Sonntag9. November 2025

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Nachhaltig sanieren,,Zesumme renovéieren“ soll nationaler Standard werden

Nachhaltig sanieren / ,,Zesumme renovéieren“ soll nationaler Standard werden
Das Projekt in Differdingen soll als Blaupause für weitere Sanierungsvorhaben auf nationaler Ebene dienen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die energetische Sanierung und Dekarbonisierung des Gebäudebestands ist laut Luxemburger Klimaplan von „entscheidender Bedeutung“. Als Folge dessen soll das Sanierungsprojekt „Zesumme renovéieren“ in Zukunft auf nationaler Ebene eingeführt werden. Das kündigte Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) als Antwort auf eine parlamentarische Frage der Grünen-Abgeordneten Joëlle Welfring an. 

Das Pilotprojekt „Zesumme renovéieren“ wurde 2023 in Differdingen gestartet und wird inzwischen in mehreren Gemeinden getestet. Geplant ist, das Projekt auf nationaler Ebene einzuführen, um laut Wirtschaftsminister Lex Delles und Umweltminister Serge Wilmes (CSV) „die Lebensqualität der Bürger zu verbessern und zur Erreichung des Ziels der CO₂-Neutralität beitragen“. Demnach erklären die beiden Minister in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Frage von „déi gréng“-Politikerin Joëlle Welfring, dass die energetische Renovierung von bestehenden Wohnhäusern gefördert und gleichzeitig der Energieverbrauch der Bewohner gesenkt werden soll.

Die Methodik (siehe Infokasten), die ursprünglich in Differdingen entwickelt wurde, ist laut Wirtschaftsminister Delles im Laufe des Projektes weiterentwickelt und optimiert worden. Einer der zentralen Erfolgsfaktoren des Projekts sei die enge Begleitung durch einen Viertelmanager gewesen. Dieser galt als erster Ansprechpartner und Vermittler zwischen Bewohnern, Handwerkern und weiteren Akteuren wie Banken oder Energieberatern. Laut Liser („Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“) erwies sich seine Rolle als entscheidend für den reibungslosen Ablauf des Projektes und vermochte die Komplexität des Renovierungsprojekts für die teilnehmenden Bürger zu senken.

Derzeit sind zwei Viertelmanager im Rahmen von „Zesumme renovéieren“ im Einsatz. Bis 2027 ist ein Ausbau des Teams vorgesehen. Welche zusätzlichen finanziellen Mittel für eine landesweite Einführung erforderlich sein werden, ist laut Delles aber noch unklar.

Was ist „Zesumme renovéieren“?

Grundsätzlich geht es darum, mehrere Häuser gleichzeitig auf ihre Energieeffizienz hin zu analysieren und zu renovieren. Das sei möglich, weil sich viele Häuser in Differdingen ähneln. Es gibt Gebäudetypen, die 150-mal in Differdingen gebaut wurden. Heißt: Die „Klima-Agence“ hat zusammen mit ihren Partnern einen Steckbrief pro Hausmodell mit allen möglichen Energiesparmaßnahmen zusammengestellt, der dann auf mehrere Haushalte angewendet werden kann. Betroffen sind Wohngebäude, die viel Energie verbrauchen. In diesem Fall seien das Häuser, die vor den 1990er-Jahren gebaut wurden – in Differdingen gebe es viele davon. In der Praxis sieht es so aus, dass die „Klima-Agence“ die Besitzer so weit wie möglich bei der Renovierung begleitet. Anschließend müssten sich diese trotzdem noch mit einem zertifizierten Energieberater zusammensetzen, um das standardisierte Modell zu personalisieren. (fey)

Motivation und Hindernisse

Das Liser hat die Teilnehmer des Pilotprojekts zu ihrer Motivation und den Herausforderungen der Renovierung befragt. Das Resultat zeigt, dass die Verbesserung des Wohnkomforts, insbesondere durch bessere Wärmeregulierung, für viele Haushalte die Hauptmotivation war. Hindernisse ergaben sich vor allem bei der konkreten Umsetzung mit Handwerksbetrieben.

Die Erkenntnisse aus „Zesumme renovéieren“ sollen zudem in den bis Ende 2025 geplanten Sozialklimaplan einfließen. Ziel sei es laut den beiden Ministern, besonders energiearme Haushalte und Kleinstunternehmen zu unterstützen. Laut Statec waren 2023 rund vier Prozent der Haushalte in Luxemburg von Energiearmut betroffen – definiert als eine Kombination aus niedrigen Einkommen, hohen Energiekosten und schlechter Energieeffizienz der Wohnungen.

Einbindung in den Sozialklimaplan

Der Sozialklimaplan soll ein Bündel von Maßnahmen bieten. Dazu zählen finanzielle Hilfen, technische Unterstützung und regulatorische Vorgaben. Der DP-Wirtschaftsminister nennt Beispiele wie der „Klimabonus Wunnen“ mit Sozial-Top-up, die Vorfinanzierung von Fördermitteln und sich noch in der Planungsphase befindliches Gesetz für Investitionshilfen zur Sanierung von Nichtwohngebäuden.

Das Pilotprojekt in Differdingen läuft noch bis Ende 2025. Eine erste vollständige Bilanz ist für 2026 vorgesehen. Dabei sollen auch kollektive Sanierungen durch ein standardisiertes Lastenheft getestet werden.

Eine Schablone für mehrere Häuser: Das Sanierungsprojekt in Differdingen fand Anklang unter den Bewohnern
Eine Schablone für mehrere Häuser: Das Sanierungsprojekt in Differdingen fand Anklang unter den Bewohnern Foto: Editpress/Alain Rischard