Körpersprache
Differdingen hatte sich viel vorgenommen, war bis in die Haarspitzen motiviert. Jeder sprach davon, wie viel Selbstvertrauen und Power der Sieg in der Nachspielzeit gegen Levadia Tallinn der Mannschaft verliehen hatte. Vor allem in der ersten Hälfte war jedoch von der angekündigten „grinta“ (Entschlossenheit) nichts zu sehen. D03 agierte passiv, ließ dem Gegner zu viel Platz und zog erst relativ spät ein zu zögerliches Pressing auf. Alles, was man hätte erwarten können, trat nicht ein. Drita kaufte mit seiner Physis und vor allem aber mit viel Willen Differdingen den Schneid ab. Hätte D03 in dieser Phase proaktiver agiert, wäre es wohl auch in der zweiten Hälfte einfacher gewesen, ins Spiel zu kommen.
Stürmer am Limit
Artur Abreu und Samir Hadji agierten zunächst als Doppelspitze im 3-5-2-System. Eine taktische Aufstellung, die gegen Levadia im Laufe der Partie die Wende herbeigeführt hatte. Die beiden Differdinger Angreifer waren jedoch fast unsichtbar. Abreu, ehemals der beste Einzelkönner der BGL Ligue, konnte sich fast nie in den Eins-gegen-eins-Duellen durchsetzen. Hadji hing während 90 Minuten in der Luft. Der Angreifer hatte überhaupt keinen Einfluss auf das Spiel. Erst die Einwechslungen eine halbe Stunde vor Schluss brachten die Wende. Aber auch nur teilweise. Boris Mfoumou offenbarte ein weiteres Mal eklatante Schwächen in der Entscheidungsfindung, war vor dem Elfmeter-Gegentor nicht nah genug an seinem Gegenspieler und handelte sich kurz vor Schluss noch eine (unglückliche) Rote Karte ein. Der Kameruner ist deshalb für das Rückspiel gesperrt. Der große Lichtblick war wieder einmal Andreas Buch. Der deutsche Mittelstürmer erzielte wenige Sekunden nach seiner Einwechslung den Ausgleich und zeigte sehr viel Laufbereitschaft. Warum Adham El Idrissi erneut keine Chance in der Anfangself erhalten hat, ist fraglich. Der Niederländer konnte bei seinen Einwechslungen immer wieder das Spiel beleben. Kommende Woche wird Trainer Pedro Silva vielleicht eine weitere Offensivwaffe haben. Der Portugiese Manuel Namora stieß erst kürzlich zur Mannschaft und hatte noch zu wenig Training in den Beinen.
Abwehr setzt ein Zeichen
In den vergangenen Wochen war die D03-Beton-Abwehr, die in der letzten Saison insgesamt nur sieben Gegentore kassierte, ungewohnter Kritik ausgesetzt. Mehrfach hatten sich individuelle Fehler eingeschlichen und dazu geführt, dass D03 in der laufenden Europapokal-Kampagne bereits elf Gegentore in sieben Spielen kassierte. Obwohl Keeper Felipe Ventura am Donnerstag zweimal hinter sich greifen musste, war die Abwehr diesmal auf dem gewohnt starken Level. Juan Bedouret, der in vergangenen Wochen ein paar Mal gewackelt hatte, lieferte eine sehr starke Vorstellung ab. Der Argentinier antizipierte viel und ließ seinen Gegenspielern fast keine Freiräume. Auch Kevin D’Anzico stand wieder einmal seinen Mann. Der 24-Jährige war im Europapokal der bisher konstanteste Innenverteidiger. Es wäre verwunderlich, würde der neue Nationaltrainer Jeff Strasser nicht über eine Nominierung für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele nachdenken.
Heimvorteil?
Bei sieben Spielen im Europapokal ist die Statistik nicht sehr aussagekräftig. In drei Versuchen holte Differdingen vor heimischer Kulisse nur einen Sieg. Trotzdem kann nicht von einer Heimschwäche gesprochen werden. Bei einem Tor Rückstand hat die Mannschaft von Trainer Pedro Silva weiterhin alle Möglichkeiten, die Ligaphase der Conference League zu erreichen. Würde es zur Verlängerung kommen, ist Differdingen vor allem aufgrund der Kaderbreite besser aufgestellt als der Gegner.
De Maart
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