Sonntag19. Oktober 2025

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EditorialZeitenwende, American Style – bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr

Editorial / Zeitenwende, American Style – bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr
US-Vizepräsident Vance sprach am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz und falls die Europäer noch nicht wussten, wo sie dran sind, wissen sie es jetzt – es war ein peinlicher, mit Drohungen gespickter und von Halbwahrheiten getragener Auftritt Foto: AFP/Ian Langsdon

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An Valentinstag hat er Schluss gemacht. Sein Präsident war vorgeprescht und hatte mit Wladimir Putin telefoniert, über die Köpfe der Ukraine und der Europäer hinweg. Die Entrüstung in Europas Hauptstädten und in Kiew ist entsprechend groß – der Freund und Partner der vergangenen hundert Jahre hat uns bei der wichtigsten Frage unserer Zeit nicht mit ins Boot geholt, über das Ende des Krieges in Europa wird ohne die Europäer verhandelt.

Am Freitag, bei der Sicherheitskonferenz in München, hat Donald Trumps Vize J.D. Vance nachgelegt. Alle warteten gespannt darauf, was Vance zur Ukraine und zur europäischen Sicherheitsarchitektur sagen würde. Stattdessen gab es vom Amerikaner eine an die Europäer gerichtete Lektion in Demokratie; Demokratie nach Trump-USA-Lesart wohlgemerkt. Und diese Lektion hatte es in sich. Zwischen den Zeilen einer erschreckend feindseligen Rede von Vance klang kein Angebot durch, sondern pure Drohung. 

Vance sprach von den aufgrund russischer Einflussnahme aberkannten Wahlen in Rumänien und kritisierte diese Entscheidung scharf. Er sprach davon, dass die Politiker unseres Kontinents nicht mehr auf die Menschen hören und sie zensieren würden. Er sprach davon, dass die Europäer Begriffe der Sowjetära wie Desinformation gebrauchen würden, um Bürger mundtot zu machen. In Europa sei die freie Meinungsäußerung auf dem Rückzug, sagte Vance. Die Europäer würden von den gemeinsamen Werten, die sie mit den Amerikanern über Jahrzehnte teilten, immer weiter abrücken. Nicht Russland sei die größte Gefahr für Europa. Diese liege vielmehr in Europa selbst, aufgrund der Abkehr von den Werten, die es mit den USA einst geteilt habe. Und dann noch die Forderung, extremistische Parteien nicht mehr zu meiden und sie politisch einzubeziehen. Starker Tobak.

Schlussendlich sagte Vance zwischen den Zeilen nichts anderes, als dass die Europäer die US-Tech-Giganten nicht zügeln dürften, da sie sich sonst zu Feinden der Demokratie machen würden – und damit zu Feinden der Trump-Administration. Ohne gemeinsame Werte wüssten die USA nicht mehr so recht, was sie in Europa überhaupt verteidigen sollten. Und wenn man nicht weiß, was es zu verteidigen gibt, warum soll man seine Soldaten dann dort stationiert lassen? So die nicht ausgesprochene, aber klar und deutlich mitschwingende Botschaft aus Vances Rede.

Woche vier der zweiten Amtszeit Trumps hatte es für Europa demnach in sich. Vor dem Auftritt von Vance offenbarte das Gespräch zwischen Putin und Trump die Zeitenwende. Einen World Leader nannte der amerikanische Präsident den russischen. Vor etwas mehr als zehn Jahren hatte der damalige US-Präsident Barack Obama Russland noch zur Regionalmacht verzwergt. Trump hat Russland wieder auf Augenhöhe mit den USA gehoben. Ein Paradigmenwechsel, der Putin in seinem Weltbild bestärken wird.

Das amerikanische Jahrhundert der Europäer dürfte nach dieser Woche mit gleich zwei Demonstrationen in US-Machtpolitik der Vergangenheit angehören. Wie die Europäische Union kontern will, gab Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ebenfalls in München bekannt. Die Aktivierung einer Sonderklausel zu den europäischen Schuldenregeln soll künftig höhere Verteidigungsausgaben ermöglichen. Mehr Schulden für mehr Waffen also.

Gleichwohl muss ein Hoffnungsschimmer hervorgehoben werden: Der Krieg in der Ukraine könnte bald enden. Das ist natürlich eine gute Nachricht. Nur muss man leider hoffen, dass nicht ein Krieg endet und danach ein noch größerer beginnt. Zudem wird die Rechnung teuer ausfallen und am Ende eines Krieges sind es immer die Verlierer, die sie berappen müssen. Für die Amerikaner scheint klar, wer das ist: nicht die USA und nicht Russland, sondern Europa. Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr.

Neumann Steve
17. Februar 2025 - 8.57

3 Joer huet EU neicht ferdeg bruecht de Krieg ze beenden,mol net vir Frieden zemachen,nemmen drob vir Russland ferdeg zemachen.An sollen nach frou sin dass de Russ net zevil drob angang as.soss gif Europa brennen.nee mee seriö elo. An elo kent den Trump an hepp as de Selensky vir Fridden.Tjo blöd wann EU net esouviel Geld huet

Luxmann
16. Februar 2025 - 11.06

Warum soll der ami mein freund sein?
Er verfolgt sein ziel und sucht seinen vorteil.
Wenn die EU zu dumm ist und das nicht tut...z.bsp. milliarden in den vollkommen sinnlosen und laengst verlorenen ukraine krieg versenkt ohne sich garantien geben zu lassen wie man das geld einmal zurueckbekommt...dann ist es eben dumm gelaufen.
Und dummheit wird bestraft.

Lucilinburhuc
16. Februar 2025 - 7.49

@Hild Charles
Sie beschreiben hier lediglich die Hälfte der Geschichte. Ausser Betracht: die Amis haben nach den 2ten Weltkrieg ihren miltärischen und kulturellen Einfluss aus wohlüberlegten Gründen in Europa gelten lassen. Der böse Kommunist war die Drohung und Feinbild.
Dies als Fehler jetzt Europa anzukreiden ist Geschichtsverfälschung ersten Grades. Eben Lügenrhetorik der Rechtspopulisten diesseits und jenseits des Atlantiks. Ziel : Schwächung deines Mitbewerbers. Aus dem schwachen Partner in den 50er ist ein starker hervorgegangen.Nur aus dieser Erkenntnis soll jetzt Europa militärisch unabhängiger werden, und nicht als Geschenk oder Wiedergutmachung, so wie es Trump als Immobilienhai seine Folgschaft mit suboptimaler Bildung zu verkaufen versucht.

Lucilinburhuc
15. Februar 2025 - 21.08

Nicht Europa steht schlecht da, sondern die USA und Russland. Allrs wurd jetzt versucht uns zu schwächen. Vorher durch hybride Kriegsführung der Russen. Jetzt kommt die USA dazu. Meine Hoffnung: Amerikaner die ihren moralischen Kompass nicht verloren haben, werden für internen Wiederstand in den USA sorgen und diese Rechtspopulisten ein Halt zurufen. Auch die Aussagen der hiesigen ADR lässt die Hüllen fallen und ihre Glaubwürdigkeit gegen Null sinken.

fraulein smilla
15. Februar 2025 - 18.04

Die Biden Administration hat 4 Jahre alles getan um China und Russland sich gegenseitig in die Arme zu treiben . Trump will eben Russland aus der chinesischen Umklammerung loesen ,wie vor ueber 50 Jahre Nixon und Kissinger China und die UdSSR definitiv entzweite . So was nennt man hohe Staatskunst . Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas geht auf das Konto von Trump , sollte er auch noch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine beenden , ist er der Favorit fuer den Friedensnobelpreis . Das ist jetzt nicht als Scherz gedacht .

Hild Charles
15. Februar 2025 - 13.45

Nur zur Erinnerung: beim Vietnamkrieg fing es an. Dann ging es lebhaft weiter. Zuletzt im Iran usw. Europa stand immer abseits, beteiligte sich nicht und verurteilte die USA scharf. Und die Palästinenserfreunde wie Herr Asselborn und linke Amerikahasser wurden immer mächtiger. Geld für die Nato wurde nicht bezahlt. Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn der Wind sich nun plötzlich gegen uns dreht. Vor allem weil wir ständig zu hundert Prozent abhängig von Amerika waren und auch noch sind. Dass wir das jetzt ungern wahrnehmen, das muss Europa sich leider selbst zu schreiben. Wenn Amerika sagt, ihr habt uns nie glaubhaft unterstützt bei unseren Problemen, dann werdet jetzt klar mit euren Problemen, dann ist das doch nur logisch. Wie die Ameise mit der Grille.

JJ
15. Februar 2025 - 13.44

Und der Mörder Putin bekommt nicht einmal eine Fußfessel wie der" Coq Hardi" Nicolas aus Frankreich.

fraulein smilla
15. Februar 2025 - 13.22

Da kam ein neuer Koenig auf ueber Aegypten , der von Josef nichts wusste .
2 Mose 1:8

JJ
15. Februar 2025 - 10.29

Den Spieß einfach umdrehen. Einfach gell?
Kanada hat die Gurkentruppe schon abgestraft und die Energiehähne zugedreht.
Wenn die Trumpwähler heuer keinen Sprit mehr haben dann dreht sich der Spieß noch einmal.
China ist auch nicht "amused".
Trump steht schon mit den Füßen im Wasser.

Jenseits von Gut und Böse
15. Februar 2025 - 10.27

Da es keine Meinungsfreiheit gibt, kann ich nicht behaupten der Russe war der bessere Freund für Europa, es gab billiges Gas! 😜😄😂😱

Luxmann
15. Februar 2025 - 9.36

Die ukrainische regierung steht heute vor einer klaren alternative
1.sie geht mit Trump und es gibt eine chance auf relativ kurzfristigen frieden unter suboptimalen bedingungen.
2.sie geht mit der EU und blutet das land weiter aus mit der perspektive auf den tag X wo entweder der endsieg oder wahrscheinlichet die endniederlage zu buche steht.
Soviel zur unseligen rolle der EU,welche momentan die wohlverdienten fruechte ihres versagens erntet
Dass der ami nicht mehr an der meinung der EU interessiert ist erscheint nur logisch und sogar richtig.