Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Zurück zum Dialog

Zurück zum Dialog

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Im Gespräch mit Yves Cruchten, Oppositionsrat in Käerjeng und Generalsekretär der LSAP, wird eines schnell klar: Die großen Infrastrukturprojekte trägt die LSAP mit, ohne Wenn und Aber.

Doch die Art und Weise, wie die letzten Jahre in Bascharage Politik gemacht wurde, kann Cruchten nicht akzeptieren. „Das ewige Gestreite muss aufhören, so kommen wir nicht voran – nicht untereinander, nicht mit unseren Nachbargemeinden.“ Der Wahlkampf scheint sich in Bascharage – nicht ausschließlich, aber auch – zu einer Frage des Stils zu entwickeln.

Logo" class="infobox_img" />Oppositionsrat Yves Cruchten (LSAP)

Erfreut ist Yves Cruchten, dass die Fusion gemeinsam geschafft wurde, dass die einzelnen Akteure sich einig geworden sind über die großen Infrastrukturprojekte, die jetzt anstehen. Nur: Weder ein Gesetz noch ein Referendum machten eine Fusion aus. „Eine Fusion macht sich mit den Menschen, nicht bloß zwischen Politikern.“ Jetzt sei es an der Politik, die gemachten Versprechen auch einzuhalten. Es handele sich nicht um Luxusobjekte, sondern um solche, die die Gemeinde Käerjeng braucht, wie ein Kulturzentrum, neue Werkstätten für die technischen Gemeindedienste etc.

Bedauerlich findet Cruchten, dass sich die Politik in Bascharage die letzten Jahre viel zu viel mit sich selbst beschäftigt habe. „Es ist viel gestritten worden, sowohl zwischen den Parteien wie auch mit den Nachbargemeinden.“ Der Eindruck sei entstanden, dass es nicht mehr um Bürger ging, sondern um persönliche politische Interessen. „Wir finden auch, dass in den letzten Jahren v.a. Familien und Kinder zu kurz gekommen sind.“ Da sehen die Sozialisten deutliche Defizite, vor allem den Mangel an Plätzen in den Auffangstrukturen wie „Maison relais“, Schulkantine, „Précoce“-Klassen. „Die wurden einfach zu klein geplant“, so Cruchten. Dabei haben die angesprochenen Gebäude erst wenige Jahre auf dem Buckel.

Die LSAP will in Käerjeng jedem Kind einen Platz garantieren, egal in welcher Einrichtung. Dafür hat sie ein neues Konzept entworfen, das eine Vernetzung zwischen außerschulischer Betreuung, Schule, Musikschule und Sportvereinen ermöglichen soll. Jedem Kind soll so an Werktagen von 7.00 bis 19.00 Uhr eine Betreuung angeboten werden.

Ein anderer Punkt, der vernachlässigt worden sei, sei der Umwelt- und Klimaschutz. „Da ist gar nichts passiert“, so Cruchten, der in diesem Gebiet Akzente setzen will. So sollen Renovierungen an Privathäusern subventioniert werden, aber auch die gemeindeeigenen Bauten sollen instand gesetzt werden. „Wir würden da schon mit dem guten Beispiel vorangehen“, erklärt Cruchten. Das Käerjenger Verkehrsproblem mache es umso wichtiger, dass rund um die Ortschaften Naherholungsgebiete bestehen bleiben.

Der Leitfaden der LSAP in Käerjeng lautet: „Wir investieren in den Menschen und nicht nur in Infrastrukturen.“ In den Menschen investieren heiße aber, eine Sozialpolitik mit Herz und Verstand zu machen.

Heftige Kritik an bisheriger Sozialpolitik

Die letzten Jahre gab es Entscheidungen im sozialen Bereich, die Cruchten absolut nicht akzeptieren kann: dass der „Ruffbus“ für Jugendliche und Senioren eingestellt wurde; dass sich die Gemeinde, indem sie sie verkauft hat, all ihrer Sozialwohnungen entledigt hat; dass der CIGL aus der Gemeinde verbannt wurde.

So könne man Probleme nicht von sich schieben, empört sich Cruchten. Sie seien zwar an den „Fonds du logement“ verkauft worden, „die Gemeinde kann aber kein Wort mehr mitreden“., beschreibt Cruchten die Konsequenz diesen Handelns. Laut ihm bedeute dieser Schritt, soziale Probleme von sich zu weisen. „Wir sind aber der Meinung, dass eine Gemeinde eine wichtige soziale Funktion zu erfüllen hat“, macht Cruchten seinen Standpunkt klar.

In Sachen „Contournement“ weist Cruchten darauf hin, dass dieser im staatlichen Kompetenzbereich liegt. Wäre dies Sache der Gemeinde, stünde er schon längst. Die Regierung habe viele Versprechen gemacht, doch Versprechen hätten die Käerjenger in dieser Frage oft genug gehört. „Wir würden nun gerne den Bagger sehen.“ In Sachen Schulen würde vieles (Stichwort: Campus) richtig gemacht. Doch dürfe man nicht zu weit gehen. Gebe es nur noch eine Schule, stehe nichts weniger auf dem Spiel als das Dorfleben in den kleineren Ortschaften.

Mit seinen 10.000 Einwohnern müsse Bascharage die Dynamik des „Kordall“ weitertreiben. Klappe dies nicht, etwa wegen eines Streits zwischen wichtigen Akteuren, müsse man aufpassen, nicht irgendwann den Anschluss an andere Ballungsgebiete zu verlieren. Auch würde sich das „Kordall“ hervorragend eignen, um Kompetenzen zusammenzulegen.

Was die Transaktion mit den fünf Hektar angeht, hat die LSAP dagegen gestimmt. „Obwohl wir die Notwendigkeit natürlich erkannt haben.“ Doch das sei kein Umgang unter Bürgermeister-Kollegen. „Und bei den anschließenden Frechheiten muss ein Bürgermeister daran denken, dass er für seine 8.000 Bürger spricht, nicht nur in seinem eigenen Namen“, gibt Cruchten zu bedenken.

Ein anderes Thema sind die zahlreichen, doch etwas heruntergekommenen Spielplätze. „Die Leute fahren nach Küntzig, Sassenheim, Rodange auf den Spielplatz. Wir wollen die in den Vierteln erneuern und zwei, drei größere in der Gemeinde einrichten – auch als Generationentreff, vielleicht mit Beachvolley- oder Multisportfeld. Auch nach der erfolgten Fusion wollen die Sozialisten Charakter und Identität von Küntzig und Fingig wahren. So soll der Eindruck vermieden werden, dass die Gemeinde Käerjeng die Gemeinde Küntzig geschluckt hat.

Und schlussendlich: „Wir wollen mit dem Streit aufhören“, sagt Cruchten, „ich arbeite seit 18 Jahren in einer Gemeinde – so was wie hier habe ich noch nicht erlebt.“ Drei Bürgermeister und vier Schöffenräte in den letzten sechs Jahren sprächen da eine deutliche Sprache.