VerkehrZwangspause im Busdepot: Corona setzt  kleinen Transport-Unternehmen besonders zu

Verkehr / Zwangspause im Busdepot: Corona setzt  kleinen Transport-Unternehmen besonders zu
Jean-Jacques Siedler vom Busunternehmen Siedler-Thill Foto: Lucien Montebrusco

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wie sehr macht Corona den kleinen Transportunternehmen zu schaffen? Wir haben die Firma Siedler-Thill in Kayl-Tetingen besucht.

Seine Webseite gibt die Zahl der Firmenfahrzeuge mit beachtlichen 100 an. Dennoch zählt sich Jean-Jacques Siedler und seine gleichnamige Firma zu den Kleinen in der Branche. Die Familie Siedler-Thill betreibt seit Jahrzehnten schon ein Busunternehmen. Ihr gehören Reisebusse unterschiedlicher Größe an, Niederflurbusse für reguläre Buslinien, Transporter für die Beförderung von kleineren Gesellschaften, von Personen mit eingeschränkter Mobilität. Seit wenigen Jahren verantwortet das Unternehmen auch den Gratis-Busdienst Mini-Bu der Gemeinde Kayl-Tetingen.

Corona hat vor allem dem Urlaubsgeschäft schwer zugesetzt. Fast alle Reisen mussten annulliert werden, sagt Jean-Jacques Siedler. Dabei wäre dieses Jahr wohl das umsatzstärkste in der doch noch recht jungen Karriere des Unternehmens als Anbieter von Fernreisen geworden. Den Kunden seien die Anzahlungen für gebuchte Reisen sofort zurückerstattet worden. Auf Gutscheine habe man verzichtet. Allzu ungewiss ist, wie sich die Branche im nächsten Jahr entwickeln würde. Außerdem benötigten die Menschen wohl das Geld dringlicher als das Unternehmen, sagt Siedler.

Mit den Ferienreisen ist man erst vor wenigen Jahren so richtig durchgestartet. Zuerst hatte man die Einwohner der Gemeinde und einiger Nachbarortschaften zur Teilnahme ermuntert. Dieses Jahr wurde die Werbeschrift bis runter nach Mondorf verteilt. Das sei kein 100 Seiten starker Katalog gewesen, sondern eine Broschüre, so Siedler. Man gibt sich bescheiden, weiß um die eigene Größe und Stärke. Bei den Kunden kommt die neue Dienstleistung gut an, auch weil die Preise recht vernünftig sind.

20 Fahrer in Kurzarbeit

Wie nahezu jedes Unternehmen musste auch das Tetinger auf staatliche Hilfe zurückgreifen, um die Pandemie bedingte Durststrecke während des Lockdowns ohne allzu große Beulen zu bewältigen. Etwa 20 Fahrer waren auf Kurzarbeit gesetzt worden. Das habe mit der Verwaltung recht gut geklappt, sagt Siedler. Verzögerungen bei der Auszahlung des Kurzarbeitgeldes habe es keine gegeben. Derzeit befindet sich nur noch ein Mitarbeiter in Kurzarbeit, wobei rotiert wird. Während eines Monats bleibt der eine zu Hause, dann ein anderer.

Dank einer Umorganisation im Betrieb musste niemand entlassen werden. Verrentungen und Arbeitsplatzwechsel reduzierten jedoch die Zahl der Beschäftigten. Die schwankt in der Regel zwischen 65 und 70. Dazu zählen die Fahrer, das Reinigungspersonal, die Mechaniker und die wenigen Verwaltungsmitarbeiter.

Dass sein Betrieb die Corona-Krise dennoch relativ gut wegsteckt, hat mit der Betriebsphilosophie zu tun – so wenig wie möglich in administrative Ausgaben und Repräsentationskosten stecken, sagt Siedler. Seine Firma habe keine Außenstellen, keine Verkaufsbüros in anderen Ortschaften. Alles werde mit einem sehr kleinen Team von der Zentrale in Tetingen aus gesteuert. „Bei uns kümmern sich nur drei Personen um potenzielle Kundschaft für die Ferienreisen“, sagt Siedler. Der Chef selbst zögert nicht, sich hinters Steuer des Busses zu setzen, um die eine oder andere Fahrt ins Ausland zu machen. Die letzte führte nach Österreich, genauer gesagt ins Jodler-Land, so Siedler schmunzelnd an die in der Zwischenzeit berühmte „Boutade“ von Außenminister Jean Asselborn erinnernd.

Die Tourismusbranche liegt am Boden

Siedler-Thill ist keine Ausnahmeerscheinung. Die gesamte Tourismusbranche liegt am Boden. Fast alle Ferienbusse mussten in der Garage bleiben. Als Rettungsanker dient den meisten Unternehmen die Teilnahme am „Réseau général des transports routiers“ (RGTR). 1978 ins Leben gerufen ist das RGTR zum wichtigsten Anbieter öffentlicher Busdienste geworden. Seine Akteure sind die privaten Busunternehmen, die im Auftrag des Staates reguläre Buslinien bedienen. Das Coronavirus konnte dieser sicheren Einnahmequelle nichts anhaben. Während der ersten Pandemie-Welle beglich der Staat seine RGTR-Schulden schneller als üblich, was Betriebe vor finanziellen Engpässen bewahrte.

In normalen Zeiten ist das RGTR-System ein recht lukratives Geschäft. Bei den Großen der Branche fließe ein Drittel der RGTR-Einnahmen in der Regel in die Tourismussparte der Firma, sagt Siedler. Der Sektor würde sich selbst kaum tragen können. Mit den Einnahmen werden u.a. neue Busse angeschafft.

Siedler-Thill bedient derzeit die RGTR-Linie 197. Sie startet im Grenzstädtchen Oettange, französische Nachbarin von Rümelingen, durchquert Tetingen und Kayl und fährt den hauptstädtischen Bahnhof an. Rund zehn Busse stellt das Unternehmen allein für diese Fahrten bereit. Die Linie wurde ihm noch unter dem damaligen Wirtschafts- und Transportminister Henri Grethen (DP) während der CSV-DP-Koalition 1999-2004 zugeschlagen. Siedler-Thill war einer von vielen kleineren Betrieben, die erstmals im RGTR-Netz Einlass fanden.

Ob das Tetinger Busunternehmen auch weiterhin im RGTR bleiben wird, ist derzeit noch ungewiss. Bis zum 8. Dezember 2020 sollen die Kandidaturen beim Ministerium eingereicht werden. Im Zuge der Reorganisation dieses Transportnetzes werden die Buslinien im kommenden Jahr neu vergeben. Dabei wurden mehrere Linien in einzelne Lose geschnürt. Das Unternehmen, das den Zuschlag für eines der Lose bekommt, muss gleich mehrere Linien abdecken können. Seine Firma müsste mit dem neuen Regime etliche neue Busse kaufen, sagt Siedler, dabei Doppeldecker und womöglich auch elektrisch betriebene Maschinen.

Ein Ausschluss aus dem RGTR-System bedeute für kleine Firmen den Todesstoß, sagt Siedler. Auch die Zukunft des eigenen Betriebs bleibe ungewiss. Er hoffe jedoch, dass man überleben werde.

siedler j.j.
13. November 2020 - 7.36

öch soen dem Herr Montebrusco gerad ewei dem Tageblatt vilmols MERCI dass weinstens Sie sech mol fir mei kleng Betrieber intereseiren. Well oft gett nemmen iwer dei grouss geschriewen an gewiesen, dass awer dei mi kleng och problemer hun dovun gett neicht gesod. Negst Joer werten der eng jett hier Garage an Betrieb zou machen wann dad esou weider get, an nett nemmen weinst Corona.Iech zu Esch nach emol Vilmols MERCI. Siedler Jean-Jacques