Donnerstag11. Dezember 2025

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Kommentar„Zukunft op Lëtzebuergesch“, oder die bedingungslose Kapitulation der Ästhetik 

Kommentar / „Zukunft op Lëtzebuergesch“, oder die bedingungslose Kapitulation der Ästhetik 
Verbrechen an der Ästhetik Foto: SIP

Man kennt sie aus jedem Büro: die laminierten DIN-A4-Zettel, auf denen jemand in riesigem Arial „IST KAPUTT“ oder „KEINE TINTE“ notiert und sie mit zwei Klebestreifen an Kopierer, Toilettentür oder Bildschirm gepappt hat. Und dort bleiben sie, bis sich endlich jemand darum kümmert.

Solche Schilder kleben jetzt auch an Luxemburg. Wirklich. Direkt an der Grenze. Mit dem kleinen Unterschied, dass man noch eine 14-jährige Schülerin gefragt hat, ob sie diesen tollen Farbverlauf aus der Überschrift ihrer Powerpoint nicht noch bei der Schrift ausprobieren will. Die Rede ist natürlich von den neuen Begrüßungsschildern „op Lëtzebuergesch“.

Ich habe Fragen. Erstens: Was taugt Nation Branding, wenn das Ergebnis aussieht, als hätte das Land kein Geld mehr für einen Grafiker? Soll die Botschaft lauten: „Wir sind pleite, bitte Hilfe“? Zweitens: Wer zeigt zwei Ministern solche Angriffe auf den guten Geschmack und bleibt dabei stolz? Drittens: Warum behält diese Person ihren Job?

Dass dieses Land visuelle Identität kann, wenigstens das hätte man nach dem Thronwechsel annehmen können. Der war kitschig, aber alles, was die Nation feiert, ist Kitsch. Trotzdem war das Design professionell. Mit den neuen Schildern wähnt sich der Luxemburg-Reisende jetzt in einem Krankenhausflur, der gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Ein Trost bleibt: Man ist schnell wieder draußen. Äddi a Merci fir de Besuch.