„Wir machen Jagd auf Verdächtige“

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Die Fahndung nach dem Bombenleger von London läuft auf Hochtouren.

Nach dem Anschlag in der Londoner U-Bahn mit 29 Verletzten fahndet die britische Polizei intensiv nach den Tätern. Der Chef der Anti-Terror-Ermittler, Mark Rowley, sagte am Freitagabend: „Wir machen Jagd auf Verdächtige.“ Er sprach von „wirklich guten Fortschritten“, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe aus.

In ganz Großbritannien waren tausend zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz. Chefermittler Rowley sagte, der am Freitagmorgen in der Metro explodierte Sprengsatz sei gezielt dort deponiert worden. Die Fahndung nach dem Täter und möglichen Komplizen werde ergebnisoffen geführt. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag für sich reklamiert. Die Regierung erhöhte die Terrorwarnstufe von „ernst“ auf „kritisch“, wie Premierministerin Theresa May bekannt gab.

Die höchste Terrorwarnstufe bedeutet, dass nach Einschätzung der Behörden ein weiteres Attentat unmittelbar bevorstehen könnte. May sprach von einem „feigen Anschlag“ in der U-Bahn. Ziel sei es gewesen, „schweren Schaden anzurichten“. Die Polizei hat für das Wochenende die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft. In London und anderen Städten sind rund tausend Polizisten zusätzlich abgestellt. Sie sollen schwerpunktmäßig die U-Bahn und andere Verkehrswege absichern.

Auch das Militär ist im Einsatz. Der Sprengsatz war im morgendlichen Berufsverkehr in einem U-Bahn-Waggon an der Station Parsons Green im Westen Londons detoniert. Augenzeugen berichteten von einem großen „Feuerball“. Die meisten Opfer erlitten nach Polizeiangaben Verbrennungen, andere wurden in der allgemeinen Panik niedergetrampelt. Nach Angaben der Rettungskräfte schwebte keines der Opfer in Lebensgefahr. Ein von einem Nutzer im Internet verbreitetes Foto zeigte den mutmaßlichen Sprengsatz, einen weißen Eimer, aus dem offenbar Drähte ragten.

Britische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, der Sprengsatz sei mit einem Zeitzünder versehen gewesen, die Zündung habe aber nicht richtig funktioniert. Angaben von US-Präsident Donald Trump, die Attentäter seien im Vorfeld „im Visier von Scotland Yard“ gewesen, bestätigten die britischen Behörden nicht. Die Londoner Polizei sprach von einer „nicht hilfreichen Spekulation“, Premierministerin May betonte, es sei „nie hilfreich, wenn jemand über eine laufende Ermittlung spekuliert“.

Augenzeugen des Anschlags beschrieben chaotische Szenen: „Die Leute fielen übereinander“, berichtete die Lehrerin Sally Faulding. „Es gab Panik, die Leute schrien“, sagte ein anderer Passagier.

In Großbritannien hatten Islamisten zuvor seit März bereits vier Anschläge verübt, bei denen insgesamt 35 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Drei Anschläge ereigneten sich in London, der vierte und schwerste in Manchester. Dort riss ein Selbstmordattentäter nach einem Pop-Konzert der US-Sängerin Ariana Grande im Mai 22 Menschen mit in den Tod. Zu den Anschlägen bekannte sich der IS.