Samstag1. November 2025

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Drama beim Jeunesse-JugendtrainingZwei von vier Beteiligten angeklagt: Prozess noch vor den Sommerferien

Drama beim Jeunesse-Jugendtraining / Zwei von vier Beteiligten angeklagt: Prozess noch vor den Sommerferien
Schwarzer Freitag: Am 20. Januar 2023 starb auf dem Trainingskomplex der Escher Jeunesse ein Mensch  Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller

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Heute vor zwei Jahren kam es beim Jugendtraining des Fußball-Rekordmeisters Jeunesse Esch zu einem tödlichen Zwischenfall. Der Prozess gegen den Trainer der Minimes-Mannschaft wird noch vor den Sommerferien stattfinden. Ihm wird Totschlag vorgeworfen. Wegen Körperverletzung mitangeklagt ist zudem ein Vater eines Spielers. 

Zwei Jahre nach dem tödlichen Zwischenfall beim Fußball-Training der Minimes (unter 13 Jahre) der Escher Jeunesse kommt es zum Prozess vor der Kriminalkammer. Angeklagt sind der ehemalige Jugendtrainer und ein Vater eines Jugendendspielers. Die Ermittlungen sind abgeschlossen und die Prozeduren durchlaufen, sodass nur noch die Bestätigung des Termins fehlt. Fest steht, dass er auf jeden Fall noch vor den Sommerferien stattfinden wird, wie Justizsprecher Henri Eippers dem Tageblatt bestätigte. Dem Jugendtrainer wird unter anderem Totschlag (“meurtre, sinon coups et blessures ayant entraîné la mort sans intention de la donner“, „coups et blessures volontaires ayant entraîné une incapacité de travail personnel“ und „menace verbale d’un attentat punissable d’une peine criminelle“) vorgeworfen, dem Vater schwere Körperverletzung („coups et blessures volontaires ayant entraîné une incapacité de travail personnel“).     

Am 20. Januar 2023 war es beim Training der Jeunesse-Minimes zu schrecklichen Szenen auf dem Trainingskomplex in der Escher Hiehl gekommen. Ein 25-Jähriger wurde erstochen, nachdem er mit zwei Messern bewaffnet das Spielfeld betreten hatte und von mehreren Personen, darunter dem Jugendtrainer, verfolgt und dingfest gemacht worden war. Kurz bevor er gestellt wurde, hatte der Angreifer laut Informationen der Justiz seine beiden Messer weggeworfen und somit „zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr mehr dargestellt“, wie es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft von damals hieß.

Eine der Personen, die den Angreifer stellten, soll sich eines der Messer gegriffen und mehrmals auf den festgenommenen Angreifer eingestochen haben. Auch soll diese Person laut Justiz mit einem Stein zugeschlagen haben. Beim Tatverdächtigen handelte es sich um den damals 22-jährigen Minimes-Trainer des Vereins, der selbst früher in der Jugend der Jeunesse Esch gespielt hatte. Im Juli 2023 wurde der Tathergang vor Ort rekonstruiert. Wenig später wurde der Hauptverdächtige, der seit Januar in Sanem in Untersuchungshaft gesessen hatte, unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Ihm wird nun Totschlag vorgeworfen. Nach Tageblatt-Informationen war er nach seiner Freilassung einige Zeit Jugendtrainer beim FC Déifferdeng 03 tätig, ehe er den Posten wegen neuer beruflicher Verpflichtungen wieder aufgab.

Das war geschehen

Im Visier der Behörden waren zunächst mit dem Bruder des Trainers und zwei Vätern von Jugendspielern auch weitere Beteiligte am tödlichen Zwischenfall. Sie blieben auf freiem Fuß und sahen sich Vorwürfen des versuchten Totschlags („tentative de meurtre“), der schweren Körperverletzung („coups et blessures volontaires“) und unterlassener Hilfeleistung („non-assistance à une personne en danger“) ausgesetzt. Allesamt wurden sie kurz nach dem Zwischenfall mehrere Stunden lang von der Staatsanwaltschaft gehört. Augenzeugen hatten berichtet, dass beim Kampf herumliegende Gegenstände wie Stangen, Steine, Mülleimer und zum Schluss dann auch ein Messer zum Einsatz kamen. 

Augenzeugen zufolge hatte die Auseinandersetzung schon vor dem tödlichen Zwischenfall begonnen. So soll der Angreifer bereits vorher am Trainingsfeld gewesen sein. Es soll zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung mit dem Trainer gekommen sein – so heftig, dass die Polizei informiert wurde. Allerdings war der Mann bei Ankunft der Beamten nicht mehr vor Ort, sodass diese wieder abzogen. Eine gute halbe Stunde später sei er bewaffnet mit den beiden Messern an den Trainingskomplex zurückgekehrt. Das Drama nahm seinen Lauf.

Über die Identität des Toten machte die Justiz keine Angaben. Schnell hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass es sich um einen Asylsuchenden gehandelt habe. Jedenfalls bestätigten Augenzeugen, dass es sich um niemanden aus dem Umfeld des Vereins handele. In den sozialen Medien entbrannte in den Tagen danach eine heftige Diskussion über die Deutung der Tat. War es ein „kaltblütiger Mord im Affekt“ oder aber ist der Trainer ein „Held, der 26 Kinder gerettet“ hat? Also Notfallexzess oder legitime Verteidigung? Die Mitteilung der Justiz drei Tage nach dem Vorfall ließ eher auf Letzteres schließen. 

Großeinsatz der Polizei am frühen Freitagabend heute vor zwei Jahren
Großeinsatz der Polizei am frühen Freitagabend heute vor zwei Jahren Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller