Mittwoch29. Oktober 2025

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JahresvergleichZwischen Dauerregen und Trockenheit: Wetterdaten zeigen große Schwankungen

Jahresvergleich / Zwischen Dauerregen und Trockenheit: Wetterdaten zeigen große Schwankungen
Nach einem sehr nassen Januar fehlte es von Februar bis Anfang April deutlich an Niederschlägen Foto: Patrick Pleul/dpa

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Von ungewöhnlich viel Regen bis zu deutlicher Trockenheit: Wetterdaten der letzten Monate zeigen starke, teils sogar extreme Schwankungen im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Über das Wetter, so heißt es, lässt sich nicht streiten – oder etwa doch? Zu warm, zu kalt, zu nass, zu grau oder zu schwül: Selten trifft es jedermanns Geschmack. Oft trügt jedoch das persönliche Empfinden, denn die gemessenen Daten erzählen eine objektivere Geschichte. So zeigen die monatlichen Wetterbilanzen von Meteolux, dass die gefallenen Regenmengen von November 2024 bis März 2025 unter dem Mittel von 1991 bis 2020 liegen. Mit einer Ausnahme: Im Januar 2025 hat es 148,1 l/m2 geregnet – mehr als das doppelte des Mittelwerts aus den Jahren 1991 bis 2020, was laut Philippe Ernzer von Météo Boulaide „außerordentlich markant“ ist. Im Nordwesten Luxemburgs waren die Niederschläge dabei noch ergiebiger: An einer privaten Wetterstation in Roodt bei Ell wurden 211,27 l/m2 gemessen, sagt Erzner auf Nachfrage des Tageblatt

Dauerregen: Ein Jahr ist es her

Vor fast genau einem Jahr berichtete das Tageblatt über monatelangen Dauerregen in Luxemburg. 2024 gilt als regenreichstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Von November 2023 bis März 2024, mit Ausnahme des Dezember, lagen die Niederschlagsmengen über dem Mittel von 1991 bis 2020 – in manchen Monaten sogar deutlich. Im November 2023 und Februar 2024 wurde das Mittel um fast das Doppelte überschritten. Meteolux hat im November 2023 141,2 l/m2 gemessen. Im Referenzzeitraum waren es 72,1. Im Februar 2024 waren es dann 103,2 l/m2 gegenüber 59,0 l/m2. Nur der Dezember fiel mit 72,8 l/m2 gegenüber 89,4 l/m2 vergleichsweise etwas trockener aus.

Die Messwerte an der Meteolux-Wetterstation am Findel zeigen wiederum, dass der März mit nur 12,4 l/m2 überaus trocken war. „Landesweit hat es im März ungefähr 80 Prozent weniger geregnet als für die Klimanormalperiode 1991 bis 2020“, teilt das Landwirtschaftsministerium auf Tageblatt-Nachfrage hin mit. An den Wetterstationen Asselborn (Ösling) und Luxemburg-Stadt seien Defizite von jeweils 80 Prozent gemessen worden. In Küntzig waren es sogar 89 Prozent weniger Regen. Die gemessenen Werte der Météo-Boulaide-Wetterstationen am Hareler Poteau und in Baschleiden lagen mit nur 7,2 l/m2 sogar noch unter jenen vom Findel.

Lediglich in der Moselregion sei das Defizit weniger stark ausgeprägt gewesen – so hätten in Remich die Niederschlagswerte nur um 38 Prozent unter dem Schnitt gelegen. 

Umso beeindruckender ist der bisherige Jahresvergleich 2025 zu 2024, dem regenreichsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen (1854). Denn im Vorjahr hatte es außerordentlich viel geregnet: Im Februar 2024 fielen 103,2 l/m2, 2025 waren es nur 36,3 l/m2. Für März 2024 hielt Meteolux 73,2 l/m2 fest, gegenüber 12,4 l/m2 im Jahr 2025.

Nach den vergleichsweise trockenen Monaten lagen die Niederschläge im April wieder im langjährigen Mittel – sogar leicht darüber. Laut dem Monatsbericht von Meteolux fielen im April 50,2 Liter Regen pro Quadratmeter. Der Durchschnittswert für diesen Monat beträgt 49,0 Liter pro Quadratmeter. Der April war allerdings von großen Temperaturschwankungen geprägt. Die Temperaturdifferenz betrug beachtliche 25,8 Grad – zwischen frostigen -1,5 Grad und sommerlichen 24,3 Grad.

Erste Anzeichen

Der Deutsche Wetterdienst berichtete Anfang April bereits über erste Auswirkungen der Trockenheit. Dazu gehören: erhöhte Brandgefahr, niedrige Flusspegel mit Folgen für die Binnenschifffahrt und in manchen Regionen Anzeichen von Trockenstress durch den Rückgang der Bodenfeuchte.

Auch Luxemburg blieb davon nicht verschont: Auf flachgründigen Böden mit wenig Speicherkapazität konnte man Anfang April bereits erste Anzeichen der Trockenheit feststellen. Allerdings: „Da sich die Kulturen noch am Anfang ihrer Entwicklungsphasen befinden, kann man mögliche Schäden der Trockenheit nicht einschätzen“, antwortete das Landwirtschaftsministerium am 11. April auf eine Anfrage des Tageblatt.

Die kalten Nächte und Temperaturen um den Nullpunkt hätten das Wachstum landwirtschaftlicher Kulturen „wahrscheinlich“ stärker beeinträchtigt als die Trockenheit, geht zudem aus der Antwort von Landwirtschaftsministerin Martine Hansen (CSV) auf eine parlamentarische Anfrage der DP-Abgeordneten André Bauler und Luc Emering vom 10. April hervor. Dies sei auch beim Spargel der Fall, der in tiefere Böden eingepflanzt wird, in denen noch Wasserreserven verfügbar gewesen sein sollten. Stellenweise hätten allerdings Weinreben, die dieses Jahr gepflanzt wurden, bewässert werden müssen.

Die erwarteten Niederschläge Mitte April waren demnach wichtig für die Böden und Kulturen.

Da für diesen Zeitraum jedoch keine „kritischen Niederschlagsmengen“ erwartet wurden, sei auch nicht mit „flächigen Überschwemmungen“ zu rechnen gewesen, teilt das Wasserwirtschaftsamt auf Nachfrage des Tageblatt hin mit. „Dennoch können schauerartig verstärkte Niederschläge von hoher Intensität lokal immer zu erhöhtem Oberflächenabfluss auf trockenen Böden und in kleineren Gewässern führen“, warnt das Wasserwirtschaftsamt. Die Intensität der Niederschläge sei dabei entscheidend.

Risiken für Laichgründe

Auch dem Wasserwirtschaftsamt sind keine negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna bekannt. Die Behörde merkt jedoch an, dass sich einige aquatische Organismen derzeit mitten in ihrer Reproduktionsperiode befinden, was beispielsweise bei bestimmten Fischarten zu „einer erhöhten Aktivität im Gewässersystem“ führen kann. Dazu gehöre auch die Wanderung zu ihren Laichgründen, die allerdings durch länger anhaltendes Trockenwetter behindert werden kann. Sollten Gewässer stellenweise zu geringe Wassermengen führen, könne es zu Verzögerungen oder Verhinderungen beim Erreichen der Laichgründe kommen. Im schlimmsten Fall könne es sogar zur Austrocknung von Laichplätzen, wie etwa Kiesbänken, kommen.

Darüber hinaus sei die Nährstoffkonzentration in den Gewässern bei längeren Trockenperioden höher. Dies kann negative Auswirkungen auf die Wasserqualität und biologische Prozesse – etwa die Fortpflanzung – haben, da sich die Nährstoff- und Sauerstoffkonzentrationen in einem ungünstigen Verhältnis zueinander verschieben können, erklärt das Wasserwirtschaftsamt.

         
          Foto: Editpress/Guido Romaschewsky

Grundwasser bisher nicht betroffen

Hatten die Niederschlagsdefizite auch Folgen für Luxemburgs Grundwasser? Die Trockenheit der vergangenen Wochen sei bei den Grundwasservorkommen nicht zu beobachten. „Eine Auswirkung auf unser Grundwasser wäre nur dann zu erwarten, wenn in den kommenden Monaten unterdurchschnittliche Niederschläge festgestellt werden“, sagt das Wasserwirtschaftsamt.

Auswirkungen auf die Grundwasserstände würden sich in der Regel erst nach etwa drei aufeinanderfolgenden Jahren zeigen, da die Versickerung von Niederschlägen Monate bis Jahre benötigt, um die gesättigte Zone eines Grundwasserleiters vollständig zu erreichen, so das Wasserwirtschaftsamt in einem älteren Austausch mit dem Tageblatt.

Grundwasserbildung

Das Grundwasser wird in sogenannten Grundwasserleitern oder -trägern gespeichert. Es gibt stabile und weniger stabile Wasserträger. Ein Faktor dabei ist die geringere oder höhere Wasserdurchlässigkeit der jeweiligen Schichten. Die weniger stabilen Träger sind empfindlicher, wenn sie über den Winter weniger durch Niederschlag aufgefüllt werden als sonst. Dies macht sich schnell in Form eines Rückgangs bemerkbar. Eine Grundwasserneubildung findet prinzipiell dann statt, wenn die Vegetation weniger Wasser benötigt und großflächige, anhaltende Niederschläge einsetzen – in der Regel zwischen November und April. Das Wasserwirtschaftsamt hat jedoch beobachtet, dass diese Neubildungsperiode immer später einsetzt und sich dadurch die Vegetationsperiode verlängert. Das wiederum verkürzt den Zeitraum, in dem Regenwasser ins Grundwasser sickern kann.

Brandgefahr – außergewöhnlich für diese Jahreszeit

Anhaltende Trockenheit begünstigt das Risiko von Wald- und Flächenbränden. In den vergangenen Wochen hat es laut Angaben des Wasserwirtschaftsamts bereits an mindestens drei verschiedenen Orten in Wäldern und Offenland kleinere Brände gegeben. Glücklicherweise konnten diese Bodenfeuer rechtzeitig gelöscht werden. Auslöser ist oft menschliches Fehlverhalten. Auch in den Grenzregionen rund um Luxemburg wurden Brände gemeldet. „Dies ist für den Jahresanfang außergewöhnlich und wurde durch den fast komplett ausgebliebenen Niederschlag im Monat März sicherlich begünstigt“, erklärt das Wasserwirtschaftsamt. Aktuell bestehe jedoch keine erhöhte Wald- und Flächenbrandgefahr in Luxemburg.


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