Donnerstag23. Oktober 2025

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MedizinWieso Luxemburg eine Kooperation mit der Universität von Kyoto anstrebt

Medizin / Wieso Luxemburg eine Kooperation mit der Universität von Kyoto anstrebt
Ulf Nehrbass sieht einige positive Aspekte für Luxemburg an einer Zusammenarbeit mit dem Cira-Institut in Japan Foto: SIP/Emmanuel Claude

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Luxemburg könnte von einer Zusammenarbeit mit der Universität von Kyoto profitieren. Dr. Ulf Nehrbass vom LIH erklärt, was die Vorteile wären und mit welchem Gefühl er nach Hause fliegt.

Die japanische Stadt Kyoto wurde 1997 mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls weltberühmt. Damals wurde erstmals in einem völkerrechtlichen Vertrag festgelegt, die Emissionen von Treibhausgasen zu senken. Große Hoffnungen wurden in das Abkommen gesetzt, doch der durchschlagende Erfolg blieb aus.

Auch die Medizin setzt große Hoffnungen in Kyoto – genauer gesagt in das Center for iPS Cell Research and Application (CiRA). Die dort entwickelten induzierten pluripotenten Stammzellen, kurz iPS-Zellen, gelten als Meilenstein der regenerativen Medizin. Sie ermöglichen es, Zellen unterschiedlichster Organe im Labor herzustellen. Krankes Gewebe kann so ersetzt werden, was der Heilung von Krankheiten wie ALS oder auch Alzheimer deutlich näherkommt. iPS-Zellen helfen zudem dabei, die Wirksamkeit von Medikamenten besser zu testen.

Ethische Bedenken

Die Entdeckung der iPS-Zellen im Jahr 2006 sorgte für große Erleichterung in der Medizin. Nun musste man nicht mehr auf Stammzellen vom Embryos zurückgreifen, eine Praktik, die sehr umstritten war, da für ihre Gewinnung der Embryo zerstört werden musste. Doch bereits zwei Jahre nach seinem Durchbruch mit den iPS-Zellen führte Professor Yamanaka auch hier ethische Bedenken an. Zum Beispiel kann es sein, dass das Erbgut bei der Herstellung der iPS-Zellen verändert und an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Zudem könnten theoretisch Ei- und Spermazellen eines jeden Menschen ohne dessen Wissen oder Einverständnis erzeugt werden, und das ganz egal wie alt die Person ist. Theoretisch kann sie sogar verstorben sein, da es lediglich gewöhnliche Körperzellen braucht, um iPS-Zellen herzustellen, die dann wieder zu den unterschiedlichsten Zellen – z.B. Ei- oder Spermazellen – umfunktioniert werden können. Aus diesen Gründen beschäftigt sich das CiRA in Kyoto auch intensiv mit ethischen und rechtlichen Fragen um die iPS-Zellen. 

Auch Ulf Nehrbass, CEO des Luxembourg Institute of Health (LIH), zeigt sich überzeugt. „Es wird als eine vielversprechende Technologie betrachtet“, sagt Nehrbass, der Teil der Luxemburger Delegation in Kyoto ist. Besonders hervorzuheben sei, dass der Übergang von der Forschung zum Patienten bei iPS-Zellen bereits möglich erscheint. In der Zelltherapie, bei der gesunde Zellen kranke ersetzen sollen, laufen bereits klinische Studien. Bei Erkrankungen der Netzhaut stehe man laut Nehrbass kurz vor der Zulassung, bei anderen – etwa Parkinson – laufen klinische Tests. Sobald eine Therapie zugelassen ist, würde man sie auch gerne in Luxemburg den Patienten anbieten. Eine Kooperation mit dem CiRA wäre für Nehrbass deshalb von großer Bedeutung. „Es wäre sehr spannend, und dafür sind wir ja auch hier.“

Mit dem Zentrum für klinische und translationale Forschung (LCTR) sei Luxemburg laut Nehrbass inzwischen gut aufgestellt. „Wir sind damit in der Lage, klinische Studien durchzuführen. Jetzt ist es an uns, solche Partnerschaften auszubauen.“


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Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren vor allem in der Parkinson-Forschung einen Namen gemacht. Auch hier kommen iPS-Zellen bereits zum Einsatz. „Wir haben in Luxemburg Forscher wie Professor Schwamborn, der von Parkinson-Patienten solche Zellmodelle erstellt und damit Tests durchführt, um Wirkstoffe mit tatsächlicher Effizienz zu finden“, erklärt Nehrbass.

Aus Luxemburger Sicht sei eine Kooperation im Bereich der Zelltherapie besonders relevant. Der Besuch von Erbgroßherzog Guillaume habe erste Türen geöffnet und den Austausch mit potenziellen Partnern ermöglicht. Konkrete Vereinbarungen gab es am Dienstag noch nicht. „Ich gehe fort mit dem klaren Gefühl, dass wir hier Partner haben, die mit uns möglicherweise auch arbeiten wollen“, zeigt sich Nehrbass optimistisch. (cs)