Bislang war der Name Georgios Anastassopoulos in Luxemburg höchstens Politik-Nerds bekannt – und Xavier Bettel. Aber wäre Jean-Claude Juncker noch Staatsminister ohne Georgios Anastassopoulos? Oder wäre Xavier Bettels Abschlussarbeit an der Universität Nancy aus dem Jahr 1999 bloß um neun Seiten kürzer?
Das Online-Magazin Reporter hat am Dienstag aufgedeckt, dass der Luxemburger Premier für seine Abschlussarbeit abgeschrieben hat, und nennt das ganze Werk „ein eindrucksvolles Sammelsurium aus abgeschriebenen Passagen“. Wer ist also der Mann, mit dessen Gedanken Bettel einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner 56 Seiten „Vers une réforme possible des modes de scrutin aux élections du Parlement européen?“ füllte?
Georgios Anastassopoulos wird 1935 unweit von Athen in der malerischen Kleinstadt Kifissia geboren. Der Ort war bereits in der Antike bei Reichen beliebt. Auch zu Zeiten von Anastassopoulos’ Geburt in für Griechenland aufwühlenden politischen Zeiten ist Kifissia ein beliebtes Ausflugsziel der Athener. Wer es sich als Hauptstädter leisten konnte, genoss in seinem Ferienhaus im Pendeli-Gebirge 300 Meter über dem Meeresspiegel die frische Luft.
Nach dem Schulabschluss studiert Anastassopoulos Recht am King’s College London und Journalismus in den USA. Später promovierte er in Rechtswissenschaften in Athen.
Anschließend beginnt für Anastassopoulos eine lange journalistische Karriere. Den Durchbruch schafft er bei der liberal-konservativen, traditionell der konservativen Nea Dimokratia nahestehenden Tageszeitung Kathimeriní, wo er zum angesehenen politischen Journalisten aufsteigt. In einem Beitrag in der rechts-konservativen Athener Wochenzeitung Vradyni kritisierten er und unter anderem der spätere Premier Konstantinos Karamanlis 1973 das Militärregime scharf. Die Zeitung wurde verboten, die Junta aber brach im Folgejahr zusammen.
Mit der Rückkehr Griechenlands zur Demokratie übernimmt Anastassopoulos die Leitung der Athener Nachrichtenagentur. Was ihn nicht daran hindert, auch politisch als Sprecher in der Regierung Karamanlis aktiv zu werden. In den Jahren 1983 und 1984 leitet er die Tageszeitung Messimvrini und engagiert sich stark im Journalismus in Griechenland. Verstorben ist Georgios Anastassopoulos 83-jährig im Juli 2019.
Im Jahr 1984 wird Anastassopoulos auf der Liste der christdemokratischen Neuen Demokratie in das Europäische Parlament gewählt. Später wird er noch als Unesco-Botschafter wirken. Das Amt des Vizepräsidenten im Europaparlament bekleidet der Mann aus Kifissia viermal zwischen 1989 und 1999 – dem Jahr, in dem Xavier Bettel sich jenen Europaparlamentsbericht des Griechen wohl etwas zu sehr zu Herzen genommen hat, wie nicht nur ganz Luxemburg inzwischen weiß.
Das allermeiste, was Sie hier über Georgios Anastassopoulos lesen konnten, finden Sie so ähnlich auch auf Wikipedia. Voilà, Quellen offengelegt. War gar nicht so schwer. (A.B.)
De Maart
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