000 eine enorme Anerkennung mit dem spektakulären „Catalogue raisonné“ seines Œuvre, ein Werk, das von Jean-Luc Koltz (Conservateur des Beaux-Arts) und Edmond Thill (Verantwortlicher des „Service éducatif“) verfasst wurde. Anlässlich einer Retrospektive 20 Jahre nach seinem Tod haben sich die Verantwortlichen damals sozusagen selber den Auftrag erteilt, „einen vollständigen, rationellen und chronologisch angeordneten Katalog der Werke Kutters aufzustellen“. Das geschah dann in mühsamer jahrelanger Kleinarbeit, hatten die beiden Autoren doch mehr als 600 Werke des Malers zu sichten und einzuordnen.
Kutter wird oberflächlich meist mit seinen Clown-Bildern, etwa aus dem Jahr 1937, identifiziert, dies, obwohl er weitaus mehr Themen und Motive beherrscht hat und sich selber öfters dargestellt hat. Man darf also auf die „Gesichter“ von Kutter, die nun als „nei Facette“ von der eigenen Sammlung angekündigt werden, gespannt sein, wobei einige dieser Porträts von Kindern, Erwachsenen und vor allem auch Frauen Kunstkennern bekannt sein könnten. Die Schau wird wohl von einem speziellen Katalog begleitet, doch sei Liebhabern dieses Künstlers geraten, sich mithilfe besagten über 500 Seiten umfassenden „Kutter-Katalogs“ auf diese neue Präsentation einzustimmen. Die Kutter-Expo läuft ab dem 9. Februar.
Modernes und Zeitgenössisches
Bereits ab dem 15. März bietet das „Nationalmusée“ eine weitere Überraschung. „Collections/Révélations. Art moderne et contemporain“ nennt sich eine Expo, die gut in das Auftragsheft des Museums passt. Moderne und zeitgenössische Kunst ist selbstredend all die Jahre vom Museum gesammelt worden, die Kollektion begreift allerdings nicht nur die über Jahre bekannten und bereits dem Publikum zugänglich gemachten Werke, nein das Museum hat mehr zu bieten. Das Versprechen, mit „Entdeckungen“ aufzutrumpfen, löst denn auch Neugierde aus, sodass das erste Trimester des nun anlaufenden Jahres vielversprechend scheint.
Abgerundet wird das Programm 2024 im Nationalmuseum mit einer politischen Partnerschaftsausstellung. Ab dem 26. April, das Datum spricht Bände, heißt es am Fischmarkt „La révolution de 1974: des rues de Lisbonne au Luxembourg“. Das politisch für die Entwicklung der portugiesischen Demokratie so wichtige Ereignis ist in Luxemburg seinerzeit auf breite Anteilnahme gestoßen, auch weil das Großherzogtum mit seiner Zahl an Einwohnern portugiesischer Herkunft für alles, was Portugal betrifft, seit Jahrzehnten großes Interesse zeigt und mit der Bevölkerung und dem Land am Tejo sozusagen in einer Partnerschaft lebt. Fünfzig Jahre sind es her, seit die „Nelken-Revolution“ das Land von der Diktatur befreit, richtig aufgerüttelt und maßgeblich verändert hat.
Auf die Ausstellung „Hommage à Marc Henri Reckinger“ bei Gelegenheit der Verleihung des „Lëtzebuerger Konschtpräis“ im Oktober 2024 an den mittlerweile verstorbenen Künstler der engagierten und realistischen Art werden wir im Herbst dieses Jahres zurückkommen.
Haben wir eingangs auf die veränderten Öffnungstage des Mudam hingewiesen, so sei abschließend hier nur noch die erste Expo im neuen Jahr im Mudam erwähnt. Am 8. Februar wird „A Model“ eröffnet. Es ist dies eine wegweisende Schau, die u.a. auf die Rolle von Museen in dieser unseren so komplexen und sich permanent erneuernden Kunstwelt eingeht.
De Maart




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