Samstag25. Oktober 2025

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Maisons relais„Wir haben leider keinen Platz für Ihr Kind“: Wie frustrierte Eltern nach Lösungen suchen

Maisons relais / „Wir haben leider keinen Platz für Ihr Kind“: Wie frustrierte Eltern nach Lösungen suchen
In der Schifflinger „Maison relais“ in der Cité op Hudelen werden aktuell 350 Kinder betreut Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Frustration in Schifflingen ist groß – es gibt keine freien Plätze mehr in der „Maison relais“. Der Bürgermeister weist die Schuld von sich, während betroffene Eltern versuchen, Lösungen für ihr Kind zu finden. Ein Problem, das nicht nur in Schifflingen für Unmut sorgt.

Chiara* wird im kommenden Jahr sechs Jahre alt und erreicht somit das Alter für den Eintritt in den „Cycle 2“ der Luxemburger Grundschule. Ihre Eltern sind beide berufstätig und Chiara ist auf einen Platz in der „Maison relais“ angewiesen, um außerhalb der Schulzeiten versorgt zu sein. Die Familie wohnt in Schifflingen – eine Gemeinde, die mittlerweile mehr als 11.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Den Eltern gehen die Optionen aus: Chiara wird mit ihren sechs Jahren zu alt sein, um weiterhin in der Kindertagesstätte zu bleiben.

In Schifflingen sind rund 1.000 Kinder in den Grundschulen der Gemeinde registriert, aktuell gibt es eine „Maison relais“ in der Cité op Hudelen, die insgesamt 350 Kinder beherbergen kann, und weitere 114 Plätze in dem Gebäude der Grundschule „Nelly Stein“. „Wir haben Chiara im vergangenen Februar angemeldet und uns wurde mitgeteilt, dass es keine freien Plätze mehr gibt. Erst Ende Juli bekämen wir eine Antwort, ob unsere Tochter angenommen wird oder nicht“, so die Mutter der Fünfjährigen. „Es war uns nicht bewusst, dass die Situation so angespannt ist.“ Da die dreiköpfige Familie nicht so lange auf eine Antwort warten könne, stehe sie mit einer „Crèche“ im Austausch, um eine Alternative zu finden. 

Der Schifflinger Bürgermeister Paul Weimerskirch ist sich der Situation in den „Maisons relais“ bewusst, rechnet aber bald mit einer Beruhigung
Der Schifflinger Bürgermeister Paul Weimerskirch ist sich der Situation in den „Maisons relais“ bewusst, rechnet aber bald mit einer Beruhigung Foto: Editpress/Tania Feller

Bildungsplan mit Verzug

Die Warteliste in Schifflingen umfasse zurzeit rund 140 Kinder, davon stammt die erste Anmeldung vom Februar 2024. „Wir haben als Gemeinde mit einem Bildungsplan reagiert, aber die Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Bürgermeister Paul Weimerskirch (CSV) gegenüber dem Tageblatt. Die Rede ist vom „Masterplan Bildungslandschaft Schëffleng“, an dem die Gemeinde seit 2018 arbeitet: Bis 2033/34 sollen bis zu 1.440 Schülerinnen und Schüler einen Platz in den „Maisons relais“ bekommen, bei einer Hochrechnung von rund 1.700 Grundschulkindern. 

Bereits vor vier Jahren sollte die „Albert Wingert“-Schule erweitert werden und neuen Raum für 250 Maison-relais-Plätze bieten, im September 2022 sollten anschließend die Umbauarbeiten an der Grundschule „Lydie Schmit“ stattfinden. Auch das Bildungshaus „Nelly Stein“ sollte mit einer Kapazität von 180 Plätzen die Situation rund um die Betreuungseinrichtung entlasten: Durch Covid habe sich der ganze Plan jedoch verändert und nach hinten verschoben, sodass erst ab kommendem Jahr mit einer Beruhigung zu rechnen sei. Schifflingen ist hierbei kein Einzelfall, auch in Esch schallen verärgerte Elternstimmen auf – denn auch hier kämpfen die Verantwortlichen gegen lange Wartelisten an.

Landesweites Phänomen

„Die Platznot ist in Esch bereits seit Jahren ein Thema“, erzählt ein Vater gegenüber dem Tageblatt. „Anstatt dem Platzmangel strukturell entgegenzuwirken, hat die Escher Gemeinde die Zulassungskriterien einfach verschärft.“ Dies erschwere seitdem die Zulassung zu den Häusern und habe die Anzahl an Kindern, die keinen Platz bekommen, verringert – die Prozedur sei allerdings alles andere als fair. In den meisten Gemeinden bestimmen die Tageseinrichtungen ihre Kriterien selbst, in Schifflingen greife die Gemeindeverwaltung laut Weimerskirch nur bedingt ein. Eine weitere, große Herausforderung sei die Inkohärenz der Bauvorschriften für Betreuungseinrichtungen: „Sie weichen aktuell in vielen Punkten von den Vorschriften für herkömmliche Schulgebäude ab, der Bau von ‚Maisons relais‘ verlangt viel Fachwissen und eine genaue Planung“, sagt Paul Weimerskirch. Man könne nicht von heute auf morgen Gebäude aus dem Boden sprießen lassen. 

In den allgemeinen Zulassungskriterien der Strukturen wird etwa festgehalten, dass Kinder mit alleinerziehenden Elternteilen, Kinder aus Familien mit Schutzstatus oder Kinder mit berufstätigen Eltern Vorrang haben. So also auch Chiara, wobei die Zahl der alleinerziehenden Elternteile steigt und auch die Haushalte, in denen beide Elternteile arbeiten, ist hoch – die Nachfrage wird demnach nicht geringer. Das Bildungsministerium betont auf Nachfrage des Tageblatt, das Koalitionsabkommen der aktuellen Regierung sehe vor, dass bis zum Jahr 2030 jedes Kind in Luxemburg einen Platz in einer Betreuungseinrichtung bekommt. Eine Vereinfachung der administrativen Vorgänge, eine verstärkte Unterstützung der Gemeinden und unterschiedlichen Akteure und eine gezielte Kommunikation durch das Ministerium sollen unter anderem zu der Weiterentwicklung der Betreuungsprogramme beitragen.

Paul Weimerskirch blickt positiv in die Zukunft: „Schifflingen wird in den kommenden Jahren in der Lage sein, rund 90 Prozent der Schüler in ‚Maisons relais‘ unterzubringen“, so der Bürgermeister. „Damit werden wir landesweit einen guten Durchschnitt erlangen.“ Die Kritik, den Bau von notwendigen Kindereinrichtungen bei der Stadtplanung versäumt zu haben, weist Weimerskirch entrüstet von sich: „Wir geben stets unser Bestes und haben konkrete Ziele vor Augen: Bald werden wir die Frustration der Eltern beilegen können, es dauert eben nur etwas länger als geplant.“

* Name wurde geändert


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JJ
13. Juni 2025 - 18.43

Wir sollten vielleicht nicht den Mond mit Sonden beschießen sondern das Geld für Irdisches ausgeben und damit ist kein Velodrom oder Stadion gemeint.

Reinertz Barriera Manfred
13. Juni 2025 - 17.09

Das nennt man Versagen auf der ganzen Linie...

Grober J-P.
13. Juni 2025 - 15.35

Und Oma und Opa können leider nicht helfen, wie bei uns damals. Frau dann mal in den Dauerurlaub geschickt. Haute bekommt sie eine "Mammenrente."