Donnerstag30. Oktober 2025

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Belval PlazaZwischen Wasser und Frust: Wie eine Familie nach dem Brand ums Überleben kämpft

Belval Plaza / Zwischen Wasser und Frust: Wie eine Familie nach dem Brand ums Überleben kämpft
Das CGDIS konnte verhindern, dass das Feuer auf eine andere Wohnung übergreift – trotzdem sind enorme Schäden entstanden Foto: Editpress/Alain Rischard

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Eine Woche nach dem Brand im Belval Plaza kämpfen die Bewohner mit den Folgen: unbewohnbare Wohnungen, verlorene Erinnerungen und ein lähmender Bürokratie-Dschungel.

Vor einer Woche wurde das Belval Plaza in Ausnahmezustand versetzt. Doch nicht etwa das rege Treiben der Weihnachtszeit war der Grund, sondern aus einer Wohnung im nördlichen Teil des Shoppingcenters schossen Flammen über den Balkon Richtung Avenue du Rock ’n’ Roll. Dank dem Einsatz von 40 Feuerwehrleuten gelang es, den Brand auf eine einzige Wohnung zu begrenzen. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Doch die Auswirkungen des Feuers sind weitreichend und treffen nicht nur die Bewohnerin der ausgebrannten Wohnung schwer.

Ich hatte noch nie so viel Angst um mein Leben und das meiner beiden Hunde

Céline Nothomb

Ein Alptraum beginnt

Céline Nothomb (28) wohnt erst seit kurzem gemeinsam mit ihrem Freund im Belval Plaza. Ihre Wohnung liegt direkt unter jener, in der das Feuer ausbrach. Am besagten Tag befand sie sich unter der Dusche, als plötzlich jemand lautstark gegen ihre Wohnungstür hämmerte. Céline öffnete die Tür und ein Mann der Sicherheitsfirma Unit stürmte in ihr Wohnzimmer und öffnete die Balkontür.

Als Céline in der Spiegelung der gegenüberliegenden Fenster des Gebäudes eine orange-rote Flamme aufschießen sah, wurde ihr schlagartig klar, was los war. In der Wohnung über ihr brannte es. Erst in diesem Moment bemerkte sie das Kohlenmonoxid, das sich bereits in ihrer Wohnung verteilt hatte. „Weder bei der Nachbarin über mir noch in den Fluren des Gebäudes waren irgendwelche Melder ausgelöst worden. Ich wurde völlig überrascht“, meint Céline gegenüber dem Tageblatt.

Rettung der Hunde

„Panik überkam mich mit einem Schlag, als mir der Ernst der Lage bewusst wurde. Ich hatte noch nie so viel Angst um mein Leben und das meiner beiden Hunde“, berichtet sie. Völlig durchnässt zog sie sich eine Hose und Pullover über, nahm ihre beiden Hunde unter die Arme und eilte nach draußen, um sich in Sicherheit zu bringen. Zeit, um eine Jacke, das Handy oder gar Dokumente und Wertgegenstände einzupacken, blieb wegen des zunehmenden Kohlenmonoxids keine. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich da war und sie [Anmerkung der Red.: die Hunde] rechtzeitig herausgeholt habe.“

In der Zwischenzeit können wir nur das Wasser entfernen, das weiterhin in unsere Wohnung läuft, und hilflos den entstandenen Schaden beobachten

Céline Nothomb

Ihr Freund war zum Zeitpunkt des Brandes außer Haus und traf erst später ein und der Sicherheitsbeauftragte war bereits gegangen, um auf die Feuerwehr zu warten und sie über die Lage zu informieren, sagt Céline. So war sie eine der ersten Bewohner des Belval Plaza, die sich auf der Gemeinschaftsterrasse in Sicherheit brachten – noch bevor die Feuerwehr überhaupt eintraf.

Kalte Herzen

Céline ist dankbar für den Einsatz des Sicherheitsdienstes und der Feuerwehr, ebenso für die Person, die den Rauch bemerkt und Alarm geschlagen hatte. Doch nicht alle hätten so solidarisch reagiert. Sie kritisiert, dass Bewohnern – darunter Frauen mit Kleinkindern – von Geschäften und Gastronomiebetrieben in der Umgebung der Zutritt verweigert wurde. Céline ist nicht die Einzige, die ansässige Betriebe für ihre Haltung anprangert. Eine Frau* berichtete auf Facebook von einem ähnlichen Vorfall: Sie und ihre Tochter seien nach ihrer Evakuierung von einer Pizzeria abgewiesen worden und hätten ohne Jacken in der Kälte ausharren müssen.

* Richtigstellung: In einer ursprünglichen Version des Artikels wurde fälschlicherweise angegeben, dass es sich bei der Frau um eine Bewohnerin des Belval Plaza handeln könnte.

Eine Woche nach dem Brand gibt es weiterhin keine psychologische Unterstützung für die Betroffenen. „Wir Bewohner waren völlig auf uns allein gestellt. Das machte das Trauma, das diese dunkle Episode hinterlassen hat, nicht leichter“, erklärt Céline, die selbst Psychologin ist.

Wasser tropft aus einer Deckenlampe
Wasser tropft aus einer Deckenlampe Foto: privat

Hilfe bleibt aus

Wie geht es nun weiter? Das Leben von Céline und ihrem Freund steht derzeit auf Stand-by. Obwohl ihre Wohnung nicht direkt vom Feuer betroffen war, ist sie aufgrund der Löscharbeiten dennoch unbewohnbar. Wasser tropft noch immer von der Decke, Böden und elektrische Systeme sind zerstört. Viele Gegenstände von sentimentalem Wert – darunter Familienfotos und Erbstücke – wurden durch Wasser und Rauch unrettbar beschädigt. „Uns bleiben nur noch die Sachen, die sich im Inneren der Schränke befinden“, schildert Céline.

Doch die Lage der Betroffenen ist nicht nur aufgrund der verlorenen Gegenstände schwierig, das Feuer hat auch mentale Spuren hinterlassen. „Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe und ich durchlebe jede Sekunde erneut. Ich weiß nicht, was schwieriger ist, das Trauma, das dieses Ereignis hinterlassen hat, oder das Warten darauf, wo wir wohnen werden, was in den nächsten Monaten passieren wird. Wir sind jetzt seit einer Woche im Ungewissen und warten auf Hilfe“, sagt Céline dem Tageblatt.

Wasser läuft aus einem Lichtschalter
Wasser läuft aus einem Lichtschalter Foto: privat

Von der Gemeinde Esch sei keine Hilfe mehr zu erwarten, meint sie. Céline und ihr Freund sollten sich an ihre Versicherung wenden, um so umquartiert zu werden oder einen Abstellort für ihrer Habseligkeiten zu erhalten. Doch auch das einwöchige Warten auf das Gutachten des Versicherungsexperten entpuppte sich als herbe Enttäuschung. Die Versicherung würde nämlich nur den Inhalt der Wohnung decken – nicht aber Wände und Decke. Die beiden sollten sich wegen der Umquartierung an die Versicherung der Wohnungseigentümergemeinschaft wenden. Doch auch diese Spur endete in einer Sackgasse – oder vielmehr in einem Teufelskreis, denn die Versicherung der Wohnungseigentümergemeinschaft verwies die beiden wieder zurück an ihre private Versicherung.

„In der Zwischenzeit können wir nur das Wasser entfernen, das weiterhin in unsere Wohnung läuft, und hilflos den entstandenen Schaden beobachten“, meint Céline resigniert.



Aufgrund der Feiertage war es nicht möglich, die Stimmen weiterer Akteure in diesen Artikel aufzunehmen. Dies soll zu gegebener Zeit in einem späteren Artikel nachgeholt werden.

Leila
31. Dezember 2024 - 12.13

So wird das bei den Versicherungen gehandhabt - man wird auf alle möglichen Eventualitäten hingewiesen, aber nicht auf die es im Ernstfall ankommen kann - lässt sich gutgläubig versichern, dünkt sich auf der (abge)sicher(t)en Seite. Ist es dann soweit, wird man bestenfalls von Pontius bis Pilatus geschickt oder schaut gleich in die Röhre.