4. November 2025 - 7.13 Uhr
Akt.: 4. November 2025 - 11.30 Uhr
Colmar-BergWie „Nelsons Haff“ vom zerfallenden Gehöft zum bezahlbaren Wohnraum wurde
                              Zum besseren Verständnis müssen wir die Geschichte des Conzemius-Hofs aufrollen, der später im Volksmund den Namen „Nelsons Haff“ bekam. Das Gehöft war einst von der Familie Nelson bewohnt (nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Inhaberin, Frau Conzemius, einen amerikanischen General namens Nelson kennengelernt und geheiratet). Das eigentliche Wohnhaus war Zeuge einer Zeit, in der die Landwirtschaft in Luxemburg noch blühte. Es war ein herrschaftliches Haus, das u.a. durch seine sehr selten zu sehenden gewölbten Fenster hervorstach.
Im Laufe der Jahre wurde das Gehöft immer größer: So wurde entlang der Straße, die zum großherzoglichen Schloss führt, ein zweites Wohnhaus angebaut, dazu kamen Stallungen und Scheunen (auf der Seite des heutigen Fahrradweges) und ein großer Innenhof. 1986 ging zum ersten Mal die Rede davon, dass das Gehöft sowie die angrenzenden Wiesen und Felder zum Verkauf stehen würden. Während im Sitzungsaal der Gemeinde noch kontrovers um den eventuellen Kauf des „Nelsons Haff“ diskutiert und polemisiert wurde, kaufte ein Privatmann das gesamte Areal auf.
Der neue Eigentümer reichte zwei Jahre später einen Bebauungsplan für fünf Einfamilienhäuser auf den Wiesen neben dem leerstehenden Gehöft ein, den Hof selbst veräußerte er an die Firma Rollinger. Dann ging es Schlag auf Schlag: Ein Teil der Gebäude wurde abgerissen, ein anderer Teil an einen Holzhändler vermietet, in den beiden einstigen Wohnhäusern wurden kleine Ein-Zimmer-Wohnungen eingerichtet, die ebenfalls vermietet wurden.
Damit begann der Zerfall des einst so herrschaftlichen Gebäudes. Als der Komplex in einem desaströsen Zustand dahinvegetierte, kaufte der „Fonds du logement“ mithilfe der Gemeinde Colmar-Berg die übriggebliebenen Bauten auf. Nächtliche Besucher sorgten dafür, dass ein Flügel des Hofes den Flammen zum Opfer fiel, die Fenster und Türen der anderen Bauten wurden daraufhin zugemauert.
Es dauerte und dauerte …
Der „Fonds du logement“ hatte dem Gemeinderat 2005 ein Projekt zum Umbau des „Nelsons Haff“ vorgelegt, das aber nie in die Realität umgesetzt wurde. Ein Jahr später gab es einen Antrag des „Fonds du logement“, ein der Gemeinde gehörendes Areal gegenüber dem Gehöft mit in ihr Ursprungsprojekt einbeziehen zu können. Das Renovierungsprojekt des früheren Nelson-Hauses sah sechs Wohneinheiten und ein Restaurant vor. Dazu sollte ein Neubau mit zwölf Mietwohnungen gebaut werden. Auf dem oben erwähnten Grundstück wollte der Fonds eine Immobilie mit weiteren 17 Mietwohnungen und insgesamt acht Reihenhäuser errichten. Der Antrag wurde damals mit sechs gegen drei Stimmen vom Gemeinderat zurückgewiesen.
Ab dann war es still um den „Nelsons Haff“, der weiter ein trostloses Dasein fristete. An der Zufahrtsstraße zum großherzoglichen Schloss gelegen, waren die Bauten wahrlich keine Augenweide. Zu einem gewissen Moment wurde der „Fonds du logement“ sogar aufgefordert, die Fassade des Gehöfts mit einer bemalten Plane abzudecken, um das Elend zu verstecken. Es vergingen weitere zwölf Jahre, bis sich endlich etwas am früheren Gehöft tat. Die erste Bauphase sah die Renovierung des Hauptgebäudes vor (hier richtete die Arcus asbl. ein Foyer für Jugendliche ein), im Nebengebäude, dessen ursprünglichen Haupt- und Nebenfassaden ebenfalls wie das Wohnhaus erhalten wurden, entstanden drei Wohnungen mit einer jeweiligen Wohnfläche von um die 114 Quadratmeter.
Sieben Jahre später konnten die Verantwortlichen des „Fonds du logement“, zusammen mit u.a. Wohnungsbauminister Claude Meisch und Bürgermeisterin Mandy Arendt, am vergangenen Donnerstag den zweiten Teil des Projekts seiner Bestimmung übergeben. Dabei handelt es sich um sechs Einfamilienhäuser hinter dem Haupthaus. Diese Häuser, die nach dem Prinzip des bezahlbaren Wohnraums gebaut wurden, verfügen im Erdgeschoss nebst Eingangsbereich über einen lichtdurchfluteten Wohnraum mit einer offenen sowie fertig eingerichteten Küche, von der man einen direkten Zugang zur Terrasse und zum Garten hat. In der ersten Etage gibt es drei Schlafzimmer und ein Badezimmer, im Dachgeschoss befinden sich das Elternschlafzimmer und ein Duschraum. Zum Haus gehören jeweils ein Stellplatz im Carport sowie ein zusätzlicher Parkplatz im Außenbereich. Als Architekt zeichnete das Büro „Jonas Architectes“ aus Ettelbrück verantwortlich. Die Kosten dieses Projekts, die vom Wohnungsbauministerium bezuschusst wurden, beliefen sich ohne Mehrwertsteuer und Honorare auf 5.091.708,63 Euro.
		    		
                    De Maart
                
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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