Türkei/SyrienZahl der Toten steigt unaufhörlich – Schlechtes Wetter erschwert Rettungsarbeiten

Türkei/Syrien / Zahl der Toten steigt unaufhörlich – Schlechtes Wetter erschwert Rettungsarbeiten
Syrische Weißhelme haben mit dem Bürgerkrieg in ihrem Land jahrelange Erfahrung im Bergen von Menschen aus zerstörten Wohnhäusern Foto: AFP/Omar Haj Kadour

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Mit Hochdruck suchen die Rettungskräfte einen Tag nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien nach Überlebenden. Eisige Temperaturen und Regen erschweren die Suche in den Trümmern.

Die Zahl der Toten stieg auf über 7.200, mehr als 5.430 davon in der Türkei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus. Er gelte für drei Monate in zehn Provinzen im Süden des Landes, sagte Erdogan am Dienstag. Zugleich erklärte er die Region zum Katastrophengebiet. International lief die Hilfe an, erste Teams trafen im Katastrophengebiet ein. 70 Länder hätten inzwischen ihre Unterstützung bei den Such- und Rettungsmaßnahmen angeboten, sagte Erdogan.

„Es ist ein Wettlauf mit der Zeit“, sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Jede Minute, jede Stunde, die verstreicht, schmälert die Chancen, noch jemanden lebend zu finden.“ In der Nacht zum Montag hatte ein erstes schweres Beben die Grenzregion erschüttert, am frühen Montagnachmittag folgte ein zweites. Tausende Gebäude stürzten ein, Zehntausende Menschen wurden verletzt. Viele verbrachten die Nacht zu Dienstag aus Angst vor Nachbeben auf den Straßen, in ihren Autos oder in Notunterkünften. Die türkische Regierung plant Präsident Erdogan zufolge, Betroffene vorübergehend auch in Hotels in der westlich gelegenen Tourismusmetropole Antalya unterzubringen.

13,5 Millionen Menschen betroffen

In der Türkei sind den Behörden zufolge 13,5 Millionen Menschen betroffen. Das Gebiet erstreckt sich in der Türkei über 450 Kilometer von Adana im Westen bis Diyarbakir im Osten und über 300 Kilometer von Malatya im Norden bis Hatay im Süden. Syrische Behörden meldeten Tote auch aus Hama im Süden, etwa 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt.

Die Zahl der Toten dürfte Experten zufolge weiter steigen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, befürchtet, dass Tausende Kinder darunter sein dürften. Das Beben in der Türkei war das schwerste seit einem Beben ähnlicher Stärke im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen ums Leben kamen.

In den Städten warteten Überlebende verzweifelt auf Rettungskräfte. „Sie machen Geräusche, aber niemand kommt“, klagte Deniz wie andere Bewohner der südtürkischen Mittelmeer-Provinz Hatay auch. 13.740 Such- und Rettungskräfte wurden laut der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad in die Erdbebenregion entsandt. Allerdings ist das Ausmaß der Schäden enorm.

Syrien will Aufhebung der Sanktionen

In Syrien öffneten Moscheen ihre Pforten, um Betroffene aufzunehmen. Nach Angaben der Regierung und von Rettungskräften in den von der Regierung kontrollierten Regionen und von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten des Landes starben mindestens 1.832 Menschen. Auch hier werden noch viele Opfer unter den Trümmern vermutet. Die Region hatte schon unter dem syrischen Bürgerkrieg besonders zu leiden. Zerstörte Straßen und der harte Winter erschweren den Vereinten Nationen zufolge die Rettungsarbeiten. In Hama wurden am Dienstag die ersten Toten beerdigt. „Es ist schrecklich“, sagte Abdallah al-Dahan, ein Einwohner der Stadt. „In meinem ganzen Leben habe ich so was noch nicht gesehen, bei allem, was uns schon widerfahren ist.“

Der Chef des syrischen Roten Halbmonds, Chaled Habubati, rief die EU zur Aufhebung ihrer Sanktionen und zu Hilfslieferungen auf. „Nach diesem Erdbeben ist die Zeit gekommen“, sagte er. Die syrische Regierung versicherte, dass Hilfsgüter auch in die nicht von Damaskus kontrollierten Gebiete des Landes weitergeleitet würden.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. In der Türkei stürzten laut Staatschef Recep Tayyip Erdogan fast 3.000 Gebäude in insgesamt sieben Provinzen ein, darunter die staatlichen Krankenhäuser in Iskenderun und Adiyaman. (Reuters/AFP)