Freitag24. Oktober 2025

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Leichtathletik„Wieder etwas nervös“: Bob Bertemes startet erstmals bei einem Marathon

Leichtathletik / „Wieder etwas nervös“: Bob Bertemes startet erstmals bei einem Marathon
Bob Bertemes sicherte sich bei der Route du Vin den Meistertitel im Halbmarathon Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Bob Bertemes hatte sich schon lange vorgenommen, einen Marathon zu laufen. Am Sonntag ist es endlich so weit. Der 31-Jährige gibt beim Frankfurt-Marathon, bei dem auch die luxemburgischen Meistertitel vergeben werden, sein Debüt auf der mythischen Distanz von 42,195 Kilometern – und spürt dabei wieder die verlorene „positive Aufregung“.

Bob Bertemes ist in seiner Karriere schon viele Rennen gelaufen. Nervosität kennt er dabei eigentlich keine mehr. Doch an diesem Sonntag wird das anders sein. Wenn der 31-jährige Luxemburger um 10.00 Uhr beim Frankfurt-Marathon an den Start geht, wird eine „positive Aufregung“ mit dabei sein. Es ist auch einer der Gründe, warum er sich dazu entschieden hat, erstmals die mythische Distanz von 42,195 Kilometern zu laufen.

„Ich war vor meinen Rennen eigentlich nie besonders nervös, eher positiv aufgeregt“, sagt Bertemes. „Dieses Gefühl habe ich in den letzten Jahren aber ein wenig verloren.“ Als erfahrener Athlet kann er seine Leistungsfähigkeit präzise einschätzen. Vor einem Halbmarathon etwa weiß er bei normalen Bedingungen ziemlich genau, welche Zeit er laufen wird – auf 30 Sekunden genau. „Zuletzt fehlte mir deshalb das gewisse Excitement. Der Marathon ist jetzt für mich ein ganz neues Abenteuer – und deshalb bin ich tatsächlich wieder etwas nervös.“

Neue Prioritäten

Vor allem, weil die Strecke viele Unbekannte bereithält. Die größte Herausforderung sieht Bertemes dabei aber nicht in der Länge der Distanz, sondern im Bereich der Nahrungsaufnahme während des Rennens. „Ich habe ein relativ großes theoretisches Wissen über den Marathon, weil ich selbst viele Leute trainiere, die Marathon laufen. Ich kenne die Trainingsdaten und sehe, was im Rennen funktioniert – aber mir fehlen die eigenen Erfahrungswerte. Beim Marathon kann einiges schiefgehen: Krämpfe, Ernährung – gerade das Thema Nutrition habe ich noch nicht so im Griff, wie ich es gerne hätte. Wenn das am Tag selbst gut klappt, bin ich aber zuversichtlich, meine Ziele zu erreichen.“

Mit dem Gedanken, einen Marathon zu laufen, beschäftigt sich Bertemes schon länger. „Ich hätte eigentlich gerne schon früher einen Marathon gemacht, aber ich hatte immer noch Ziele auf den kürzeren Distanzen“, erzählt er. Den Marathon verschob er deswegen immer in die Zukunft.

Ich hätte eigentlich gerne schon früher einen Marathon gemacht, aber ich hatte immer noch Ziele auf den kürzeren Distanzen

Bob Bertemes, Langstreckenläufer

Mittlerweile haben sich seine Prioritäten jedoch geändert. „Ich habe nicht mehr genug Zeit, um die kürzeren Distanzen so zu trainieren, dass ich mich noch verbessern kann. Es ist ein bisschen kontradiktorisch, weil ich für den Marathon auch mehr Zeit bräuchte. Ich will aber jetzt auch einfach den Marathon laufen, um das einmal getan zu haben und mich als ‚Marathoni’ bezeichnen zu können“, so Bertemes lachend.

Organisatorisch passt das Marathontraining zudem besser in seinen Alltag. Während er früher zwei kürzere Einheiten pro Tag absolvierte, trainiert er jetzt einmal täglich, dafür aber länger, um sich an die größere Distanz zu gewöhnen. „Das Pensum ist weniger, dafür mache ich mehr am Stück, was die Sache für mich vor allem organisatorisch einfacher macht.“

Für sein Debüt hat sich Bertemes bewusst den Frankfurt-Marathon ausgesucht. Das Rennen liegt nicht nur geografisch nah, sondern gilt auch als schnell. „Das war mir wichtig, damit meine Leistung repräsentativ ist für das, was ich körperlich draufhabe“, so der Celtic-Läufer. Dass gleichzeitig die luxemburgische Meisterschaft im Rahmen des Laufs in Frankfurt ausgetragen wird, sieht der nationale Titelträger im Halbmarathon als willkommene Ergänzung. „Das ist eine glückliche Fügung. Ich sage da sicher nicht nein – ich denke auch, dass ein Podium machbar ist – aber ich laufe das Rennen nicht mit dem Gedanken, dass ich auf die Meisterschaften aufpassen muss. Ich will den Marathon einfach so gut wie möglich laufen.“

Verschiedene Szenarien

Als Bertemes im April beschloss, in Frankfurt zu starten, hatte er sich eine Zielzeit von 2:20 Stunden gesetzt. Doch weil seine Trainingsgruppe „Sauerbeen“ inzwischen stark gewachsen ist und er beruflich stärker eingespannt war, lief die Vorbereitung nicht ganz wie geplant. „Deshalb lautet mein Ziel jetzt 2:25 Stunden – im Idealfall etwas schneller.“

Ob nach Frankfurt weitere Marathons folgen werden, lässt Bertemes offen. „Am Sonntag sind verschiedene Szenarien möglich: Ich laufe gut, bin happy – und hake das Kapitel ab. Oder es läuft schlecht, sodass eine Rechnung mit dem Marathon offen bleibt und ich es deswegen noch mal machen will. Oder es läuft gut und ich merke, dass noch Potenzial da ist – dann hätte ich auch Lust, es wieder zu versuchen.“

Wie es weitergeht, wird Bertemes aber erst mit ein paar Wochen Abstand entscheiden. „Ich bin im Moment auch an dem Punkt, wo ich zwar immer noch sehr gerne laufe und ich bin auch immer noch sehr kompetitiv – ich habe aber auch andere Prioritäten“, sagt er. „Sportlich gesehen ist es mir mittlerweile ein bisschen wichtiger, dass meine Athleten gut performen, als dass ich selbst gut performe. Wichtig für mich ist, dass ich etwas habe, worauf ich mich vorbereiten kann und das mich auch wirklich begeistert.“